422 Wenn ich die Belaſtung für Verzinſung und Schul⸗ dentilgung in Vergleich zur Eintommenſteuer ſtelle, ſo kann ich doch nur denjenigen Betrag rechnen, den die Einkommenſteuer wirklich zu tragen hat, und dieſer Betrag iſt derjenige, der durch die all⸗ gemeine Verwaltung aufzubringen iſt. Die all⸗ gemeine Verwaltung muß einen Betrag von rund 3 097 000 ℳ aufbringen; davon geht aber auch noch die Rückverzinſung derjenigen Guthaben ab, die bei Banken uſw. ſind, die bar wieder vereinnahmt werden, in Höhe von 335 000 ℳ, außerdem diejenigen Summen, die die Anleihe⸗ bauten tragen müſſen, in Höhe von 65 000 ℳ., ſo daß ſchließlich diejenige Summe übrig bleibt, diej ich Ihnen vorhin nannte, nämlich rund 2 696 000 ℳ. Dann aber, meine Herren, iſt ein zweiter Fehler unterlaufen (Stadtv. Dr. Frentzel: dritter!) — ich meine bei dieſem Punkt hinſichtlich der Einkommenſteuer ein zweiter Fehler. Hier iſt nämlich geſagt worden: 7 Millionen, d. h. über eine Million mehr als die Einnahme aus der Ein⸗ kommenſteuer. Ja, meine Herren, ich bitte, den Etat aufzuſchlagen und ſich davon zu überzeugen, daß die Einkommenſteuer für das Jahr 1908 am 31. März 1909 ein Iſt hatte von 7 121 085,20 ℳ. Alſo ſtimmt auch dieſe Angabe nicht. Meine Herren, ich komme dann zu dem zweiten Punkt, den ich eingangs heraushob. Ich ſagte: eine Zuſammenſtellung von Ziffern iſt aus der Finanzſtatiſtit herausgeriſſen und es ſind Zahlen gruppiert ohne Rückſicht auf die ſonſtige Finanzſtatiſtik. Ich möchte da zunächſt nochmals die Anleiheſchulden, die auf der erſten Seite des Flugblatts genannt ſind, kurz ſtreifen. Meine Herren, wenn ich ſage: eine Stadt hat in der und der Zeit Schulden gemacht, und dieſe Zahl iſt hoch, ſo gibt das ein ſchlechtes Bild. Ich muß vor allen Dingen, wenn ich gerecht ſein will, und wenn ich eine richtig gemeinte und auf⸗ klärende Finanzſtatiſtik geben will, hervorheben, wof ür dieſe Schulden gemacht ſind, (ſehr richtig!) und darüber, meine Herren, habe ich jedes Wort vermißt. Von den Anleiheſchulden des Jahres 1908 in Höhe von 119 239 000 entfallen nur 40 750 000 ℳ auf die allgemeine Verwaltung; die übrigen Beträge entfallen mit 10 391 000 ℳ auff die Kanaliſationsverwaltung, mit 2 726 000 ℳ auf die Ladeſtraßen, mit ſehr erheblichen Be⸗ trägen ſind dann naturgemäß Elektrizitätswerke, Gaswerke, Waſſerwerke beteiligt, nämlich mit 9 937 000 ℳ bzw. 16 181 000 und 18 994 000 , dann das Bismarckſtraßenunternehmen, welches bei den Anleihen im Vorſchuß iſt, mit 6 587 000 ℳ und der Grundſtückserwerbsfonds mit 13 669 000 ℳ. Die ſpringende Ziffer iſt die, die ich zuerſt nannte, daß nämlich die allgemeine Verwaltung bei dieſen Zahlen für das Jahr 1908, das hier zitiert iſt, d. h. am 31. 3. 1909 beteiligt geweſen iſt mit 40% Millionen. Meine Herren, da Sie aber Ihre Anfrage allgemein über die Finanzlage geſtellt haben, ſo möchte ich nach dieſer Richtung hin nur kurz be⸗ merken, daß die Zahlen ſich ſelbſtverſtändlich für den 31. März 1910, alſo ein Jahr ſpäter, inſofern verſchoben haben, als der Schuldenſtand an dieſem letzten Tage des Etatsjahres 125 639 000 ℳ be⸗ Sitzung vom 9. November 1910 tragen hat, wovon auf die allgemeine Verwaltung 42 414 0(00 ℳ entfallen. Die übrigen Ziffern, glaube ich, kann ich mir als unweſentlich ſchenken; ſie verteilen ſich ebenfalls wieder in allererſter Linie auf die ſtädtiſchen Werte, ſodann ſind weiter die Kanaliſationswerke, das Bismarckſtraßenunter⸗ nehmen, der Grundſtückserwerbsfonds uſw. dabei beteiligt. Dann, meine Herren, komme ich zu weiteren Ziffern, die, herausgeriſſen aus einer Finanzſtatiſtik, ein falſches Bild geben. Ich habe die Zahlen im Auge, die genannt ſind als Anleiheſchulden auf den Kopf der Bevölkerung von einer Anzahl ganz will⸗ kürlich herausgegriffener Städte. Es ſind merk⸗ würdigerweiſe — ich weiß nicht, welcher Grundſatz hier obgewaltet hat (Stadtv. Dr Crüger: Gar keiner! Heiterkeit) nicht die größten Städte genannt. Anleiheſchulden, auf den Kopf der Bevölkerung verteilt, werden an⸗ gegeben, jegliche andere Angabe iſt unterlaſſen. Wenn man ein derartiges Bild gibt, ſo muß ohne weiteres — ich will Ihnen das nachher an einem meines Erachtens ganz treffenden Beiſpiele be⸗ weiſen — ein Irrtum in jedem erwachſen, der ohne irgendwelche nähere Kenntnis der Verhältniſſe der⸗ artige Zahlen lieſt. Im Flugblatt iſt geſagt, daß die Stadt Halle 153 ℳd, Aachen 192, Poſen 192, Caſſel 232, Plauen 242, Kiel 365, Barmen 342, Straßburg 275, Rixdorf 175, Berlin 177, Schöne⸗ berg 250, Wilmersdorf 201 und Charlottenburg 462 ℳ — mit einem Ausrufungszeichen! — An⸗ leiheſchulden auf den Kopf der Bevölkerung haben. Meine Herren, wenn man derartige Ziffern zum Vergleich heranziehen will, ſo muß man zum min⸗ deſten die Zeit der Entwicklung der Städte be⸗ trachten, die Größe der Städte, ihr Wachstum der Bevölkerung, ihr Vermögen ſowohl an Grund⸗ beſitz wie ihr Stammvermögen, ihr Stiftungs⸗ vermögen, die Steuerkraft, die Steuerzuſchläge, das Wachstum der Steuern. Vor a llen Ding en abeer darf man u ur di e jenigen Städte heranziehen, die die glei⸗ chen Einrichtungen haben. (Sehr richtig!) Denn ſelbſtverſtändlich verſchiebt ſich das Bild voll⸗ kommen, wenn man Städte nimmt, die nicht genau dieſelben Einrichtungen haben, die nicht haben: Gaswerke, Elektrizitäts⸗, Waſſerwerke, in denen koloſſale Summen von Millionen inveſtiert ſind, die unter Umſtänden keine Krankenhäuſer oder ſonſtige irgendwelche Einrichtungen haben, die koloſſal teuer ſind und den Etat belaſten. Von allen dieſen Vergleichszahlen, die gegeben werden mußten, um ein wirkliches Bild und eine ernſthafte Finanz⸗ ſtatiſtik zu liefern, iſt nicht die Rede. Die genannten Zahlen ſind hier roh zuſammengruppiert, und es iſt nicht einmal möglich, ihre abſolute Richtigkeit zu prüfen. Ich will die Richtigkeit damit aber ab⸗ ſolut nicht anzweifeln. Wenn Sie aber nunmehr die Punkte, die ich Ihnen anführte, betrachten, ſo werden Sie ſehen, daß z. B., wenn Sie das Alter der Städte berück⸗ ſichtigen, abgeſehen von Wilmersdorf und Schöne⸗ berg, nur alte und ältere Städte genannt ſind; wenn Sie die Größe der Städte und das Wachstum der Bevölterung in ihnen berückſichtigen, ſo werden Sie weiter ſehen, daß es kaum eine Stadt dabei gibt — Wilmersdorf vielleicht ausgenommen „ die ein derartig ſchnelles Wachstum hat wie die Stadt Charlottenburg; wenn Sie die Steuer⸗