% % Sitzung vom 23. als man ihnen den längeren Erholungsurlaub nicht gewährt hat, ſondern ſie ſind auch materiell ge⸗ ſchädigt. Ich ſtelle hiermit den Antrag, daß die vor⸗ letzte Mitteilung zuſammen mit der heute zur Be⸗ ratung ſtehenden Mitteilung dem Ausſchuß über⸗ wieſen wird. Vorſteher Kaufmann: Herr Kollege Marquardt, ich habe Sie nicht unterbrechen wollen. Wenn Sie ſich die Tagesordnung angeſehen hätten, würden Sie wiſſen, daß beide Mitteilungen auf der Tagesordnung unter derſelben Nummer ſtehen. Alſo eines Antrages in dieſer Richtung bedarf es nicht (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Meyer (Schlußwort): Meine Herren, ich habe abſichtlich vermieden, auf irgend einen materiellen Punkt bei dieſer Ge⸗ legenheit einzugehen, weil durch die Erklärung, daß ich die frühere Auffaſſung der Stadtverordneten⸗ verſammlung in jeder Beziehung aufrechterhalte, meiner Anſicht nach alles geſagt iſt. Nachdem der Herr Bürgermeiſter aber einige Punkte heraus⸗ geſucht hat, muß ich, um mich nicht zu präjudizieren, ausdrücklich erklären, daß ich auch in dieſen Punkten der Auffaſſung des Magiſtrats nicht beiſtimme, namentlich auch nicht die proviſoriſche Regelung der Sache als eine glückliche anſehe und billige. (Die Verſammlung beſchließt, die Mitteilungen einem Ausſchuſſe von 15 Mitgliedern zu über⸗ weiſen, und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Bollmann, Dr Frentzel, Gredy, Kaufmann, Kern, Klick, Marquardt, Marzahn, Meyer, Neukranz, Otto, Protze, Wilk, Wöllmer und Zander.) Vorſteher Kaufmann: Punkt 7 der Tages⸗ ordnung: Bericht des Ansſchuſſes über die Vorlage betr. Aufhebung der Gemeindebeſchlüſſe über den Bau einer Zentralmarkthalle an der Niebuhrſtraße. — Druckſachen 197 von 1909 und 304. Berichterſtatter Stadtv. Jolenberg: Meine Herren, der Beſchluß des von Ihnen eingeſetzten Ausſchuſſes zerfällt in zwei Teile. Der Ausſchuß empfiehlt 4, die Gemeindebeſchlüſſe vom Jahre 1904 und 1905, welche die Erbauung einer Markt⸗ halle an der Niebuhrſtraße betreffen, aufzuheben — alſo dem Magiſtratsantrage entſprechend —, und zwar mit dem Bemerken, daß durch dieſen Beſchluß der endgültigen Entſcheidung über den Bau einer Großmarkthalle nicht vorgegriffen wird; der Aus⸗ ſchuß empfiehlt B: die Stadtverordnetenverſamm⸗ lung möge den Magiſtrat erſuchen, mit ihr in ge⸗ miſchter Deputation über die Frage der Errichtung einer Großmarkthalle zu beraten. Zum beſſeren Verſtändnis des Magiſtratsantrages und des Be⸗ ſchluſſes Ihres Ausſchuſſes iſt ein UÜberblick über die hiſtoriſche Entwicklung der Markthallenangelegen⸗ heit erforderlich. Ich will verſuchen, mich möglichſt kurz zu faſſen, um Ihre Zeit nicht allzuſehr in An⸗ ſpruch zu nehmen. Im Jahre 1897 begannen die Beſtrebungen zur Erbauung einer Markthalle in Charlottenburg. In dieſem Jahre fand der erſte Geländeankauf ſtatt, den 2 Millionen in die nächſte Anleihe Bau einer Zentralmarkthalle eingeſtellt. für November 1910 443 burg 163 000 Scelen. In den Jahren 1903—1905 wurde das Gelände durch Ankauf weiter kom⸗ plettiert. Die Stadtverordnetenverſammlung hat im Jahre 1905 den Ankauf eines weiteren Ge⸗ ländes für dieſen Zweck mit der Bedingung ge⸗ nehmigt, daß der Magiſtrat baldigſt eine Vorlage zur Erbauung einer Markthalle machen ſolle. Als⸗ dann wurden im Jahre 1905 weitere 4½ð Millionen für den Bau einer Markthalle in die Anleihe eingeſtellt, und es wurde ferner in dieſem Jahre eine Markt⸗ hallendeputation eingeſetzt, die ſich mit dem Bau einer Markthalle an der Niebuhrſtraße zu be⸗ ſchäftigen hatte. Inzwiſchen ging der Beſcheid der KöniglichenEiſenbahndirektion ein, unter welchen Be⸗ dingungen Eiſenbahnanſchluß an der Niebuhrſtraße gewährt werden würde. Seit dem Jahre 1905 iſt dann eine Verzögerung in der Angelegenheit dadurch eingetreten, daß erſtens das Dezernat im Hochbauamt wechſelte — unſer Stadtbaurat Brat⸗ ring, der ſich mit der Sache beſchäftigt hatte, trat in den Ruheſtand, und ſein Nachfolger, der Stadt⸗ baurat Profeſſor Schmaltz, verſchied nach kurzer Amtstätigkeit — und daß zweitens ein Projekt in Berlin an der Paulſtraße auftauchte. Im vorigen Jahre 1909 hat nun die Markthallendeputation beſchloſſen, von dem Bau einer Markthalle an der Niebuhrſtraße überhaupt Abſtand zu nehmen, und der Magiſtrat iſt dieſem Beſchluſſe beigetreten; er hat ſich den Gründen der Martthallendeputation angeſchloſſen und bringt uns die Vorlage, die Ihnen jetzt zur Beratung unterliegt. Der Magiſtrat hat zur Begründung der Auf⸗ hebung der Beſchlüſſe im weſentlichen folgendes angeführt. Er hat Sachverſtändigen⸗Gutachten ein⸗ geholt, die übereinſtimmend das Bedürfnis des Baues einer Markthalle an dieſer Stelle verneinen und auch die Rentabilität einer Markthalle an dieſer Stelle bezweifeln. Meine Herren, vielleicht fällt es nicht beſonders ins Gewicht bei der Be⸗ urteilung dieſer Sachverſtändigen⸗Gutachten, daß einer dieſer Sachverſtändigen kurz vorher die Petition für die Erbauung einer Markthalle unter⸗ ſchrieben, ſich alſo eigentlich zu dem, was er nachher geſagt hat, direkt in Gegenſatz geſtellt hat. — Der zweite Grund, aus dem der Magiſtrat Ihnen die Aufhebung in Vorſchlag bringt, iſt die Größe des Geländes an der Niebuhrſtraße. Es ſtehen dort 30 000 qm zur Verfügung. Das Projekt an der Paulſtraße, das ja inzwiſchen gefallen iſt, ſtellte bereits 65 000 qm zur Erbauung einer Markthalle, und das Gelände an der Landsberger Allee, das von Berlin nun endgültig für den Bau einer Markthalle beſtimmt iſt, beträgt 105 000 qm. Alſo 30 000 qm Charlottenburg, 105 000 qm Berlin! Weiter wird ausgeführt, daß eine Markthalle an der Niebuhr⸗ ſtraße notwendigerweiſe zur Verſchlechterung der Gegend beitragen müſſe. Es unterliegt wohl kaum einem Zweifel, meine Herren, daß das richtig iſt. Sehen Sie ſich gütigſt die Umgebung der Markthalle am Alexanderplatz, in der Neuen Friedrichſtraße an: Sie werden unbedingt zu der Überzeugung ge⸗ langen, daß eine beſſere Wohngegend dadurch nicht gehoben wird. Es iſt Ihnen bekannt, daß gerade am Kurfürſtendamm zum weſentlichen Teil unſere größten Steuerzahler wohnen, daß die Gemeinde Wilmersdorf in unmittelbarer Nähe auf der andern Seite des Kurfürſtendamms beginnt und daß die Gefahr vorliegt, daß das Geräuſch und die Unbequemlichkeiten einer Markthalle unſere großen Damals betrug die Einwohnerzahl von Charlotten⸗ Charlottenburger Steuerzahler nicht nur aus jene