404 Frage des Herrn Vorſtehers kein Präzedenzfall geſchaffen wird. Stadtv. Hirſch (zur Frageſtellung): Ich meine, die Erklärung des Herrn Kollegen Crüger iſt voll⸗ kommen nebenſächlich; ob Herr Kollege Crüger erklärt, daß damit kein Präzedenzfall geſchaffen wird, oder nicht, oder ob ein anderer erklärt: es iſt ein Präzedenzfall geſchaffen, damit iſt gar nichts getan. Da muß bei einer anderen Gelegenheit — heute iſt ja nicht die Zeit — über die richtige Auslegung der Geſchäftsordnung beſchloſſen werden, vielleicht im Seniorenkonvent; was dann beſchloſſen wird, muß maßgebend ſein, aber nicht dieſe Bemerkung des Herrn Kollegen Crüger. Vorſteher Kaufmann: Ich möchte erklären, daß für mich, ſoweit nicht etwa eine andere Aus⸗ legung der Geſchäftsordnung vereinbart werden ſollte und die Stadtverordnetenverſammlung damit einverſtanden iſt, die Geſchäftsordnung allein maß⸗ gebend iſt, und ich werde ſtets ſo verfahren. Werden aber in der Verſammlung Zweifel laut, ſo werde ich der Verſammlung die Entſcheidung überlaſſen. Alſo ich frage jetzt die Verſammlung, ob ſie heute ſofort die Interpellation zu verhandeln wünſcht. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Ich frage weiter, ob die Verſammlung einverſtanden iſt, dieſen Gegenſtand zu verhandeln, nachdem die Petitionen erledigt ſein werden. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Ich werde alſo den Gegenſtand zur Verhandlung ſtellen, ſobald die Petitionen erledigt ſind. Wir kommen jetzt zu Punkt 10 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Abonnement auf die ſtatiſtiſchen Monatsberichte für Groß⸗Berlin. — Druck⸗ ſache 300. Stadtv. Stein: Meine Herren, es wird bei uns ſehr viel vom Sparen geredet. Nach meiner altfränkiſchen Anſicht kann man nur in kleinen Sachen ſparen; in großen Sachen muß man häufig ausgeben. In kleinen Sachen kann man aber ſparen, und im Namen einiger Freunde möchte ich bitten, bei dieſer Vorlage, für ein Abonnement auf 100 Stück der ſtatiſtiſchen Monatsberichte für Groß⸗Berlin 600 ℳ für das Jahr 1910 zu bewilligen, zu beſchließen, daß nur für 20 Exemplare das (geld bewilligt wird. Wir bekommen bei uns in Charlottenburg die ſtatiſtiſchen Berichte der Stadt; wir haben ſie ſeit Jahren bekommen. Ich frage Sie auf Gewiſſen: haben Sie alle ſie immer durchge⸗ leſen? (Rufe: Jawohl!) — Na, das iſt ein bischen dünn! Ich leſe ſie meiſtens durch und finde auch ſehr viel Intereſſantes drin. Das Intereſſante darin kommt aber regelmäßig in die Charlottenburger Zeitung hinein. Da wird es ſogar noch ausführlicher erwähnt, und das müßte dem Gros der Stadtverordnetenverſammlung ge⸗ nügen. Ich meine, es iſt wirklich nicht ſo not⸗ wendig, daß da 100 Exemplare bezahlt werden. Sitzung vom 9. November 1910 Soll jeder Stadtverordneter, jedes Magiſtrats⸗ mitglied einen ſolchen Bericht bekommen? Ich glaube, wenn eine gewiſſe Zahl für den Magiſtrat und für die Mitglieder der Fraktionen beſtellt und beſchafft werden, das würde genügen, und wir würden immerhin ein paar hundert Mark wieder erſparen. Die einen hundert Mark kommen zu anderen, ſie ſummieren ſich! Ich bitte alſo, die Zahl der Monatsberichte von 100 auf 20 herabzuſetzen. Stadtv. Dr. Rothholz: Meine Herren, im Gegenſatz zu Herrn Kollegen Stein möchte ich Ihnen die Magiſtratsvorlage empfehlen. Trotzdem habe ich noch zwei Anfragen an den Magiſtrat zu richten Der Magiſtrat will auf 100 Exemplare der Monatsberichte, die von dem Statiſtiſchen Amt der Stadt Berlin und den anderen ſtatiſtiſchen Amtern der Vororte herausgegeben werden, abonnieren; er folgt damit einer Anregung, wonach das Abonnement nach dem Mitgliederbeſtande des Magiſtrats und der Stadtverordnetenverſammlung empfohlen wird. Ich möchte nun den Magiſtrat anfragen, ob die Zahl 100 ſich auf die Magiſtrats⸗ mitglieder und auf die Stadtverordneten bezieht, und ob die Stadtverordneten ein Exemplar von den Monatsheften erhalten werden. Ich bitte den Magiſtrat, das zu beſtätigen. Eine zweite Anfrage möchte ich noch an den Magiſtrat richten. Die Monatshefte ſind zweifellos wertvoll, weil ſie einen Bericht über die Bewegung der Bevölkerung und die Lage des Arbeitsmarktes nicht nur von Berlin, ſondern der 66 Vororte geben. Sie behandeln in der Hauptſache dieſelben Fragen, über welche in unſern Monatsmitteilungen be⸗ richtet wird. (Unruhe.) Vorſteher Kaufmann: Ich bitte um Ruhe; der Herr Redner iſt bei den vielen Geſprächen kaum zu verſtehen. 5 Stadtv. Dr. Rothholz (fortfahrend): Ich frage deshalb an, ob ſich nicht die Herausgabe unſerer Monatsberichte erübrigt, um ſo mehr da unſer Statiſtiſches Amt ſehr von der Wohnungsſtatiſtik und dem Wohnungsamt in Anſpruch genommen werden wird. Anſtatt der jetzigen Monatsberichte könnte unſer Statiſtiſches Amt zwangsloſe Hefte herausgeben, welche Charlottenburger Angelegen⸗ heiten ſtatiſtiſch beleuchten ſollen. Stadtrat Dr. Gottſtein: Die Summe von 600 ℳ ſtellt ungefähr den Betrag dar, mit welchem wir das dankenswerte Unternehmen zu unter⸗ ſtützen beabſichtigen. Sie ſoll außerdem dazu dienen, daß jedem Mitgliede des Magiſtrats und auch der Stadtverordnetenverſammlung je ein Exemplar zugeſtellt wird, um ſich über die Fragen, die den einzelnen intereſſieren, zu unterrichten. Damit iſt die erſte Frage des Herrn Stadtv. Dr Rothholz beantwortet. Unſere Monatshefte werden durch das Er⸗ ſcheinen der neuen Veröffentlichungen nicht ent⸗ behrlich. Denn dieſe Berliner Veröffentlichungen ſind ſummariſcher gehalten und können die Einzel⸗ heiten unſerer Veröffentlichungen durchaus nicht erſetzen, ſo daß wir bei dem gegenwärtigen Stand der Angelegenheit nicht in der Lage ſind, unſere Monatsberichte einzuſchränken. Ich brauche auf