334 Rerultar haben. Dagegen kann natürlich nicht geſagt werden, daß es ausgeſchloſſen iſt, daß in den nächſten drei Jahren die Frage an uns heran⸗ tritt, die Unterführung zu bauen. Wenn in den nächſten Jahren der Bahnhofsumbau doch ſtattfinden ſollte, ſo würden wir dann allerdings nicht ge⸗ wappnet und nicht in der Lage ſein, dieſen Betrag von 721 000 ℳ ohne weiteres zur Verfügung zu ſtellen. Ohne den Bahnhofsumbau läßt ſich die Unterführung tatſächlich nicht ausführen. Mit dem Augenblick aber, wo der Bahnhofsumbau ſtatt⸗ findet, muß ſpäteſtens auch die Unterführung ge⸗ bant werden. Es würde nach der Anſicht des Magiſtrats ſehr zweckmäßig ſein, wenn auch dieſer Betrag bereits reſerviert und dieſe vorbereitende Maßregel ergriffen würde, damit wir in der Lage ſind, wenn das Bedürfnis an uns herantritt, ſofort auf dem Plan zu erſcheinen. Sie brauchen ja nur an Ort und Stelle zu gehen und ſich einmal anzu⸗ ſehen, wie die Verhältniſſe liegen. Die Gegend ſchreit nach einer Verbindung zwiſchen der Gervinus⸗ ſtraße und dem Stuttgarter Platz. Stadtbaurat Seeling: Meine Herren, nur ein paar kurze Worte noch zur Badeanſtalt. Ich möchte vor allen Dingen Herrn Stadtv. Jaſtrow bezüglich des Projektes beruhigen, und dann möchte ich bitten, wenn irgend tunlich, den Antrag zurückzu⸗ ziehen und uns nicht auf das Wort Volksbade⸗ anſtalten feſtzulegen. Was wir geplant haben und durchführen wollen, ſpielt ſich auf derſelben Grund⸗ fläche ab, auf der ſpäter, wenn Sie das feſt⸗ legen würden, die Volksbadeanſtalt aufgebaut würde. Wir würden im letzteren Falle aber nicht in der Lage ſein, für das Volk die billigen Schwitz⸗ u. a. Väder zu ſchaffen, die wir bisher planten. Wir brauchen genau dieſelbe Ausdehnung des Grundſtücks, die wir jetzt haben, um das vorzu⸗ ſehen, was Sie wollen; denn eine Badeanſtalt mit nur einer Schwimmhalle werden Sie doch unter keinen Umſtänden haben wollen. Verlangen Sie zwei Schwimmhallen, ſo wird ein ebenſo großer Umfang durch die nötigen Nebenräume und die baupolizeilich geforderten Höfe bedingt, wie bei der jetzt geplanten Anlage; denn der Einbau von Reſtaurationsräumen und Lokalitäten, den Sie befürchten, vergrößert uns die bebaute Fläche nicht um ein Quadratmeter. Dies wird lediglich durch eine Anordnung der Schwimmhallen im erſten Stockwerk erreicht; dadurch iſt die Möglichkeit ge⸗ geben, die Nebenräume, die ebenerdig liegen, alſo unter unſerer eigentlichen Badeanſtalt, für Reſtaurationszwecke und dergl. zu benutzen. Alſo gerade dadurch werden wir in der Lage ſein, für das Volt etwas zu ſchaffen; es würde möglich ſein, noch ein drittes offenes Schimmbad zu errichten, das als Erſatz für den Kochſee, den Sie ſo hoch halten, und deſſen Fortfall Sie bedauern, dienen könnte. Wir würden alſo ein Becken ſchaffen, in dem die Beſucher in freier Luft ſchwimmen können und außerdem entſtände ohne beſondere bauliche und techniſche Sonderanlage ein Volks⸗Schwitz⸗ und Brauſebad. Stadtv. Dunck: Meine Herren, auch ich möchte bitten, dem Antrage meines Freundes Jaſtrow nicht Folge zu geben. Ich ſtimme zwar mit ihm darin überein, daß wir ſoviel Volksbade⸗ anſtalten errichten müſſen, wie ſich das Bedürfnis danach herausſtellt. Aber wenn wir nur Volks⸗ Sitzung vom 29. Juni 1910 badeanſtalten errichten, ſo erfordert das ſehr große Zuſchüſſe Ich kann daher das Projekt, das der Magiſtrat erwägt,neben einer Volksbadeanſtalt in der Nürnberger Straße auch noch ſolche Einrichtungen zu treffen, die zu höheren Preiſen den wohlhabenden Bevölkerungskreiſen zugänglich ſind, nur billigen. Herr Kollege Jaſtrow meint ja, die wohlhabenden Leute könnten auch dieſe Volksbadeanſtalt be⸗ nutzen. Das iſt richtig. Aber warum ſollen die für 20 Pf. ſchwimmen, warum ſollen ſie nicht das Drei⸗, Vierfache zahlen und dadurch die Zuſchüſſe decken, die die Voltsbadeanſtalt erfordert? Vor zwei Jahren hat ein Ausſchuß, beſtehend aus Magiſtratsmitgliedern und Stadtverordneten, ſüd⸗ deutſche Städte beſucht. Die Herren ſind von dort mit dem Reſultat zurückgekommen, daß es voll⸗ kommen möglich iſt, in Verbindung mit der Volts⸗ badeanſtalt auch andere, beſſere Bäder für die wohlhabenden Klaſſen einzurichten und dieſe Bade⸗ anſtalten auf dieſe Weiſe lukrativ zu machen. Herr Kollege Jaſtrow meint wohl, wir hätten das Höchſte erreicht, wenn wir zu Hauſe eine Badewanne haben und uns da hineinlegen. Wir genügen damit doch nur den einfachſten Anforderungen der Hygiene; aber von der verjüngenden Kraft, die das Bad bieten ſoll, kann doch keine Rede ſein. Wie wars denn vor 2000 Jahren, und wie iſt es jetzt! Staunend gehen wir in Rom durch die Trümmer der Thermen des Caracalla und bewundern die rieſenhafte Aus⸗ dehnung dieſer prächtigen und mannigfaltigen, allen Bedürfniſſen der Körperpflege gerecht ge⸗ wordenen Anlagen; (Heiterkeit und Beifall) ſtaunend ſehen wir, daß ſelbſt eine ſo kleine Stadt wie Pompeji bei ihrer Verſchüttung ſechs wunder⸗ voll eingerichtete Badeanſtalten hatte! Und wir ſollen dauernd zufrieden ſein, daß hier Volksbade⸗ anſtalten errichtet werden? Meine Herren, ich bitte Sie, den Antrag des Herrn Kollegen Jaſtrow abzulehnen, und bitte gleichzeitig den Magiſtrat, daß er uns recht bald mit ſeiner Vorlage kommen möge. (Bravo!) Stadtv. Wilk: Meine Herren, ich möchte Sie bitten, dem Antrage des Herrn Kollegen Brode Ihre Zuſtimmung zu erteilen und dem Satz von 721 000 ℳ für die Durchführung der Kaiſer⸗ Friedrich⸗Straße durch den Bahnhof Charlotten⸗ burg zuzuſtimmen. Ich halte die Verkehrsmiſere, wie ſie momentan iſt, für die Zukunft für unhaltbar, und ich befürchte, wenn die Stadt Charlottenburg nichts unternimmt, daß ſich der Eiſenbahnfiskus noch lange nicht veranlaßt ſehen wird, einen Neubau des Bahnhofs platzgreifen zu laſſen. Wir ſehen ja, daß ziemlich ſeſte Bauten dort errichtet werden, ſo daß ſich noch gar nicht überſehen läßt, ob es in einem Zeitraum von drei, fünf, ſechs Jahren ſchon zu einem Neubau des Bahnhofs Charlotten⸗ burg kommen wird. Es iſt daher dringend not⸗ wendig, daß von der Stadt Charlottenburg jetzt der Weg etwas geebnet und die Straße durchgeführi wird. Man kann täglich beobachten, daß Perſonen, um einen großen Umweg zu ſparen, es vorziehen, für 10 Pf. eine Bahnſteigkarte zu löſen, um ſchneller nach der einen oder anderen Seite zu gelangen. Dann möchte ich auch noch bitten, die 4 Millionen für die Fortſetzung der Untergrundbahn nach dem Guſtav⸗Adolf⸗Platz wieder einzuſetzen. Der Herr Oberbürgermeiſter und auch der Herr