Sitzung vom 19. Oktober 1910 Meine Herren, ich möchte Sie bitten, nicht die Idee, die Sie wohl alle für eine gute erklären, dadurch zu gefährden, daß wir noch einmal mit dem betreffenden Herrn in Verhandlung treten ſollen, ob wir ſeine Leiſtungen nicht billiger haben können. Wir haben uns ſeinerzeit davon überzeugt: es geht nicht anders, wenn wir dieſen Mann haben wollen. Stadtv. Otto: Meine Herren, ich möchte Sie auch bitten, den Antrag des Herrn Kollegen Dr Stadthagen abzulehnen. Ich will in Ergänzung der Ausführungen des Herrn Stadtſchulrats nur auf einen Geſichtspunkt aufmerrſam machen. Herr Kollege Dr Stadthagen darf die Tätigkeit des Herrn Rektors Schmidt nicht mit Vorträgen ver⸗ gleichen, die einfach gehalten werden. Es handelt ſich hier nicht darum, ſich 3 Stunden hinzuſtellen und einen Vortrag zu halten, ſondern es handelt ſich darum, in den 3 Stunden, mit jedem der 20 Teilnehmer am Kurſus die Verſuche durch⸗ zuſprechen, die er zu machen hat, jeden anzuweiſen, jeden zu kontrollieren — eine Tätigkeit, die ſo außer⸗ ordentlich anſtrengend und aufreibend iſt, daß mir der Preis, der, allgemein betrachtet, freilich nicht gering erſcheint, für dieſe beſondere Tätigkeit nicht zu hoch vorkommt. Und dann möchte ich doch Herrn Kollegen Dr Stadthagen auf die Verantwortung aufmerkſam machen, wenn durch ſeinen Antrag etwa der Herr ſich genötigt ſehen ſollte, zurück⸗ zutreten, und wir dann vorläufig gar nicht in der Lage ſind, einen derartigen Kurſus einzurichten! Wir würden eine ſo tüchtige Kraft dann kaum oder vielleicht gar nicht bekommen. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Vorſteher Kaufmann: Ich werde zunächſt über die Magiſtratsvorlage abſtimmen laſſen. Werden die 600 ℳ angenommen, dann iſt damit der Antrag Stadthagen gefallen. Stadtv. Dr. Stadthagen (zur Frageſtellung): Es ſcheint mir doch zweckmäßig, zuerſt über das Amendement abzuſtimmen. Mein Antrag iſt doch lediglich ein Abänderungsantrag. Wenn er ab⸗ gelehnt wird, dann würde ich jedenfalls und, ich glaube, auch die anderen Herren Kollegen, die ihm zuſtimmen wollen, für die Magiſtratsvorlage ſtimmen. Sonſt würde ja der Eindruck erweckt, als richtete ſich mein Antrag gegen die Magiſtrats⸗ vorlage, wovon gar keine Rede iſt. Borſteher Kaufmann: Ich werde den Wünſchen des Herrn Dr Stadthagen, denen ich ent⸗ nehme, daß er, falls ſein Antrag abgelehnt wird, doch für die volle Bewilligung iſt, aus dieſem Grunde nachkommen und laſſe nun über die ge⸗ forderten Poſitionen einzeln abſtimmen. Es iſt beantragt, für 20 mal 3 Stunden ein Honorar von 600 ℳ zu bewilligen. Herr Kollege Stadthagen will dieſe Poſition nur mit 400 eingeſetzt ſehen. Ich bitte diejenigen Herren, die ſo ſtimmen wollen, die Hand zu erheben. (Geſchieht.) Das iſt die Minderheit. Ich bitte nun diejenigen, die die Magiſtrats⸗ vorlage in ihrer Geſamtheit annehmen, d. 0. 1. die Einrichtung eines Experimentierkurſus für Chemielehrer an den Gemeindeſchulen genehmigen, 385 2. die erforderlichen Mittel im Betrage von 1200 ℳ. dem Dispoſitionsfonds entnehmen wollen, die Hand zu erheben. (Geſchieht.) Das iſt wohl einſtimmig angenommen. Wir kommen zu Punkt 2 der Tagesordnung: Vorlage betr. Annahme eines Vermächtniſſes. Druckſache 261. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: a) Das von dem Direktor a. D. Dr Alfred Blügel der Stadtgemeinde Charlottenburg durch Teſtament vom 1. Mai 1909 ausgeſetzte Ver⸗ mächtnis wird angenommen. b) Der Magiſtrat wird ermächtigt, die König⸗ liche Genehmigung zur Annahme des Ver⸗ mächtniſſes nachzuſuchen.) Punkt 3 der Tagesordnung: Borlage betr. Teilung des Stadtbezirks „Schloß⸗ viertel 7“. — Druckſache 262. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung nimmt von der beabſichtigten Teilung des Stadtbezirks „Schloßviertel 7“ in zwei Bezirke zuſtimmend Kenntnis.) Punkt 4 der Tagesordnung: Vorlage betr. Straßenregulierungskoſten für das Schulgrundſtück in der Hallerſtraße. — Druck⸗ ſache 263. (Die Beratung wird eröffnet.) Stadtv. Bogel: Meine Herren, bei der Feſt⸗ ſetzung der Koſten möchte ich bitten, folgendes zu beachten. In der Hallerſtraße befindet ſich auch ein Kindergarten, der von 9 bis 1 Uhr im Betrieb iſt. In dieſen 4 Stunden müſſen die Kinder, die ſich dort körperlich und geiſtig erholen ſollen, in einem und demſelben Raum verbleiben. — — Vorſteher Kaufmann (den Redner unter⸗ brechend): Herr Kollege Vogel, ich möchte Sie darauf aufmerkſam machen, daß Ihre Anregung mit der Vorlage, welche die Straßenregulierungs⸗ koſten betrifft, in keinem Zuſammenhange ſteht. Ich möchte Sie bitten, die Wünſche, die Sie für dieſe Schule haben, in einen beſonderen Antrag zu kleiden und den verhandeln zu laſſen. Mit dieſer Vorlage kann ich das unmöglich in Verbindung bringen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ma⸗ giſtrats, wie folgt: Für den Bau der Gemeindedoppelſchule in der Hallerſtraße werden 2401,91 ℳ aus den im Ordinarium Kapitel VvII „Für den Bau von Gemeindeſchulen“ ſtehenden Mitteln bewilligt.) Punkt 5 der Tagesordnung: Vorlage betr. Ortsſtatut über den Stundenplan der Fortbildungsſchulen. — Druckſache 264.