Sitzung vom 21. Im Gegenſatz zu den Ausführungen des Herrn Berichterſtatters empfiehlt Ihnen Herr Stadtv. Gebert eine Ausſchußberatung. Meine Herren, es iſt immer ein mißliches Ding, gegen eine Aus⸗ ſchußberatung zu ſprechen; denn wenn einer der Herren oder eine Anzahl von Ihnen nicht genügend durch die Vorlage informiert iſt, ſo wird man ihnen billigerweiſe Gelegenheit geben müſſen, in einem Ausſchuſſe die Beratung fortzuſetzen. Aber ich bin in der Lage, die weſentlichſten Punkte, die Herr Stadtv. Gebert berührt hat, hier zu widerlegen. Vielleicht wird es mir gelingen, ihn zu veranlaſſen, daß er alsdann von dem Antrag auf Ausſchuß⸗ beratung Abſtand nimmt. Herr Stadtv. Gebert hat zunächſt das richtige Funktionieren unſerer Apparate in Zweifel gezogen. Nach dieſer Richtung hin müßte allerdings Herr Stadtv. Gebert zu der Gasdeputation, welche die Sache ſeit einer langen Reihe von Jahren aufs eingehendſte geprüft hat, ein ſo großes Vertrauen haben, daß er ſich mit den Erklärungen, die ihm vom Magiſtratstiſch aus abgegeben werden, be⸗ ruhigen ſollte. Wir haben uns nicht nur mit den Erfahrungen begnügt, die wir ſelbſt geſammelt haben, ſondern wir haben die Erfahrungen anderer Städte mit zu nutze gezogen, und überall hat ſich das Syſtem der Fernzündung aufs beſte bewährt. Meine Herren, wir würden Ihnen vielleicht ſchon früher mit dem Antrage gekommen ſein, die Fernzündung einzuführen, wenn uns nicht die Frage der Laternenwärter eine gewiſſe Sorge ge⸗ macht hätte, eine Sorge darüber, in welcher Weiſe wir dieſe Arbeiter weiterbeſchäftigen ſollen. Auch nach dieſer Richtung hin hat ſich die Gasdeputation eingehend mit der Angelegenheit befaßt. Wir haben Ihnen in der Vorlage geſagt, daß wir die Laternenwärter, ſoweit ſie eine volle Beſchäftigung bei uns annehmen wollen, weiter beſchäftigen werden. Es iſt richtig, daß ein großer Teil, vielleicht der größte Teil der Laternenwärter, noch einen andern Beruf hat. Ja, dann werden eben dieſe Laternenwärter zu wählen haben, ob ſie dieſen andern Beruf fortführen oder in unſern Dienſt treten und bei uns volle Beſchäftigung finden wollen. Iſt letzteres der Fall, ſo werden ſie ſelbſt⸗ verſtändlich nach dem Dienſtalter beſoldet werden; ſie werden, wenn ihnen eine neue Tätigkeit zuge⸗ wieſen wird, nicht etwa wie neu eintretende Arbeiter angeſehen werden, ſondern in der be⸗ treffenden Kategorie, in der ſie Beſchäftigung finden, wird man das Dienſtalter bei ihrer Beſoldung zu⸗ grunde legen, das ſie als Laternenwärter gehabt haben. Ebenſo iſt es mit den Lohnklaſſen. Alſo eine Schädigung wird für ſie nicht eintreten. Das ſind, glaube ich, im weſentlichen die Punkte, die der Herr Stadtv. Gebert bemängelt hat. Eine weitergehende Aufklärung wird Ihnen im Ausſchuſſe ſchwerlich gegeben werden können. Ich möchte Sie daher bitten, den Antrag auf Ausſchußberatung zurückzuziehen, mit dieſen Er⸗ klärungen einverſtanden zu ſein und die Vorlage anzunehmen, um ſo mehr, als die Angelegenheit eilig iſt. Wir möchten gern dieſe Einrichtung noch in dieſem Jahre vor Eintritt des Winters in Wirkſamkeit treten laſſen. (Die Veratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Dr. grentzel (Schluß⸗ wort): Es hat immerhin etwas Mißliches — in September 1910 379 dieſer Beziehung mache ich mir das Wort des Herrn Stadtrats Caſſirer zu eigen —, gegen eine Aus⸗ ſchußberatung, die aus dieſem Kreiſe hier gewünſcht wird, zu ſprechen. Aber man iſt doch wohl berechtigt, es zu tun, wenn nämlich die Aufgaben, die dem Ausſchuſſe geſtellt werden, ſolche ſind, die er gar nicht löſen kann. Und das iſt, Herr Kollege Gebert, wenigſtens bei einem Teile Ihrer Bedenken der Fall. Sie bemängeln das ſichere Funktionieren der Apparate, bezweifeln, ob die Ausbildung derſelben bereits ſo vorgeſchritten iſt. Das wäre kein Grund für eine Ausſchußberatung, ſondern ein Grund für die Vertagung der ganzen Angelegenheit bzw. für derzeitige Ablehnung der Magiſtratsvorlage; denn die Technik, die ſich ſeit Jahren bereits mit dieſen Fernzündeapparaten beſchäftigt, wird nicht in acht Tagen ſoweit vorwärts kommen, daß uns im Aus⸗ ſchuſſe darüber irgend welche andere Zahlen ge⸗ geben werden können als heute. Im übrigen wünſcht auch der Magiſtrat noch nicht einmal, ſich heute auf ein beſtimmtes Syſtem feſtzulegen, ſondern er behält ſich die Prüfung noch vor, wie Sie aus der Vorlage erſehen haben werden. Wir präjudizieren uns nach dieſer Seite hin gar nicht. Es ſind, was ich vorhin nicht erwähnte, im weſent⸗ lichen zwei Syſteme, die in Frage kommen würden, die auch ungefähr gleich gut gearbeitet haben, und die überall in anderen Städten, wo ſie eingeführt worden ſind, Erfolge zu verzeichnen haben. Auch bezüglich der Arbeiter wird im Ausſchuſſe nicht mehr geſagt werden können, als Ihnen bereits Herr Stadtrat Caſſirer geſagt hat. Ich glaube, das genügt, und wir können uns die für uns und auch für die beteiligten Mitglieder des Magiſtrats unnütze Arbeit der Ausſchußberatung erſparen. Ich möchte Sie alſo nochmals bitten, meinen Antrag, der auf Annahme der Magiſtratsvorlage geht, anzunehmen. (Der Antrag des Stadtv. Gebert auf Über⸗ weiſung der Vorlage an einen Ausſchuß von 13 Mit⸗ gliedern wird abgelehnt. Die Verſammlung be⸗ ſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Die Einführung der Fernzündung für die Straßen⸗Gasbeleuchtung im ganzen Stadt⸗ gebiet wird genehmigt. Die auf 174 960 veranſchlagten Koſten der Einrichtung werden aus Anleihemitteln bewilligt.) Vorſteher Kanfmann: Wir kommen nun zu Punkt 2 der Tagesordnung: Vorlage betr. übernahme der Ban⸗ und Unter⸗ haltungslaſt der Brücken über die Ringbahn im Zuge der Knobelsdorffſtraße und des Königs⸗ wegs. — Druckſache 257. Berichterſtatter Stadtv. Dzialoszynski: Meine Herren, wenn man von der Kantſtraße aus die Neue Kantſtraße durchſchreitet, ſo gelangt man am Ende der Neuen Kantſtraße zu der ſogenannten Schwarzen Brücke. Wenn man vom Kaiſerdamm aus durch die Sophie⸗Charlotte⸗Straße in die Knobelsdorffſtraße links einbiegt, ſo gelangt man zu der ſogenannten Knobelsdorffbrücke, welche die Knobelsdorffſtraße mit dem Gelände des Epiphanienkirchbezirks ver⸗ bindet. Die Schwarze Brücke verbindet die Neue Kantſtraße mit dem Exerzierplatz. Dieſe beiden Brücken, die in den 70er Jahren des vorigen Jahr⸗