Sitzung vom 9. November 1910 mußte ein Euteignungsprozeß angeſtrengt werden. In dieſem Enteignungsprozeß iſt der Preis zunächſt vom Bezirksausſchuß auf 380 385 ℳ feſtgeſetzt. Dieſer Betrag wurde bei der Königlichen Hinter⸗ legungsſtelle hinterlegt. 325 000 ℳ ſind ihr aber dann zur Befriedigung ihrer Hypothekengläubiger überlaſſen worden. Sie wollte den Reſt auch haben. Der Magiſtrat hat aber ſeinerzeit gegen das Urteil des Bezirtsausſchuſſes Einſpruch erhoben, die Petentin ebenfalls. Trotzdem iſt der Magiſtrat hr im Jahre 1907 ſo weit entgegengekommen, daß er ihr von dem hinterlegten Geld weiter 30 000 ℳ überlaſſen hat, ſo daß ihr alſo im ganzen 355 000 ℳ ausgezahlt ſind. Aber der Magiſtrat hat dabei vorſichtigerweiſe Beſtellung einer Sicherheits⸗ hypothek auf ihr anderes Grundſtück in Charlotten⸗ burg, Kantſtraße 54, verlangt. Nunmehr wünſcht ſie in neuerer Zeit dieſe Sicherheitshypothek ge⸗ löſcht zu haben, um ihren ſonſtigen Verbindlich⸗ keiten nachzukommen. Sie hat — das iſt ein Fall, an dem wir ſehen, daß die Petitionen manchmal recht lange liegen bleiben — im Frühjahr dieſes Jahres, am 21. April, eine Petition an uns ge⸗ richtet mit der Bitte, dieſe 30 000 ℳ Sicherheits⸗ hypothek zu löſchen. Ehe der Ausſchuß zu einer Beratung kommen konnte, hat der Magiſtrat bereits — im Juli — der Petentin mitgeteilt, er würde ihr 15 000 ℳ von der Sicherheitshypothek nachlaſſen. Bevor wir zur Beratung kamen, hat ſie uns kurz vorher — unter dem 30. September — noch einmal erſucht, ihr auch die reſtlichen 15 000 ℳ zurückzuerſtatten, die Sicherheitshypothek voll⸗ kommen zu löſchen, da das Verfahren in ſeinem weiteren Gange für ſie günſtig verlaufen war. Nämlich das Königliche Landgericht hat die Ent⸗ ſchädigung auf 422 000 ℳ, alſo auf einen höheren Betrag feſtgeſetzt. Augenblicklich ſchwebt aber die Angelegenheit beim Kammergericht, und es iſt durchaus nicht ausgeſchloſſen, daß das endgiltige Urteil zugunſten von Charlottenburg ergeht und daß der Betrag unter 380 000 ℳ herabgeſetzt wird. In dieſem Moment kann ſich daher die Stadt nicht in der Lage ſehen, die Sicherheitshypothek, ſoweit ſie noch auf dem Grundſtück ruht, zu löſchen. Der Petitionsausſchuß empfiehlt Ihnen daher Übergang zur Tagesordnung. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Pe⸗ titionsausſchuſſes, über die Petition VvIII zur Tagesordnung überzugehen.) Vorſteher Kaufmann: IX. Petition des Regierungs bau⸗ meiſters Michel und Gen. betr. Kaiſerdamm. Der Petitionsausſchuß empfiehlt die Ziffern ! und 3 der Petition als Material, die Ziffer 2 zur Berückſichtigung zu überweiſen. Kollegen Hirſch iſt mit genügender Unterſtützung folgender Antrag geſtellt: Die Stadtverordnetenverſammlung wolle beſchließen, auch Ziffer 1 der Petition dem Magiſtrat zur Berückſichtigung zu über⸗ weiſen. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, eine große Anzahl Intereſſen⸗ ten am Kaiſerdamm haben an den Ma⸗ Von Herrn 411 giſtrat die Bitte gerichtet — Sie finden ja die ein⸗ zelnen Wünſche auf Seite 473 der Druckſachen —: Verkehrsverbeſſerungen auf der Untergrund bahn zu ſchaffen, ferner weitere Verkehrsmittel in der ganzen Gegend zu ſchaffen, insbeſondere die Er öffnung der Ringbahnſtation Witzleben zu veranlaſſen, und drittens endlich zur Beſeiti⸗ gung der Staubplage am Kaiſer⸗ d a mm Vorkehrungen zu treffen. Was die Frage der Verbeſſerungen auf der Untergrundbahnſtrecke zwiſchen Reichskanzlerplatz und Halteſtelle Bismarckſtraße betrifft, ſo iſt die Untergrundbahngeſellſchaft inzwiſchen den Wünſchen der Petenten in ziemlich weitgehendem Maße bereits entgegengekommen. Unter dem 8. Oktober d. I. hat ſie an den Magiſtrat ein Schreiben ge⸗ richtet, wonach erſtensmal im Frühverkehr 3 Züge direkt vom Reichskanzlerplatz nach der Warſchauer⸗ Brücke durchgeführt werden, zweitens von 8§ Uhr 52 Minuten ab bis 1 Uhr durchweg Zweiwagen⸗-Züge ſtatt der bisherigen Einzelwagen verkehren; ferner werden in der 5⸗Minuten⸗Zugfolge von 1 Uhr 7 Minuten bis 3 Uhr 47 Minuten nachmittags ab⸗ wechſelnd Zweiwagen⸗Züge und Einzelwagen zur Verwendung gelangen, während bisher nur Einzel⸗ wagen fuhren. Während der übrigen Dauer der 5⸗Minuten⸗Zugfolge bis 8 Uhr 42 Minuten und der anſchließenden 10⸗Minuten⸗Folge bis 9 Uhr 52 Mi⸗ nuten abends werden durchweg Zweiwagen⸗Züge verkehren. Ferner iſt die Betriebszeit über den ſeit⸗ herigen Schluß weſentlich ausgedehnt worden, und zwar verkehren auch noch Züge von der Bismarck⸗ ſtraße um 12 Uhr 55 Minuten, 1 Uhr 5 Minuten und 1 Uhr 15 Minuten nachts. Die Petenten haben einen Nachtverkehr bis 2 Uhr verlangt; bis % 2 Uhr iſt er eingetreten. Ferner wird mitgeteilt, daß auch in den Hauptverkehrsſtunden während der nächſten Monate morgens bis 9½ Uhr, ferner mittags zwiſchen 1 und 2 Uhr und in den Nach⸗ mittags⸗ und Abendſtunden bis gegen 9 Uhr in größerem Umfange 6⸗Wagen⸗Züge auf der Linie Wilhelmsplatz — Spittelmarkt im 5⸗Minutenver⸗ kehr verkehren. Eine weitere Verbeſſerung iſt es, daß ein großer Teil der Züge nun auch direkt von der Stadt aus nach de m Reichskanzlerplatz geleitet wird, während die Züge bisher im Durchgangsverkehr nur nach dem Wilhelmplatz fuhren. Dies iſt allerdings nur ein Anfang; aber wir können hier ebenſo wenig in der Stadtverordnetenverſammlung wiſſen, wie es die Untergrundbahngeſellſchaft wiſſen kann, wie ſich der Verkehr in der ſpäteren Zeit einmal geſtalten wird, wenn die Verlängerung der Bahn über den Wilhelmplatz hinaus nach Moabit, nach den Gegenden jenſeits der Spree fertiggeſtellt ſein wird. Man kann in dieſe Entwicklung vor⸗ läufig noch nicht eingreifen. Der Petitionsausſchuß hat geglaubt, daß⸗ die Verwaltung vorläufig genügend entgegen⸗ gekommen iſt, und daß die Verwaltung auch ſelber ihrem eigenen Intereſſe gemäß den Pendelverkehr möglichſt aufheben wird, wenn die Strecke befahrener ſein wird als die nach dem Wilhelmplatz. Inſofern haben wir geglaubt, dieſen Punkt der Petition dem Magiſtrat lediglich als Material überweiſen zu ſollen, weil bei einer Überweiſung zur Be⸗ rückſichtigung der Magiſtrat vor die Frage geſtellt wäre, was er denn nun eigentlich machen ſoll. Erzwingen kann er nichts, weitere Zuſchüſſe werden