328 Vorredner prophezeit hat, in allernächſter Zeit erreicht ſind; (Sehr richtig!) denn ſelbſtverſtändlich wird zahlende Bürgerſchaft ſich dann in Charlottenburg nicht mehr einfinden. (Lebhaftes Bravo.) Stadtv. Wöllmer: Meine Herren, der Herr Kämmerer hat in ausgezeichneter Weiſe die eigen⸗ artige Finanzpolitik des Herrn Kollegen Liepmann beleuchtet, ſo daß ich kaum noch etwas hinzuzufügen wüßte. Herr Kollege Liepmann hat bei dieſer Gelegenheit auch an uns den Apell gerichtet, wir ſollten ſeinem Rate folgen. Er ſprach davon, daß auch er für eine kulturelle Hebung und für die Förderung des öffentlichen Wohles ſei. Mit ſolchen ſchönen, hochtrabenden Worten iſt es aber nicht getan, es muß gehandelt werden. Wenn wir die Entwicklung unſerer Stadt nicht verlangſamen, wenn wir das nicht unterlaſſen wollen, was wir im Intereſſe der Entwicklung der Stadt, der Hygiene, des allgemeinen und öffentlichen Wohls tun müſſen, dann müſſen wir uns freilich dazu ent⸗ ſchließen, Anleihen aufzunehmen, wie Ihnen der Ausſchuß hier vorſchlägt. Meine Herren, ich habe noch zu einem Punkte der Anleihe im Auftrage meiner Fraktion einen An⸗ trag zu ſtellen, nämlich die Poſition für den Bau einer Untergrundbahn nach dem Guſtav⸗Adolf⸗Platz zu ſtreichen. Die Mehrheit meiner Fraktion trägt Bedenken, heute ſchon für dieſe Anleihe die Mittel einzuſetzen, mit dem aus drü ckl i che n 3weck, dieſe Mittel für den Bauder Unter⸗ grund bahn zu verwenden. Eine ſtarke Minder⸗ heit unſerer Fraktion trägt allerdings nicht dieſe Bedenken. Der Herr Referent hat bereits das Für und Wider, das im Ausſchuß verhandelt worden iſt, derart hervorgehoben, daß ich nicht glaube, aus⸗ führlich noch darauf eingehen zu müſſen. Ich will ur bemerten, daß fur uns d ie Frage des Baues einer Unter⸗ grundbahn noch nicht ſo zweifel⸗ 1os und tlar iſt, daß wir heute ſchon uns gleichſa m ideell für den Bau dieſer Untergrundbahn d a⸗ durch feſtlegen, daß wk d eif em Poſten in die Anleihe einſetzen. Ich betone dabei, meine Herren, es unterliegt keinem Zweifel, daß für die Entwicklung dieſes Stadtteils etwas geſchehen muß; es fragt ſich nur, wie es geſchehen ſoll. Es muß nicht nur etwas durch Anlage neuer, beſſerer Verkehrsſtraßen geſchehen, ſondern auch durch Einrichtung beſſerer Verkehrs⸗ mittel. Die Frage bleibt aber für uns noch offen, ob das zweckmäßig durch den Bau einer Untergrund⸗ bahn oder etwa durch Anlage mehrerer Straßen⸗ bahnen zu geſchehen hat. Der Herr Referent hat ſelbſt darauf hingewieſen, daß es noch ſehr zweifel⸗ haft iſt, ob es nicht mehr im Intereſſe der dort wohnenden und ſich noch anſiedelnden Bevölkerung liegt, die billigere Straßenbahn zu benutzen als eine teure Untergrundbahn. Wir wiſſen heute noch nicht, welche Koſten eine ſolche Untergrundbahn macht. Wir wiſſen jedenfalls bis jetzt, daß die Anlage der Untergrundbahn teuer iſt, daß der Betrieb teuer iſt, und daß die Fahrpreiſe hoch ſind. Es fehlen noch Erfahrungen, in welchem Verhältnis die Renta⸗ bilität einer Untergrundbahn zu der Linienführung ſteht. Ich erinnere auch daran, daß die Strecke von Bismarckſtraße bis Wilhelmplatz keineswegs in dem Sitzung vom 29. Juni 1910 Maße frequentiert wird, wie man es erwartet hat. Ich will jedoch nicht ausführlich darauf eingehen, ſondern will, wie ich eingangs ſchon bemerkte, nur hervorheben, daß für uns dieſe Frage der Ein⸗ richtung von Verkehrsmitteln für dieſen Stadtteil noch nicht genügend geklärt iſt, und daß wir daher vorziehen, dieſe Poſition in der neuen Anleihe, die den Bedarf der nächſten drei Jahre decken ſoll, zu ſtreichen. wenn wirklich die Stadt⸗ Meine Herren, verordnetenverſammlung ſpäter den Beſchluß faſſen ſollte — es iſt ja darauf ſchon hingewieſen worden, daß ein rechter Gemeindebeſchluß noch gar nicht vorliegt —, dieſe Untergrundbahn zu bauen, ſo würde es außerordentlich leicht ſein, eine Spezialanleihe für dieſes in ſich ab⸗ geſchloſſene Unternehmen zu beſchaffen, wie wir das auch für die Waſſerwerke getan haben. Ich meine ferner, wie der Herr Referent mit Recht hervor⸗ gehoben hat, daß eine Anleihe ſich gleichzeitig als ein kommunalpolitiſches Programm darſtellt, und iſch möchte in dieſes fo mmunalpoli⸗ tiſche Program m er ſt dann ein unternehmen aufnehmen, wenn i ch mich entſchloſſen habe, dieſes Un⸗ ternehmen wirklich zu ſch af fe n. Da⸗ zu habe ich mich und hat ſich ein größerer Teil meiner Freunde noch nicht entſchloſſen. Wir tragen ſonſt Unſicherheit in die Bevölkerung, wir er⸗ wecken Hoffnungen, die eventuell nicht erfüllt werden. Wir haben ja Beiſpiele dieſer Art. „ Wir ſtellen alſo den Antrag, dieſe Poſition aus der Anleihe zu ſtreichen. Der Abrundung wegen würde ich den Vorſchlag machen, die 130 000 ℳ dann einer von dem Magiſtrat vor⸗ zuſchlagenden Poſition zuzurechnen, eventuell dem Grundſtückserwerbsfonds, und damit die Anleihe auf 38 Millionen feſtzuſetzen. Sta dtſynditus Dr. Maier: Meine Herren, der Antrag, den Herr Stadtverordneter Wöllmer namens eines großen Teils ſeiner Freunde ein⸗ gebracht hat, wird, glaube ich, in dem Stadtteil nördlich der Spree außerordentliches Befremden hervorrufen. (Sehr richtig!) Ich bin der Uberzeugung, daß Sie mit dem Antrage den Intereſſen der Stadtgemeinde nicht dienen. Der ganze Antrag beruht auf der Fiktion, daß die Poſten, die in die Anleihe eingeſtellt ſind, ein kommunalpolitiſches Programm darſtellen. Wenn dieſer Satz unzutreffend iſt, dann entfallen auch alle Folgerungen aus ihm. Meine Herren, ich muß beſtreiten, daß die Aufnahme eines derartigen Poſtens in die Anleihe ein materielles Programm in dem Sinne darſtellt, daß dieſes Programm zur Ausführung gelangen muß. (Zuruf: Selbſtverſtändlich!) Die formelle Behandlung der Anleihe als einer lediglich vorſorglichen finanziellen Maßnahme be⸗ dingt, daß wir diejenigen Poſten einſtellen, von denen wir mit einiger Wahrſcheinlichkeit annehmen können, daß in den nächſten Jahren Forderungen in dieſem Sinne an uns herantreten können. (Sehr richtig!) 91 Das iſt kein Programm in dem Sinne, daß wir die Sache unbedingt nach Maßgabe des Etats⸗ anſatzes zur Erledigung bringen müſſen. Herr Stadtverordneter Wöllmer hat ausdrücklich an⸗ erkannt, daß die Frage, ob eine Verbindung nach