394 werden nicht Räume liefern können, die für den und eine Malunterricht, alſo einen der wichtigſten Unter⸗ richtszweige an unſerer Kunſtgewerbeſchule, ge⸗ eignet ſind. Die Herren haben dringend gebeten, doch für beſſere Räume zu ſorgen. Es iſt infolge⸗ deſſen der Beſchluß gefaßt worden, in einer ge⸗ miſchten Deputation des Kuratoriums und der Fortbildungsſchuldeputation zu verhandeln, ob nicht etwa dadurch Abhilfe geſchaffen werden kann, daß dieſe Räume, die vor einem Jahrzehnt erſt für Kunſtgewerbe⸗ und Handwerkerſchule erbaut worden ſind, der Fortbildungsſchule übergeben werden. Es wird angenommen, daß ſie für eine Fortbildungsſchule geeigneter ſind als für eine Kunſtgewerbeſchule. Aber, meine Herren, natür⸗ lich muß dieſe Sache ſehr eingehend geprüft werden. Zum nächſten Freitag iſt der betreffende Ausſchuß eingeladen, und er wird ſich darüber zu entſcheiden haben. Dann wird die Sache in die Deputation zurückkommen, und ich hoffe, daß es bald möglich ſein wird, einen beſtimmten Beſchluß der beiden ſtädtiſchen Körperſchaften in der Angelegenheit herbeizuführen. Ich ſtehe durchaus auf dem Standpunkte des Herrn Stadtverordneten Boll⸗ mann, daß es dringend wünſchenswert iſt, das neue Fortbildungsſchulgebäude auch für männliche Per⸗ ſonen ſobald als möglich zu erbauen. Stadtv. Vogel: Der Herr Stadtſchulrat ſagte, wenn gegen die Schule in der Wallſtraße ſchon früher Bedenken vorgebracht wären, wären die dortigen Räume nicht für Unterrichtszwecke in Gebrauch genommen worden. Da möchte ich Sie doch daran erinnern, meine Herren, daß ich früher bereits Bedenken dagegen vorgebracht habe, aber man hat damals keine anderen Räumlichkeiten gehabt, und trotz der Bedenken, die ich vorbrachte, hat man dieſe genommen. Dann meinte der Herr Stadtſchulrat, man hätte den Plan, zwei Fortbildungsſchulen, eine im Weſten und eine im Oſten, zu errichten, aufgegeben und wollte im Zentrum eine für ganz Charlottenburg errichten. Ich weiß nicht, ob die Gründe dafür ſo überwältigende ſind. Ich halte es für richtiger, wenn zwei Schulen, eine im Oſten und eine im Weſten, errichtet werden, und zwar ſchon aus dem Grunde, weil die Errichtung eines ſo großen In⸗ ſtitutes viel mehr Vorbereitungen und Zeit für die Ausführung erfordert. Wir wiſſen ja, was für Vorbereitungen die Errichtung der Badeanſtalt in der Nürnberger Straße erfordert; da kommen wir kaum über die Vorbereitungen hinweg. Für die Fortbildungsſchule beſitzen wir bereits die not⸗ wendigen Grundſtücke; und es ſind auch ſchon die nötigen Vorbereitungen getroffen worden; es brauchen nur die betreffenden Poſitionen in den Etat eingeſtellt zu werden. Ich möchte alſo empfehlen, wenn es möglich iſt, lieber zwei Fortbildungsſchulen, eine im Oſten und eine im Weſten, als wie eine Zentrale zu errichten; und daß die Notwendigkeit beſteht, darüber ſind ſich die Herren ja einig. Ich kenne ſowohl die Schule in der Schloßſtraße, wie die⸗ jenige in der Wallſtraße. Das ſind Jammerkinder! Stadtv. Schwarz: Meine Herren, nur zwei Geſichtspunkte möchte ich ganz kurz hervorheben. Auch mir erſcheint es wünſchenswert, daß wir ſo bald wie möglich zu einem Definitivum kommen Sitzung vom 19. Oktober 1910 Fortbildungsſchule im größten Maßſtabe erlangen. Mir ſcheint es durchaus unzweckmäßig, daß in derartigen Klaſſenräumen unterrichtet wird. Wer da weiß, welche Anſtrengungen es für Lehrer und Schüler mit ſich bringt, in durch Gasbeleuchtung überheizten Räumen auszuhalten, der wird dem beiſtimmen. Außerdem iſt nicht zu überſehen, daß bei ſolchen Zuſtänden häufig Erkältungen eintreten, die dann auch wieder auf den Unterricht ihre nach⸗ teiligen Wirkungen ausüben. Ferner noch eins — und dieſen Geſichtspunkt möchte ich noch ganz beſonders betonen; er iſt, glaube ich, heute nicht erwähnt worden daß wir nämlich erſt durch den Bau einer Fortbildungs⸗ ſchule zu der Errichtung von geeigneten Lehr⸗ werkſtätten kommen. Ich habe in dieſem Jahre in London Gelegenheit gehabt, eine ſolche in groß⸗ artiger Einrichtung mit elektriſchem Licht, 120 Räume mit 900 Flammen, zu ſehen, mit Lehr⸗ werkſtätten in einer Ausſtattung, von der ich bis dahin keine Vorſtellung hatte. Sie enthalten Maſchinen von 90 Pferdekräften und eine Reihe von Chemieſälen für einzelne Gewerbe, und da iſt mir der Wunſch aufgetaucht, daß auch wir, wenn auch im Verhältnis zu unſeren Mitteln und zu unſerer Größe, auf dieſer Bahn voranſchreiten möchten. Deshalb würde ich es mit Freude be⸗ grüßen, wenn uns recht bald ein Bauprojekt vor⸗ gelegt würde. Stadtv. Bollmann: Die Ausführungen des Herrn Stadtſchulrats könnten den Anſchein er⸗ wecken, als ob ich die Zuſtände übertrieben hätte. Ich möchte betonen, daß ich weder roſig noch dunkel gemalt habe, ſondern die Verhältniſſe ſo geſchildert habe, wie ſie tatſächlich beſtehen. Das halte ich in jeder Beziehung aufrecht. Die Zuſtände ſind im Gegenteil teilweiſe noch ſchlimmer. Wenn bis jetzt noch keine Klagen eingegangen ſein ſollen, ſo iſt das kaum zu verſtehen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: a) Der Anmietung des Schulgebäudes auf dem Grundſtück Wilmersdorfer Straße 14 nebſt dem dazugehörigen hinteren Hof nach Maß⸗ gabe des abgedruckten Mietsvertrages wird zugeſtimmt. b) Der zur Herrichtung der Räume, zur inneren Einrichtung und zur Deckung des Mietszinſes bis zum 31. März 1911 erforderliche Betrag mit 12 300 ℳ iſt aus der beim Ord. Kap. VII bei den Reſten aus dem Rechnungsjahre 1908 für Beſchaffung von Gemeindeſchulklaſſen noch zur Verfügung ſtehenden Summe von 12 806,62 ℳ zu entnehmen. 0) Der Mietzins vom 1. April 1911 ab iſt all⸗ jährlich in den Etat einzuſtellen.) Vorſteher Kaufmann: Punkt 16 der Tages⸗ ordnung: Mitteilung betr. unvermutete Prüfung der ſtädtiſchen Kaſſen im September 1910. Ich ſtelle feſt, daß die Verſammlung von dieſer Mitteilung Kenntnis genommen hat, und daß ſie zu keinerlei Erinnerung Anlaß gibt.