324 Gelände erlöſen würden, ein noch ſehr in Dunkel gehüllter Preis wäre, und daß es falſch wäre, hier den Magiſtrat durch eine Zahl zu binden und viel⸗ leicht am Verkauf zu hindern. Wir würden ſonſt unter Umſtänden den Fehler machen, den ich mir ſchon in meinen erſten Ausführungen zu rügen er⸗ laubte, nämlich den, daß wir die Anleihe ſo knapp bemeſſen, daß nachher immer wieder neue Anleihen die Fehler der alten gut machen müſſen, ſo daß eine Anleihe gleichſam in ſich ſelbſt neue Anleihen gebiert. Deshalb halte ich es auch für richtig, wie der Ausſchuß beſchloſſen hat, die volle Summe, die der Magiſtrat vorſchlägt, zu belaſſen. Wird ſie nicht gebraucht, deſto beſſer. Meine Herren, ein großer Teil der Beratung war den Untergrundbahnprojekten gewidmet. Ich ſage: Projekten, obgleich das eigentlich nicht richtig iſt; denn das Kurfürſtendammprojekt hat keine Diskuſſion irgendwelcher Art erfordert. Deſto er⸗ giebiger haben wir uns über die Pläne bezüglich der Strecke Wilhelmplatz — Guſtav⸗Adolf⸗Platz unterhalten. Von Gegnern dieſer Vorlage wurde hervorgehoben, daß zunächſt die Stadt Charlotten⸗ burg und auch die Hochbahngeſellſchaft ſich mit Untergrundbahnprojekten ſchon derartig belaſtet haben, daß für die nächſten drei Jahre gar nicht daran zu denken wäre, daß ein neues Projekt zur Durchführung kommen könnte. Weiter wurde darauf hingewieſen, daß ein eigentlicher Gemeinde⸗ beſchluß, in dieſem Sinne vorzugehen, nicht vor⸗ läge, und daß es auch zum mindeſten zweifelhaft ſein könnte, ob der Bau dieſer Strecke gerade dasjenige mit ſich bringen würde, was man von der Unter⸗ grundbahn im allgemeinen erhofft, nämlich eine raſche und gute Entwicklung. Das wurde be⸗ zweifelt. Es wurde behauptet, daß die Preiſe, die eine derartige Luxus⸗ und Schnellbahn nun einmal für die Beförderung nehmen muß, ſo hoch ſeien, daß für die Einwohnerſchaft, die für jenes Viertel im weſentlichen in Frage kommt, die Benutzung der Bahn zu teuer ſei; es wäre ohne weiteres erſichtlich, daß eine Bahn, die nicht benutzt würde, auch zur Aufſchließung und zur Hebung der Bebauung nicht beitragen könnte. Endlich wurde geſagt: ſind wir mit dem Projekt im Reinen und ſehen wir klar, was in einiger Zeit vielleicht der Fall ſein wird, ſo wird es uns ja immer noch unbenommen ſein, eine beſondere Anleihe für dieſen Zweck zu beantragen. Wir werden ſie dann auch bewilligt erhalten, und das um ſo mehr, weil die hier eingeſetzten 4 130000 zwar eine auf Berechnungen beruhende, aber doch immerhin in gewiſſem Sinne gegriffene Zahl dar⸗ ſtellen, ſo daß es ſehr wohl zu einer Vergrößerung dieſer Summe kommen könnte. Auf der andern Seite wurde nun hervorgehoben, daß doch eine ge⸗ wiſſe Beſchleunigung notwendig wäre, ſchon um deswillen, weil mit der Ausführung dieſes Pro⸗ jektes gleichzeit ig auch unter allen Umſtänden die Neuherſtellung der Caprivibrücke verbunden werden müßte, die dringend erforderlich ſei. Es wurde weiter betont, daß gerade eine Schnellbahn in dieſer Gegend nötig ſei, weil ſie ſowohl vom Zentrum Charlottenburgs als auch Berlins ſo entfernt läge, daß nur eine Schnellbahn eine Entwicklung der Verhältniſſe in raſcherem Tempo zuwege bringen könnte. Ferner wurde bemerkt, daß es doch auch ſchlecht angängig ſei, eine derartig kleine Anleihe von 6,7 Millionen lediglich für dieſen Zweck aufzunehmen, und daß es ſehr leicht geſchehen könnte, daß ſie uns nicht bewilligt würde. Es Sitzung vom 29. Juni 1910 wurde auch darauf hingewieſen, daß, wenn auch die Annahme zuträfe, daß die Bewohnerſchaft dort nicht an Einkommenſteuer ſo viel aufbringen würde, wie den Opfern für die Bahn entſpräche, doch die Stadt ſchon durch die Grundſteuern, die Umſatz⸗ ſteuer und eventuell vielleicht die Wertzuwachsſteuer eine derartig gute Einnahme haben würde, daß ſich die Ausgaben durchaus verantworten laſſen. Die letzteren Ausführungen fanden eine kleine Majorität im Ausſchuß, und namens desſelben habe ich Ihnen zu empfehlen, dieſe 4 130 000 ℳ zu bewilligen. Meine Herren, von den Anlagen, die zur Be⸗ friedigung der Bedürfniſſe des Unterrichts, der Hygiene, der Krankenpflege und der Verwaltung dienen, hat uns am meiſten — um mit dem letzten anzufangen — der Rathausneubau beſchäftigt. Es iſt ſehr lebhaft dieſe Poſition umſtritten worden, und es iſt der Antrag geſtellt worden, die hier ge⸗ forderten 2 Millionen um 1 Million zu kürzen in der Idee, daß es bei unſeren augenblicklichen Finanzverhältniſſen, bei der Notwendigkeit, Spar⸗ ſamkeit eintreten zu laſſen, durchaus angebracht ſei, ſich mit dem Allernotwendigſten zu begnügen. Demgegenüber wurde aber vom Magiſtrat feſtge⸗ ſtellt, daß dieſe 2 Millionen für den Rathausneubau nur zum Betrage von 1 Million in Frage kommen, und daß die Vorlage eigentlich beſſer heißen müßte: Rathausneubau und Neubau einer Sparkaſſe. 1 Million ſoll nämlich auf den Neubau einer aller⸗ dings im Rathausgebäude gelegenen Sparkaſſe verwendet werden, der dringend notwendig iſt. Darüber ſind, glaube ich, alle Meinungen einig, daß der Neubau der Sparkaſſe eine Notwendigkeit iſt; er bedeutet auch inſofern finanziell etwas ganz anderes, als die Sparkaſſe die Zinſen in Form von Mieten aufbringt und eventuell das Kapital zurück⸗ erſtattet. Auf dieſe Weiſe bleibt für den eigentlichen Rathausneubau nur 1 Million Mark übrig. Dieſer Betrag würde dadurch wohl gerechtfertigt ſein, daß nachgewieſen werden konnte, daß die gegenwärtige Wirtſchaft in den verſchiedenen Bureaus mit der Verzettelung der Beamten nicht nur ſehr unzweck⸗ mäßig, ſondern auch recht koſtſpielig iſt; es müſſen mehr Beamte gehalten werden, durch die not⸗ wendigen Reparaturen entſtehen ſehr viele Koſten, die nicht erſetzt werden, aber wohl erſpart bleiben können, wenn wir ein neues Gebäude haben. Oba⸗ gleich ſich der Ausſchuß ſchließlich bereit fand, dieſe 2 Millionen zu bewilligen, war doch die allgemeine Stimmung und der allgemeine Wunſch, dem Magiſtrat ans Herz zu legen, bei dieſem Neubau von allem unnötigen Luxus abzuſehen, ſelbſtver⸗ ſtändlich etwas Praktiſches und Gediegenes zu ſchaffen, aber doch daran zu denken, daß unnötige Ausgaben, die vermieden werden können, unter⸗ bleiben. Was die Schulen angeht, ſo hat der Ausſchuß noch 160 000 ℳ für den Ausbau der Sophie⸗ Charlotte⸗Schule eingeſetzt. Es ſtellte ſich nämlich heraus, daß dieſer Ausbau, und zwar in Geſtalt einer Frauenſchule, notwendig iſt, wenn wir daran denken wollen, wie es die Magiſtratsvorlage vor⸗ ſchlägt, auch die vierte höhere Mädchenſchule mit einem Ausbau in Form einer Studienanſtalt zu verſehen. Es liegt eine Miniſterialverfügung vor, die uns verhindern würde, dieſen zweiten Ausbau zu machen, weil wir nämlich ſchon bei der Auguſte⸗ Viktoria⸗Schule eine derartige Studienanſtalt ge⸗ ſchaffen haben. 4 4