Sitzung vom 9. November 1910 Einzelheiten des Inhalts nicht einzugehen, auf die Benutzung unſerer verſchiedenen ſtädtiſchen Einrichtungen aller Art, die in den Berliner Monatsberichten in dieſer eingehenden Form nicht enthalten ſein werden. Aus dieſem Grunde muß ich die zweite Frage des Herrn Stadtv. Rothholz dahin beantworten, daß unſere Monatsberichte in der bisherigen Form weiter erſcheinen werden. Stadtv. Dr. Rothholz: Meine Herren, die Auskunft auf meine zweite Frage befriedigt mich nicht ganz. Denn ich muß ſagen: der Hauptwert der ſtatiſtiſchen Angaben für die Stadtverordneten beſteht wohl darin, einen Überblick nicht bloß über die Verhältniſſe von Charlottenburg, ſondern von Groß⸗Berlin zu erhalten. Dazu werden uns im allgemeinen großen die ſummariſchen Angaben genügen. Ich würde deshalb nochmals dem Magiſtrat die Einſtellung unſerer Monatsberichte nahe legen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ma⸗ giſtrats, wie folgt: Für ein Abonnement auf 100 Stück der ſtatiſtiſchen Monatsberichte für Groß⸗Berlin werden 600 M. für das Jahr 1910 aus dem Dispoſitionsfonds bewilligt. In Zukunft ſind die erforderlichen Mittel in den Etat des Statiſtiſchen Amts einzu⸗ ſtellen.) Vorſteher Kaufmann: Meine Herren, vom Magiſtrat wird mir ein Schreiben vom heutigen Tage herübergegeben, das Herr Kollege Dr Stadt⸗ hagen an den Magiſtrat gerichtet hat. Herr Kollege Stadthagen wünſcht aber ausdrücklich, daß ich dieſes Schreiben, das jetzt an mich abgegeben iſt, zur Kenntnis der Verſammlung bringe: Durch die augenblicklichen Verhältniſſe ſehe ich mich zu meinem Bedauern veranlaßt, meine Tätigkeit in den ſtändigen Depu⸗ tationen zu unterbrechen. Ich lege daher hiermit meine Mitgliedſchaft 1. in der Waiſenpflegedeputation, 2. in der Kaſſen⸗ und Finanzdeputation, 3. in der Grundeigentumsdeputation nieder. 8 Ich bringe dieſe Mitteilung auf Wunſch des Herrn Kollegen Stadthagen zur Kenntnis. Punkt 11 der Tagesordnung: Vorlage betr. Beſchaffung von Möbeln für De⸗ zernentenzimmer. — Druckſache 301. Stadtv. Zander: Ich wollte bitten, daß der Magiſtrat die Möbel, die beſchafft werden ſollen, bei Charlottenburger Handwerksmeiſtern oder Ge⸗ werbetreibenden beſtellt. In meiner Eigenſchaft als Mitglied der Rechnungsprüfungskommiſſion habe ich geſehen, daß gerade dieſe Sachen faſt niemals in Charlottenburg gekauft ſind, ſondern immer außerhalb. Sollte der Magiſtrat etwa Charlottenburger Möbelgeſchäfte nicht kennen, ſo bin ich ſehr gern bereit, ihm Adreſſen anzugeben, bei denen angefragt werden kann, ob ſie nicht für denſelben Preis die Möbel liefern. Stadtv. Marquardt: Meine Herren, ich hatte bald nach Verlegung der Armendirektion in das 405 Gebäude Kirchhofſtraße 3 Gelegenheit, einige Dienſtzimmer dort zu ſehen, und fand, daß die Be⸗ amten dort ſehr zuſammengedrängt ſaßen. Ich möchte die Anfrage an den Magiſtrat richten, ob das jetzt mit Möbeln auszuſtattende Sitzungs⸗ zimmer ſchon für dieſen Zweck in Ausſicht genommen war, bzw. ob es ſich nicht ermöglichen läßt, daß dieſes Zimmer für die Dienſtzwecke der Beamten zur Verfügung geſtellt werden könnte. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, ich weiß nicht, ob die Anfrage des Herrn Stadtv. Zander ganz ernſt gemeint iſt; ſie klang in halb ſcherzhaftem Tone, ſo daß ich nicht ganz überzeugt bin, ob er einen Scherz hat machen wollen oder ernſt geſprochen hat. Ich will das letztere annehmen. Vorſteher Kaufmann (unterbrechend): Herr Oberbürgermeiſter, ich glaube, daß ein Stadtver⸗ ordneter niemals ſcherzhaft eine Anfrage an den Magiſtrat richtet. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: O, warum ſoll man nicht einmal einen Scherz machen. (Heiterkeit.) Ich bin der Meinung, daß wir bei unſeren Ver⸗ gebungen uns nicht nur innerhalb der Grenzen Charlottenburgs halten dürfen, nachdem die Ge⸗ werbefreiheit in Deutſchland nun doch ſeit ge⸗ raumer Zeit eingeführt worden iſt. Das iſt eine Anſchauung, die allgemein bekannt und gebilligt ſein dürfte, und die auch ſchon von der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung durchaus gebilligt worden iſt. Wir richten uns nicht danach, ob ein Hand⸗ werker, dem wir Aufträge geben, in Charlottenburg wohnt oder in Schöneberg oder in Wilmersdorf oder in Berlin oder irgendwo anders im Reiche, ſondern wir richten uns immer danach, welche von den Offerten, die bei uns eingegangen ſind, die für die Stadt zweckmäßigſte iſt. Nach diſem Grundſatze urteilen und vergeben die Deputationen die Arbeiten. Dieſer Grundſatz iſt auch von der Stadt⸗ verordnetenverſammlung auf Grund einer Vorlage, die wir über die Vergebung der Arbeiten ihr vor längerer Zeit gemacht haben, ausdrücklich gebilligt worden. Auch das Verfahren bei der Vergebung der Lieferungen von Möbeln für unſer Rathaus iſt bereits, ſo lange das Rathaus ſteht, vollſtändig eingebürgert; wir haben die Möbel im Wege der Ausſchreibung von einer Firma bezogen, haben geſehen, daß wir gut bedient wurden, und die De⸗ putation hat dem Magiſtrat vorgeſchlagen, bei der⸗ ſelben Firma auch die weiter notwendigen Sachen machen zu laſſen nach denſelben Muſtern und nach derſelben Art, wie das früher geſchehen iſt. Auch dieſes Verfahren hat bereits die Billigung der Stadt⸗ verordnetenverſammlung erhalten. Ich ſehe gar keinen Grund, meine Herren, — und Herr Stadtv. Zander hat auch keinen genannt — weshalb wir nun bei der Vergebung der Möbel für dieſe neuen Zimmer von dem alten langjährigen Verfahren, das wir geübt haben, abweichen ſollen. Daß wir natürlich gegen unſere Charlottenburger Hand⸗ werker nichts haben, das, glaube ich, brauche ich wirklich nicht beſonders auszuſprechen. Wenn die Charlottenburger Handwerker uns eine Offerte abgeben, die zweckmäßig iſt, die für die Stad günſtig iſt, ſo ſind wir gern bereit, den Charlottent burger Handwerkern Arbeiten zu übertragen.