Sitzung vom dem Stadtteil nördlich der Spree in Form einer Straßenbahn oder einer Untergrundbahn erfolgen muß, noch nicht feſtſteht; er hat aber anerkannt, daß eine Verbindung geſchaffen werden muß. Ja, meine Herren, wenn Sie dieſe Verbindung ſchaffen wollen, dann müſſen Sie ſich doch die Möglichkeit wenigſtens offen halten, ſie tatſächlich zur Aus⸗ führung zu bringen, und dieſe Möglichkeit ver⸗ ſchließen Sie ſich, wenn Sie heute dieſe Anleihe nicht bewilligen! (Oho!) Ich mache darauf aufmertſam, was bereits im Aus⸗ ſchuß hervorgehoben worden iſt, daß die Caprivi⸗ brücke ſich in einem Zuſtand befindet, der länger ein Beſtehenbleiben nicht duldet. Die Caprivibrücke muß umgebaut werden, und zwar in allernächſter Zeit umgebaut werden. Wenn alſo in nächſter Zeit die Entſcheidung der Frage bevorſteht, ob eine Untergrundbahn gebaut werden ſoll oder nicht, dann werden Sie mir zugeben müſſen, daß es unzweckmäßig wäre, aus dieſer Anleihe einen Betrag von 4 Millionen herauszunehmen und dieſe 4 Millionen einer Spezialanleihe die wir vielleicht nach 6 Monaten beſchließen, zu überweiſen. Das iſt nach meinem Dafürhalten nur geeignet, den Kredit der Stadt Charlottenburg nach außen hin in einem ungünſtigen Lichte darzuſtellen, wenn wir nach kurzer Zeit wieder mit neuen Anleihen, mit derartig unbedeutenden Anleihen kämen. (Sehr richtig! und Bravo!) Wir haben ſeit Jahren das Prinzip verfolgt, im Verein mit der Stadtverordnetenverſammlung, den vorausſichtlichen finanziellen Bedarf für eine be⸗ ſtimmte Periode vorweg feſtzuſtellen und uns die Mittel zu ſichern. Meine Herren, wenn Herr Stadtverordneter Wöllmer ſelbſt zugibt, daß die Möglichkeit beſteht, daß die Stadtverordneten⸗ verſammlung ſich für eine Untergrundbahn ent⸗ ſcheidet, dann dürfen Sie dieſen Poſten aus der Anleihe heute nicht abſetzen. Der von Herrn Wöllmer gerügte Mangel an Erfahrungen in bezug auf die Rentabilität und die Linienführung iſt eine Frage materieller Natur. Die Spezialvorlage, die alle dieſe Fragen erörtern wird, wird Ihnen darüber Aufſchluß geben, ob Sie materiell das, was durch die Anleihe formell vor⸗ bereitet wird, auch tatſächlich zur Ausführung bringen wollen. Da haben Sie Gelegenheit, alle die ſachlichen Geſichtspunkte, die Sie heute vor⸗ bringen, zu prüfen. Sie präjudizieren ſich ja, ſie nehmen ja in der Sache heute Stellung, indem Sie einen Betrag aus der Anleihe heraus⸗ ſtreichen. (Zuruf: Im Gegenteil!) Daß die öffentlichen Intereſſen des Stadt⸗ teils nördlich der Spree dahin drängen, eine Schnellbahnverbindung, gleichgültig welcher Art, zu ſchaffen, das, glaube ich, werden die Herren, die ſich mit dieſer Frage intenſiver beſchäftigt haben, ohne weiteres beſtätigen. Die Tiefbaudeputation, alſo die ſachverſtändige Deputation, die Sie zur Vor⸗ beratung derartiger Fragen beſtellt haben, hat ſich bereits vor längerer Zeit auf den Standpunkt ge⸗ ſtellt, daß eine Schnellbahnverbindung am Platze iſt. Meine Herren, die ganze Schnellbahnpolitik, die von der Gemeinde in bezug auf die Fortſetzung der Untergrundbahn nach dem Wilhelmplatz ge⸗ trieben worden iſt, iſt dahin gegangen, den Wilhelm⸗ platz nicht als einen Endhaltepunkt beſtehen zu laſſen. Seinerzeit iſt mit großer Energie von uns 29. Juni 1910 329 der Grundſatz gegenüber der Untergrundbahn⸗ geſellſchaft vertreten worden, daß ſie nicht etwa die ganze Linie von der Krummen Straße bis zum Wilhelmplatz unter den Tiſch fallen laſſen ſoll, wie es beabſichtigt war. Es war eine ſtarke Tendenz vor⸗ handen, dieſe ganze Bahn nach dem Wilhelmplatz⸗ zu unterdrücken. Damals iſt hier in der Stadt⸗ verordnetenverſammlung auf den Magiſtrat hin⸗ gewirkt worden, daß wir mit aller Energie gegen derartige Beſtrebungen Front machen. Meine Herren, ſoll denn dieſe Bahn am Wilhelmplatz ein Torſo bleiben? Sollen wir den Stadtteil nörd⸗ lich der Spree vollſtändig von Charlotienburg entfremden? Die Entwicklung des Stadtteils nördlich der Spree gravitiert nach Moabit. Wenn Sie nicht Verbindungen von Norden nach Süden ſchaffen, entfremden Sie den Stadtteil nördlich der Spree dem Zentrum von Charlottenburg, dem alten Teil von Charlottenburg, der gerade darauf hofft, daß durch die Entwicklung des Stadtteils nördlich der Spree beſſere Verhältniſſe, ſpeziell an der Berliner Straße und ihrer Umgebung, ent⸗ ſtehen werden. Nun iſt auch im Ausſchuß ſchon darauf hin⸗ gewieſen worden, daß die Fahrpreiſe zu hoch ſind; die Untergrundbahn ſei ein Luxusbetrieb, eine Luxusbahn, von der man nicht wiſſen könne, ob durch ſie der Steuerertrag in jener Gegend ſo geſteigert werden würde, daß dieſe Steigerung einen derartigen Bahnbau rechtfertige. Meine Herren, es iſt zweifellos gut und ſchön, wenn man kauf⸗ männiſche Geſichtspunkte dort anwendet, wo ſie hingehören, nämlich dort, wo es ſich um die Ver⸗ waltung von ſtädtiſchen Betrieben handelt. Aber derartige kaufmänniſche Geſichtspunkte ſind außer⸗ ordentlich gefährlich, wenn man ſie da anwenden will, wo öffentliche Intereſſen in erſter Linie in Betracht kommen. Der Vertehrszweck iſt Selbſt⸗ zweck; die Verkehrsmittel werden nicht in erſter Linie dazu eingerichtet, um gewiſſermaßen den Steuerertrag zu erhöhen, ſondern um das Publikum, das vorhanden iſt, nach allen Richtungen möglichſt bequem und ſchnell zu befördern. Wenn nebenbei auch die Tatſache im Auge behalten werden muß, daß durch ein derartiges Schnellverkehrsmittel die ganze Gegend gehoben wird, ſo iſt das eine Beigabe, die außerordentlich ſchön und wünſchenswert iſt. Meine Herren, wenn Sie zu dem Stadtteil nördlich der Spree ſo wenig Vertrauen haben, daß ſie glauben, daß der ganze Stadtteil ungeeignet iſt, eine Schnellbahn zu alimentieren, dann bedaure ich allerdings die Grundbeſitzer, die im Stadtteil nördlich der Spree ſeit langen Jahren ihre Hoffnung auf eine derartige Entwicklung geſetzt haben. Heute wird von der Gemeinde Rixdorf eine Schnellbahn⸗ verbindung von Rixdorf nach dem Innern von Berlin geplant. Meine Herren, haben Sie denn nicht dasſelbe Vertrauen für unſern Stadtteil nördlich der Spree, wie die Gemeinde Rixdorf für ihre eigene Kommune hat, dürfen wir nicht das erhoffen, was die Gemeinde Rirdorf zu erreichen hofft“ Wir haben außerordentlich weitgehende kommunale Intereſſen im Stadtteil nördlich der Spree. Ich habe eben in der Sitzung aus dem Ver⸗ waltungsbericht feſtgeſtellt, daß wir — nicht genau auf die Quadratrute berechnet ungefähr 160 Morgen ſtädtiſches Gelände im Stadtteil nördlich der Spree haben. (Hört! hört!)