Sitzung vom Kämmerer haben ja in ihren Ausführungen alles ſo klar gelegt, daß es ſich vollſtändig erübrigt, noch näher darauf einzugehen. Die Notwendigkeit liegt vor. Der Herr Oberbürgermeiſter hat auf die rieſige Entwicklung Berlins bis an die Weichbild⸗ grenze unſerer Stadt hingewieſen. Es iſt tat⸗ ſächlich an der Grenze Charlottenburgs in Spandau eine neuer Stadtteil entſtanden. Innerhalb unſeres Stadtteiles Nonnendamm kann abſolut nichts geſchehen, weil nichts für die Entwicklung dieſes Stadtteils getan wird. Meine Herren, Sie haben vor einigen Wochen erſt die Notwendigkeit dieſer Entwicklung dadurch anerkannt, daß Sie einſtimmig in dieſem Saale beſchloſſen haben, dem Antrage auf Regulierung der Straße 45 beizutreten. Sie haben damit ſelbſt anerkannt, daß die Verkehrs⸗ verhältniſſe am Nonnendamm insbeſondere jenſeits der Bahn, für die Zukunft unhaltbar ſind. Im Ausſchuß iſt von einem Herrn Kollegen darauf hingewieſen worden, daß durch die Entwicklung des Stadtteils jenſeits der Spree die Schul⸗ und Armenlaſten gewaltig anwachſen würden. Ich bezweifle das auf das allerlebhafteſte. Das iſt un⸗ möglich. Durch die Erſchließung dieſes Stadteils werden höchſtens unſerer Stadt neue Einnahme⸗ quellen zugeführt werden. Nicht nur arme Leute werden dort wohnen, ſondern es werden auch ſolche Leute dort hinziehen — das wird ſich ſchon aus der Nähe des Volksparks ergeben —, die ſteuerkräftiger ſind, als der Herr Kollege ange⸗ nommen hat, der dieſe Außerung im Ausſchuß tat. Ich möchte Sie bitten, der Vorlage, wie ſie der t beantragt hat, Ihre Zuſtimmung zu geben. Sta dtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, Herr Kollege Wilk hat ſoeben ſchon betont, daß meine Freunde dem Antrage Brode zuſtimmen werden. Ich möchte hinzufügen, daß meine Freunde auch für den Ausſchußantrag auf Einſetzung 2 Millionen für Errichtung einer Badeanſtalt ſind und nicht das Wort „Volksbadeanſtalten“ eingeſetzt haben wollen. (Bravo!) 2 Denn, meine Herren, eine Badeanſtalt kann auch eine Volksbadeanſtalt ſein, (ſehr richtig!) aber eine Volksbadeanſtalt — (Zuruf: Kann nicht eine Badeanſtalt ſein! Heiterkeit) — eine Volksbadeanſtalt iſt etwas anderes, iſt nicht der weitergehende Begriff, der eine jede Bade⸗ anſtalt umſaßt. Mit dem Begriff einer Badeanſtalt umfaſſen wir auch die Volksbadeanſtalt, es iſt der weitere Begriff und daher bei Bewilligung einer Anleihe der vorſichtigere Begriff. Wir legen uns damit nicht feſt. Das, meine Herren, möchte ich auch dem Herrn Kollegen Wöllmer auf ſeinen Antrag erwidern, die 4 Millionen für die Untergrundbahn zu ſtreichen. Herr Kollege Wöllmer ſagte: die Untergrundbahn⸗ frage iſt noch nicht reif. Als ich dieſe Worte hörte, ſagte ich mir: wie gut, daß wir doch Wilmersdorf bei uns in der Nähe haben; wenn wir Wilmersdorf nicht mit ſeiner Schnellbahn von Dahlem aus hätten, meine Herren, wir hätten am Ende die Untergrundbahn noch nicht bekommen, die wir neulich beſchloſſen haben, damals auch geſagt: die Untergrundbahnfrage iſt ja eine ganz unreife Geſchichte, darauf können wir von wir hätten vielleicht 29. Juni 1910 335 uns noch nicht einlaſſen. So weit iſt die Untergrund⸗ bahnfrage reif, daß wir wiſſen, ob Untergrund⸗ bahnen eventuell auch zu beſchließen ſind. Wohl aber legen wir uns durch den Antrag Wöllmer feſt, wie der Herr Synditus und der Herr Oberbürger⸗ meiſter ausgeführt haben. Wir legen uns feſt gegen die Untergrundbahn; aber keineswegs legen wir uns mit den 4 Millionen feſt für die Untergrundbahn, ſondern mit den 4 Millionen legen wir uns nur feſt für die Aufſchließung des Stadtteils nördlich der Spree. Meine Herren, den Eingang der Ausführungen des Herrn Kollegen Wöllmer bildeten die Worte: mit ſchönen Worten iſt es nicht getan, es muß ge⸗ handelt werden. Jawohl, Herr Kollege Wöllmer, Ihre Fraktion hat gegenüber dem Stadtteil nördlich der Spree ein Fülle ſchöner Worte ſchon gehabt bei allen möglichen Gelegenheiten, Wenn von uns Einrichtungen für den Stadtteil jenſeits der Spree gefordet wurden, hatten Sie ſchöne Worte. Jetzt bei der erſten Gelegenheit zum Handeln wollen Sie wiederum verſagen. (Oho! und Zuruf des Stadtv. Dr Crüger: Es wird gar nicht gehandelt, es wird nur geredet! — Heiterkeit.) Es ſollen 4 Millionen für den Ausbau vorgeſehen werden. Zunächſt muß man doch, um 4 Millionen verwenden zu können, dieſe 4 Millionen zur Ver⸗ ügung haben. (Sehr richtig!) Sie wollen aber jedes Handeln unterbinden, (Widerſpruch) dadurch unterbinden, daß Sie dieſe 4 Millionen nicht zur Verfügung ſtellen. Deshalb, glaube ich, war es durchaus angebracht, Ihnen Ihre ſonſt ge⸗ brauchten ſchönen Worte hier vorzuhalten. Meine Herren, daß der Ausbau für den Stadt⸗ teil jenſeüis der Spree notwendig iſt, hat auch ſelbſt heute wieder Herr Kollege Wöllmer anerkannt. Um ſo weniger begreife ich, warum man die 4 Millionen ſtreichen will. Wie ſchon von ver⸗ ſchiedenen Seiten betont worden iſt: eine unbe⸗ dingte Feſtlegung kann darin nicht liegen. Wenn nachher das Projekt, welches kommt, nicht gefällt — meine Herren, wir haben es in Charlottenburg in der letzten Zeit ja ſchon öfter erlebt, daß Beſchlüſſe wieder über den Haufen geworfen wurden. Ich erinnere daran, daß in der vorigen Anleihe 6½ Millionen ℳ für das Projekt der Markthalle vorgeſehen waren, und noch heute haben wir wiederum Stimmen gehört, die ſagen: eine Markt⸗ halle für Charlottenburg iſt eine ganz unrentable Geſchichte, wir werden eine Markthalle gar nicht bauen. Meine Herren, haben wir uns durch dieſe 6½ Millionen, die für die Markthalle vorgeſehen ſind, irgendwie belaſtet? Haben wir für dieſe 6½ Millionen irgend einen Pfennig an Zinſen zahlen müſſen? Dieſe 6 % Millionen ſind vor⸗ geſehen und werden begeben, wenn die Markthalle endgültig beſchloſſen wird. Genau ſo würde es mit dieſen 4 Millionen ſein. Wenn ſie nicht vorge⸗ ſehen werden, dann können wir nicht in Unter⸗ handlungen über dieſe Untergrundbahn treten, dann fällt dieſe Sache weg. Sehen wir aber die 4 Millionen vor, und wird von dem Projekt der Untergrundbahn Abſtand genommen, ſo ſind wir dadurch mit keinem Pfennig belaſtet; die 4 Millionen werden dann eben nicht begeben. Es kann alſo in keiner Weiſe ein Argument gegen dieſe 4 Millionen daraus angeführt werden, daß wir uns ctwa un⸗