336 vorſichtigerweiſe belaſten, ſondern es würde direkt der Ausbau abgeſchnitten ſein. 3 und noch etwas anderes würde damit abge⸗ ſchnitten ſein. Wenn wir die Untergrundbahn nicht bauen wollen, wenn wir uns dazu entſchließen würden — ſehr gegen den Widerſpruch meiner Freunde, wie ich jetzt ſchon ſagen kann —, nicht die Untergrundbahn ſelbſt zu bauen, ſondern wenn wir in Unterhandlungen treten würden mit der Untergrundbahngeſellſchaſt, daß dieſe weiterbaut und wir einen mäßigen Zuſchuß geben, ſo würden wir bei eventuellen Verhandlungen entſchieden eine günſtigere Poſition gegenüber dieſer Ge⸗ ſellſchaft haben, wenn wir in der Lage ſind, darauf hinzuweiſen, daß, falls die Geſellſchaft uns un⸗ billige, ſehr teure Bedingungen ſtellt, wir darauf verzichten und ſelbſt bauen. Schon aus dieſem Grunde allein ſollten es doch diejenigen Herren, die es mit dem Stadtteil nördlich der Spree auf⸗ richtig gut meinen, freudig begrüßen und ihren Widerſpruch gegen die Einſetzung dieſer 4 Millionen aufgeben. Ein Wort noch zu Herrn Kollegen Liepmann, den ich nicht recht verſtehe. Herr Kollege Liepmann will die Ausgaben der nächſten Zeit durch eine ſchwebende Schuld beſtreiten. Ja, meine Herren, iſt eine ſchwebende Schuld nicht auch eine Schuld? Vermehrt eine ſchwebende Schuld die Schulden der Stadt Charlottenburg nicht genau ſo, wie es Anleihen tun? Der Unterſchied wäre der, daß eine ſchwebende Schuld in einer ſehr ſchnell begrenzten, limitierten Zeit bezahlt werden muß, und da die ſchwebende Schuld in der ſchnellen Zeit nicht bezahlt werden kann, ſo kommt der Vorſchlag des Herrn Kollegen Liepmann darauf hinaus, gegen⸗ wärtig für die notwendigen Ausgaben eine ſchwebende Schuld aufzunehmen und, wenn der Zeitpunkt des Bezahlens der ſchwebenden Schuld herannaht, eine Anleihe aufzunehmen. Stadtv. Dr. Liepmann: Der Herr Vor⸗ redner hat mich durchaus mißverſtanden. Ich bin überhaupt gegen das weitere Pumpen jetzt, habe aber geſagt: ſchlimmſtenfalls, wenn diejenigen Summen, die ich für Verſtärkung der Werke be⸗ willigen würde, nicht ausreichen ſollten, z. B. wenn wieder einmal eine beſonders tropiſche Hitze kommen und uns zu weiterer Verſtärkung der Waſſerwerke zwingen ſollte, dann würde uns die Aufnahme einer ſchwebenden Schuld helfen, und wir brauchten nicht eine ſolche Rieſenanleihe zu kontrahieren. Auf die Ausführungen des Herrn Kämmerers, die er gemacht hat, um mich zu widerlegen, möchte ich doch mit einigen Zahlen eingehen. Meine An⸗ gaben über den Unterſchied in dem Verhältnis von (Gemeindevermögen zur Bevölterung einerſeits und von Anleihen zur Bevölkerung andererſeits hat er wohl nicht ganz zutreffend in Zweifel ge⸗ zogen. Ich möchte von Berlin die anderen Zahlen habe ich nicht hier — anführen, daß Berlin im Jahre 1908 ein Gemeindevermögen von 432 Millionen, Charlottenburg im Jahre 1909 ein ſolches von 27½ Millionen beſaß. Rechnen wir rund, daß Berlin ſiebenmal mehr Bevölkerung hat als Charlottenburg, ſo ſteht es trotzdem 2 ½ mal beſſer in dieſer Beziehung als wir hier. (Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Und wie alt?) — Die Statiſtik iſt aus dem Jahre 1908/09, es Sitzung vom 29. Juni 1910 mögen etwas mehr Anleihen zugekommen ſein, das kann aber nicht ſo ſehr den Status verändern. (Erneuter Zuruf des Kämmerers.) — Ach ſo, wie alt Berlin iſt? Ich hoffe ja auch, daß wir ein ſo hohes Alter erreichen werden, aber wir dürfen nicht ſo plötzlich in die Höhe ſchießen wollen, das gibt kein geſundes Wachstum; wir müſſen recht beſonnen und auf ſicherer Grundlage uns entwickeln, dann wird unſer Wachstum auch kräftig und für die Dauer aushaltend werden. — Die (veſamtanleihen von Berlin betrugen nach dem letzten Jahrbuch 370 Millionen. Charlotten⸗ burg marſchiert mit 187 Millionen. Das heißt, daß Berlin in dieſer Beziehung 3 ½ mal beſſer ſteht als Charlottenburg. Ich weiß auch, daß ein tüchtiger Kaufmann recht hat, wenn er ſeine Betriebsmittel vermehrt und für vermehrten Umſatz ſorgt. Aber anderer⸗ ſeits habe ich auch oft gefunden, daß eine Über⸗ hitzung, wie es der Herr Referent genannt hat, altrenommierte und tüchtig geleitete Firmen zum Schiffbruch gebracht hat. Einen Mißgriff nach dieſer Richtung möchte ich vermeiden, wenn auch daran nicht zu denken iſt, daß wir ernſthaft ins Wanken kommen könnten. Meine Herren, Char⸗ lottenburg hat ſich raſch entwickelt, märchenhaft raſch — ich habe es mitgemacht —, und da ich keinen Rückgang wünſche, ſo ſage ich: lieber etwas langſamer voran! Lieber kommen wir mit der Ver⸗ beſſerung der Bildungsmittel und der Verkehrs⸗ mittel etwas ſpäter und konſolidieren uns erſt! Daher meine Rede und meine Ermahnung zur Enthaltſamkeit der Kontrahierung von Schulden. Stadtv. Otto: Meine Herren, ich kann nicht verſchweigen, daß ich bis auf einen Punkt auf dem Boden ſtehe, den Herr Kollege Dr Borchardt durch ſeine Ausführungen gekennzeichnet hat. Der eine abweichende Punkt betrifft die 721 000 0. Die Mehrheit meiner Freunde für die Streichung dieſes Poſtens war ſo groß, daß ich nicht die Hoffnung habe, daß dieſe Poſition im Plenum wiederhergeſtellt werden wird. Uns leitete der Geſichtspunkt, daß hier zweifellos in den nächſten drei Jahren keine techniſche Veranlaſſung vorliegen wird, der Frage näher zu treten. Ich habe auch aus den heutigen Ausführungen des Herrn Syndikus entnommen, daß er ſich mit einer gewiſſen Zurückhaltung gerade dieſer Frage gegenüber geäußert hat; er ſagte: es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß innerhalb der nächſten drei Jahre an einen Umbau des Bahnhofs Char⸗ lottenburg ſeitens der Staatsregierung gedacht wird. Dieſe Faſſung kann uns nicht veranlaſſen, unſern Standpuntt in dieſer Frage zu ändern. Stärker war die Minderheit meiner Freunde ich ſpreche für die Minderheit in den beiden folgenden Fragen — bezüglich des Antrags Jaſtrow. Wir haben gegen den Antrag zweierlei Bedenken. Ein⸗ mal müſſen wir uns gegen den Plural wenden „Volksbadeanſtalten“. Im Ausſchuß iſt uns mit nüchternen, trockenen Zahlen bewieſen worden, daß wir mit den Summen, die uns nach den Vor⸗ ſchlägen des Ausſchuſſes zur Verfügung ſtehen, nämlich mit 3½ Millionen, niemals auch nur 2 Volksbadeanſtalten bauen können. 2 (Sehr richtig!) Eine Volksbadeanſtalt koſtet in der Aufmachung, wie wir ſie vornehmen wollen — ſo iſt mir von bau⸗ techniſcher Seite geſagt worden „ mit zwei Schwimmhallen mindeſtens 1 800 000 Jℳ., und dabei