378 Sitzung vom 21. derartig intenſives Leben einzuhauchen, daß ſie den Kampf mit dem Konkurrenten nicht nur auf⸗ nehmen, ſondern ſogar ſiegreich beſtehen konnte, wie ſich jeder überzeugen wird, der aus der Helligkeit des Auguſte⸗Viktoria⸗Platzes in die elektriſche Nacht der Hardenbergſtraße hineintritt. Meine Herren, mit dieſem Faktum war die Notwendigkeit gegeben, auch die letzten Mängel, die der Gasbeleuchtung noch im Vergleich mit der elektriſchen Beleuchtung anhaften, zu beſeitigen. Von dieſen war einer der wichtigſten die Un⸗ möglichkeit, die Gasbeleuchtung ebenſo wie die elektriſche in einem Augenblicke zugleich in allen Straßen der Stadt in Tätigkeit zu ſetzen und er⸗ ſtrahlen zu laſſen. Schon ſeit langen Jahren ſind von den beteiligten Firmen die Verſuche gemacht worden, auch hierin das Gaslicht auf die gleiche Stufe mit dem elektriſchen Licht zu ſtellen, und, wie man jetzt wohl ſagen kann, mit Erfolg. Der Magiſtrat hält nunmehr den Moment für gekommen, die Ver⸗ ſuche, die die Verwaltung der Gasanſtalt bereits ſeit längerer Zeit gemacht hat, inſofern zu einem gewiſſen Abſchluſſe zu bringen, als er Ihnen vor⸗ ſchlägt, ſich prinzipiell mit der Einführung der Zentralzündung einverſtanden zu erklären, wobei er ſich die Wahl des Syſtems vorläufig noch vor⸗ behält. Die Vorteile dieſer Zentralzündung werden jedem, der die Vorlage durchgeleſen hat, vollkommen klar ſein. Es wird das Gas geſpart, das unnötig in die Luft geht, ſo lange die Laterne durch den Anzünder noch nicht entzündet iſt; es wird eine große Menge von Arbeit geſpart, und endlich wird die Möglichkeit gegeben, die Entzündung der Laterne in dem Augenblick eintreten zu laſſen, wo es wirklich dunkel wird, d. h. ſich unabhängig von dem auf⸗ geſtellten Brennkalender auch wirklich den Ver⸗ ſchiedenheiten der Witterung, der Bewölkung an⸗ zupaſſen. Das ſind Vorteile von ſolcher Größe und Bedeutung, daß wir nach meiner Meinung gar nichts anderes tun können, als dem Magiſtrat die erbetene Ermächtigung zu geben. Meine Herren, Sie ſehen aus den Berechnungen, die angeſtellt worden ſind, daß das pekuniäre Reſultat für uns ſehr günſtig iſt, daß trotz der nicht unerheblichen Koſten der Neueinrichtung durch die Erzielung der Vorteile, von denen ich geſprochen habe, ein ziemlich erhebliches Plus für unſere Kaſſe herauskommt. Ich habe dieſe Zahlen an Hand der Akten nachgeprüft, ſoweit es mir möglich war, und ſie im weſentlichen ſtimmend gefunden. Es iſt nur ein Punkt, der mir vielleicht etwas zu niedrig berechnet erſcheint: das ſind die Koſten für die Reparatur der Fernzünder, die nur mit 1%, nämlich 1687 ℳ, angeſetzt ſind. Es könnte ſein, daß dieſer Poſten doch noch überſchritten würde. Ich möchte bitten, daß der Vertreter des Magiſtrats ſich zu dieſem Punkte nochmals äußerte. Aber auch wenn dem ſo wäre, wenn wirklich ſtatt eines Prozents zwei Prozent in Frage kämen, ſo ſtände die Rechnung immer noch für uns ſehr günſtig. Durch dieſen Fortſchritt der Technik werden, wie durch viele andere Fortſchritte, natürlich eine Reihe von jetzt beſchäftigten Leuten zunächſt in ihrer Tätigkeit eingeſchränkt. Das iſt eine un⸗ angenehme Beigabe, die ſich aber hier ebenſowenig vermeiden läßt wie bei anderen techniſchen Fort⸗ ſchritten. Im übrigen ſehen Sie ja, daß der Magiſtrat in durchaus humaner Weiſe gewillt iſt, dieſe Nachteile den Betroffenen gegenüber ſoweit September 1910 wie irgend möglich aus der Welt zu ſchaffen. Ich glaube, wir können verſichert ſein, daß dieſes hier gegebene Verſprechen auch vom Magiſtrat wirklich gehalten werden wird, und brauchen uns auch in dieſer Beziehung nicht zu fürchten. Ich empfehle Ihnen alſo die Annahme der Magiſtratsvorlage, und zwar ohne Ausſchuß⸗ beratung, da ich die Dinge für durchaus geklärt halte. Stadtv. Gebert: Meine Herren, ſo ſehr wir auch Freunde des Fortſchritts ſind, ſo ſind wir doch der Meinung, daß dieſe Vorlage des Magiſtrats einem Ausſchuſſe zu übergeben ſei, und zwar aus folgenden Gründen. Nach den erhaltenen Er⸗ kundigungen, die ich zum Teil perſönlich einge⸗ zogen habe, ſpringen die Vorteile, die uns hier angegeben worden ſind, doch nicht ſo ſcharf ins Geſicht, namentlich was die in der Vorlage ange⸗ führten Erſparniſſe betrifft. Auch haben ſich Stimmen vernehmen laſſen, daß die jetzt ſeit10Jahren in der Stadt Charlottenburg zur Probe aufgeſtellten Fernzünder ſich nicht ſo bewährt haben. Es iſt vorgekommen, daß die Laternen oftmals bis in den ſpäten Nachmittag gebrannt haben, daß ſie ſich ſelbſt wieder entzündeten, wenn ſie auch von der Fernzündung ausgelöſcht worden ſind. Man wird alſo doch wohl in eine nähere Prüfung des Materials eintreten müſſen. Was die Frage der Arbeiter betrifft, ſo glaube ich wohl, daß der Magiſtrat den guten Willen hat, alle Arbeiter, die auf Grund dieſer neuen tech⸗ niſchen Einrichtung entlaſſen bzw. aus dieſem Reſſort herausgenommen werden müſſen, ander⸗ weitig unterzubringen. Aber wir haben dabei in Betracht zu ziehen, daß wir hier nicht lauter Voll⸗ arbeiter beſchäftigen, ſondern daß es ſich meiſt um halbbeſchäftigte Arbeiter handelt. Da wird es doch notwendig ſein, die Frage näher zu erörtern, wie wir dieſe Leute unterbringen wollen. Weiter kommt noch hinzu, ob den Leuten die Dienſtjahre, die ſie bereits für die Stadt geleiſtet haben, in An⸗ rechnung gebracht, ob die Lohnklaſſen, in denen ſie ſich befinden, beibehalten werden ſollen. Alle dieſe Fragen ſind in der Vorlage nicht genügend präziſiert. Ich möchte mir daher erlauben, den Antrag zu ſtellen, dieſe Sache einem Ausſchuſſe von 13 Perſonen zu überweiſen, damit wir dort Näheres beraten können. Ich bitte Sie, meinem Antrage zuzuſtimmen. Stadtrat Caſſirer: Meine Herren, ich danke dem Herrn Berichterſtatter für die wohlwollende Beurteilung unſerer Vorlage. Was der Herr Berichterſtatter Ihnen geſagt hat, deckt ſich voll⸗ fommen mit den Erfahrungen, die die Gas⸗ deputation ſeit einer langen Reihe von Jahren mit den Syſtemen der Fernzündung gemacht hat. Es iſt richtig, daß dieſe Einrichtung das letzte iſt, um der Stadtbeleuchtung durch Gas den un⸗ beſtrittenen Vorrang vor jeder anderen Beleuchtung zu geben. Der Herr Berichterſtatter hat nur eine einzige Poſition im Koſtenanſchlage bemängelt; er hat gemeint, daß für das Reparieren der Fern⸗ zünder der Satz von 1% etwas niedrig bemeſſen ſei. Nach den Erfahrungen, die wir gemacht haben, iſt dieſer Satz als durchaus ausreichend anzuſehen. Die Apparate funktionieren eben derartig, daß Reparaturen nicht in großem Umfange gemacht zu werden brauchen.