Sitzung vom 29. Juni 1910 Meine Heren, die Poſition für die vierte höhere Töchterſchule iſt unbeanſtandet und unverändert ge⸗ blieben. Auch über die Waldſchule haben wir uns längere Zeit unterhalten, obgleich die Koſten in keiner Weiſe bemängelt oder beanſtandet worden ſind, namentlich deswegen nicht, weil nachgewieſen werden konnte, daß dieſe Anſtalt, wenn ſie den Aus⸗ bau erhält, der ihr durch dieſe Mittel garantiert wird, etwa das leiſtet, was eine 20 klaſſige Gemeinde⸗ ſchule leiſten kann, die ja unendlich viel mehr koſtet. Es iſt auch die Frage: hie Jungfernheide, hie Grunewald dabei geſtreift worden, und ich bin vom Ausſchuß beauftragt worden, als deſſen ausdrückliche Meinung den Wunſch hier zum Ausdruck zu bringen, daß die definitive Heimſtätte in der Jungfernheide ſein ſoll. Es war die Meinung verbreitet, daß dieſe Charlottenburger Inſtitution, die der Charlotten⸗ burger Initiative ihr Daſein verdankt und die Charlottenburger Schuleinrichtungen weit über die Grenzen unſeres Vaterlandes, und zwar ſehr vorteilhaft, bekannt gemacht hat, endlich ihr de⸗ finitives Heim auf eigenem Grund und Boden haben ſoll, wo ſie unbeläſtigt von Rentenzahlungen und unbeläſtigt von Kündigungen in Ruhe ſich zu dem weiter entwickeln kann, was wir wünſchen, daß ſie es einſtens werde. Die Krankenhausforderungen haben keine Ver⸗ änderung im Ausſchuß erfahren. Dagegen ſind der Tuberkuloſeanſtalt von Beetz⸗Sommerfeld 214000ℳ mehr bewilligt worden. Dieſe Bewilligung war nötig, weil eine Reviſion der Baukoſten ergeben hat, daß die urſprüngliche Summe zu knapp war. Es handelt ſich im weſentlichen um eine Neuſchaffung von Desinfektionseinrichtungen; außerdem waren die Räume für das Pflegeperſonal zu knapp vor⸗ geſehen. Es ſchweben allerdings darüber noch Er⸗ wägungen im Magiſtrat, ob es in der vorgeſchlagenen Form auszuführen iſt, und es kann möglich ſein, daß der Magiſtrat andere Entſchließungen faßt. Es liegt hier aber dieſelbe Sache vor wie vorhin: wollen wir nicht, daß die Summe fehlt, müſſen wir ſie zunächſt einſetzen. Möglich iſt es vielleicht, daß ſie nicht gebraucht wird. Ich komme zum Schluß noch zum Grundſtücks⸗ erwerbsfonds, der eine Erhöhung um 117 000 ℳ aber nur deswegen erfahren hat, um die Abrundung auf 42 ½ Millionen herbeizuführen, und um mit keiner unrunden Summe die Anleihe abzuſchließen. Es iſt auch ganz unbedenklich, eine derartige Er⸗ höhung eintreten zu laſſen. Derjenige, der die Natur dieſes Fonds kennt, weiß, daß es ſich um nichts anderes handelt als um einen eiſernen Fonds, einen Betriebsfonds für unſere Grund⸗ ſtücksgeſchäfte; das, was wir in dieſen Fonds hinein⸗ tun und aus demſelben für die ange⸗ kauften Grundſtücke verausgaben, wird uns durch die einzelnen Kapitel verzinſt, und was wir als Amortiſation zu berechnen haben, das iſt die Er⸗ ſparnis, ſo daß alle diejenigen, die auf Erſparnis drängen, eigentlich wünſchen müßten, dieſen Fonds ſo reichlich wie möglich dotiert zu ſehen. Meine Herren, damit bin ich mit der alten An⸗ leihe fertig. Ich habe alle diejenigen Poſten ge⸗ nannt, welche Veränderungen erfahren haben. ch komme nun zu den beiden Zuſatzpunkten, zu den 2½ Millionen, welche über die 40 Millionen hinausſchießen. Da iſt zunächſt, wie Sie aus der Vorlage wiſſen, eine Mehrforderung von ½ Million für die Waſſerwerke. Die Gründe, die zu dieſer Mehr⸗ 325 forderung geführt haben, können Sie ſich wohl denken; es ſind einmal die Hitze, die wir gehabt haben, und ſodann der Waſſermangel, den wir erlebt haben. Die Hitze können wir nicht abſtellen, wir müſſen ſogar darauf rechnen, daß ſie wieder⸗ kehrt. Deswegen müſſen wir dafür Sorge tragen, daß der zweite Mißſtand ſich nicht wieder ereignen kann. Vielleicht iſt es ganz günſtig geweſen, daß der Dezernent der Waſſerwerke und der Direktor auf Grund dieſes Mißſtandes noch einmal ihre Kalkulation nachgeſehen und gefunden haben, daß ſie mit zu niedrigen Zahlen, nämlich mit einem Waſſerverbrauch von nur 185 1 gerechnet haben, während er 210 1 betragen kann, daß ſie vielleicht die Bevölkerung nicht richtig taxiert haben. Unter dieſen Umſtänden hat keiner im Ausſchuß gewagt, der Forderung zu widerſprechen. Ich glaube, wir können dem Ausſchuß um ſo eher folgen, als es ſich um eine werbende Anlage handelt und wir nicht riskieren, etwa unſere Finanzſorgen zu vergrößern; denn je mehr Waſſer entnommen wird, deſto mehr nehmen wir auch aus dem Waſſerwerk ein. Endlich die 2 Millionen, die für die Bade⸗ anſtalt eingeſetzt worden ſind! Ich hatte bereits die Ehre, Ihnen auszuführen, und zwar, wie ich glaube, unter Ihrem Beifall auszuführen, daß bei einer ſo umfaſſenden Verhandlung, wie ſie die Be⸗ ratung dieſer Vorlage nötig machte, auch die Frage der Badeanſtalt, die in der Magiſtratsvorlage über⸗ haupt nicht erwähnt war, zur Sprache kommen müßte. So iſt es auch gekommen. Der Ausſchuß hat, wie Sie ſehen, 2 Millionen für eine Bade⸗ anſtalt eingeſetzt. Ich möchte betonen, daß der Ausſchuß ſich mit dieſem Beſchluß in keiner Weiſe etwa pro oder auch contra die Projekte ausge⸗ ſprochen hat, die augenblicklich im Magiſtrat ven⸗ tiliert werden. Wir haben uns in keiner Weiſe etwa für Errichtung einer Badeanſtalt in der Nürnberger Straße in dem Umfang und von der Reichhaltigkeit und von dem Luxus, wie ſie geplant iſt, ausſprechen wollen. Wir haben aber auch nicht ſagen wollen: das wollen wir auf keinen Fall. Eher könnte man noch das Letztere annehmen; denn die eingeſetzte Summe — das ergibt ſchon eine einfache Rechnung — iſt jedenfalls nicht genügend, um ein Projekt auszuführen, deſſen überſchlägliche Koſten die Magiſtratsvertreter uns im Ausſchuß mitgeteilt haben. Wir wollten hier lediglich eine Politit der ganz freien Hand befolgen. Auf der andern Seite aber wollten wir mit unſerm Be⸗ ſchluß auch zum Ausdruck bringen, daß es uns, den Mitgliedern des Ausſchuſſes und jedenfalls auch dieſer Verſammuung, damit ernſt iſt, daß irgend etwas in der Badeanſtaltsfrage, und zwar inner⸗ halb der nächſten drei Jahre, geſchehen muß. Wir ſind der Anſicht, daß, nachdem der Kochſee eingeht und einwandfrei feſtgeſtellt iſt, daß die beſtehende Badeanſtalt in der Krummen Straße den Be⸗ dürfniſſen nicht genügt, in dieſer Frage bald etwas geſchehen muß zum Beſten unſerer Bürgerſchaft, die, wie wir glauben, das verlangen kann. Es iſt darauf hingewieſen worden, daß in dieſer Anleihe große Summen eingeſetzt worden ſind für die Toten, daß große Summen eingeſetzt worden ſind für die Kranken, die Tuberkulöſen. Meine Herren, wir wollen auch eine Summe einſetzen für diejenigen, die geſund ſind und ſich ihres Leibes freuen und noch erfreuen wollen und geſund bleiben wollen. (Bravo)!