464 Kollegen Holz, Jolenberg und Wilk, das Protololl zu vollziehen. Berichterſtatter Stadtv. Harniſch: Meine Herren, wir werden uns zunächſt gefragt haben, als wir von der Erweiterung des Rathauſes hörten: iſt das nötig oder iſt es nicht nötig — ſofern wir uns darüber nicht zuvor klar waren —, und da werden wir uns alle geſagt haben: es iſt nötig. Wenn wir zweifelhaft geweſen wären, hätte uns der Magiſtrat ſchon den richtigen Weg durch die Angabe gewieſen, daß ein Drittel der ſtädtiſchen Beamten zurzeit der Fertigſtellung des Baues nicht mehr im Rathauſe Platz hat. Alſo die Vergrößerung iſt nötig. Auch darüber iſt Klarheit, daß eine Ver⸗ größerung „dieſes“ Rathauſes ſtattfinden ſoll, nicht etwa ein Bau an einer andern Stelle. Darüber ſind die Entſcheidungen in Deputations⸗ und Etats⸗ ſitzungen bereits gefallen. Es liegt alſo feſt: das Rathaus wird vergrößert. Wenn wir vor dieſen Plänen ſtehen, dann kann man ſich auch nicht zweifelhaft ſein, wie das Rathaus vergrößert werden ſoll. Es kann nur nach der rechten Seite, nach Oſten hin vergrößert werden, denn nach der linken Seite haben wir ja unſer Ge⸗ biet ausgenutzt, der linke Nachbar gehört uns noch nicht. Ob die Vergrößernug in der Berliner Straße oder in der Lützower Straße erfolgen ſoll, iſt auch klar: ſie findet eben an beiden Seiten ſtatt, weil der Streifen, den wir brauchen, ſo groß iſt, daß ſowohl unſer Beſitz an der Berliner wie eine faſt gleich lange Front in der Lützower Straße verwertet werden. Wenn wir uns unu über den Bau an dieſer Stelle klar ſind, ſo könnte man vielleicht noch fragen, wie die Bauart ſein ſoll. Darüber liegt ja auch voll⸗ ſtändige Klarheit vor. Es iſt entſchieden und feſt⸗ gelegt worden, daß in dem Hauptteile des neuen Baues an der Berliner Straße die Sparkaſſe mit ihren großen Räumen an erſter Stelle placiert werden ſoll, und im übrigen iſt, abgeſehen von zwei größeren Räumlichkeiten, einem kleinen Verſamm⸗ lungsſaal und einem Raum für das Kaufmanns⸗ gericht, daran feſtgehalten worden, überhaupt keine Einteilung für verſchiedene Zimmer zu machen, ſondern bloß die Möglichkeit zu ſchaffen, jederzeit ſeparieren zu können, alſo lange helle Räume und lange helle Korridore herzuſtellen. Das iſt eine ganz klare, ebenſo einfache wie zweckmäßige Einrichtung. Alſo auch über die Bauart und Bauausnutzung dürfte Klarheit beſtehen. Daß im Außern die Bauart ſich an das Vor⸗ handene anſchließen muß, wird ebenfalls klar ſein. In wie guter Weiſe das hier gelungen iſt, wird Ihnen ja allen klar geworden ſein. — Eine Neuerung gegen die vorhandenen Anlagen des alten Rathauſes iſt die Fernzentralheizung, die vom Elektrizitätswerk aus durch Abdämpfe in der Hauptſache erzeugt werden ſoll. Aber auch das wird nicht Veranlaſſung zu großen Auseinanderſetzungen geben, denn an ſich iſt das keine Neuerung. Das iſt auswärts und ſo oft an verſchiedenen Stellen probiert worden, z. B. in Dresden, daß über die Zweckmäßigkeit ſolcher Anlagen Zweifel nicht mehr erhoben werden können. Meine Herren, auf Preis und Rechnungsweſen werden wir ja mit unſerm heutigen Beſchluſſe nicht feſtgelegt, ebenſowenig wie auf die Bauausführung im ſpeziellen. Dafür bekommen wir noch genaue Koſtenanſchläge, die ebenſo durch unſere neue Rech⸗ nungsprüfungsſtelle gehen, wie es dieſer Vorent⸗ Sitzung vom 23. November 1910 wurf ſchon gegangen iſt in bezug auf Maße und Einheitspreiſe. Alſo darüber werden wir noch ge⸗ nauer aufgeklärt werden. Wir ſehen ferner, daß unſer Herr Baurat, der überirdiſche, (Heiterkeit) ſchon in ſeinem Künſtlertraum ſoweit gegangen iſt, uns ein Projekt vorzulegen, deſſen Ausführung vielleicht oder höchſt wahrſcheinlich nicht allzuviele von uns erleben werden. Der Herr Baurat zeigt uns hier, daß ſogar für den Fall, daß wir einmal über den Nachbar im Weſten verfügen können, dann auch noch das, was wir jetzt nur nach Oſten zu bauen, nach Weſten zu eine zweckmäßige Erweiterung und ſchöne Vervollſtändigung finden wird. Ich möchte betonen, daß dieſer Fall, wie ich ſchon ſagte, in ſehr weiter Zukunft liegt, denn wenn Sie ſich auf dem untern Plane den ſchwarzen Grundriß des jetzigen Rathauſes und den neuen rot gezeichneten Er⸗ weiterungsbau betrachten, dann bemerken Sie daneben noch ein roſa Stück, das annähernd ſo groß iſt wie das jetzige Rathaus mit dem neuen Er⸗ weiterungsbau zuſammen. Wir ſind alſo auf lange, lange Jahre ſo mit Terrain verſehen, das zunächſt für die Bebauung in Frage kommt, daß wir uns nach Weſten zu kaum werden zu vergrößern brauchen. So ſchön auch die Faſſade, die wir auf dem großen Plan vor uns ſehen, ausſieht, ſo wenig werden wir in die Lage kommen, zu ihrer Ausführung Mittel zu gebrauchen. Meine Herren, ich ſagte Ihnen vorhin ſchon, daß wir die genauen Berechnungen für die Preiſe noch erhalten werden und daß ebenſo die ganz ge⸗ nauen Ausführungszeichnungen die Baukommi)ſion und die einzelnen Deputationen nach beſchäftigen werden. Aus dieſen Gründen haben wir, glaube ich, keine Veranlaſſung, uns im Ausſchuß noch mit dieſer Frage zu befaſſen. Heute bitte ich Sie, ein⸗ fach der Magiſtratsvorlage zuzuſtimmen und die Vorlage anzunehmen. Sta dtv. Folenberg: Meine Herren, nur eine kleine Anregung. Unſere Feſtſäle laſſen doch mancherlei zu wünſchen übrig: langes ſchmales Handtuch, dann kommt der Turm, dann wieder langes ſchmales Handtuch und meiner Anſicht nach unnötige Höhe. Wer einmal ein Feſteſſen dort mitgemacht hat, z. B. bei Kaiſers Geburts⸗ tag, und unglücklicherweiſe in den andern Raum placiert worden iſt, hat nie davon etwas gehört, was in dem einen Raum geſprochen worden iſt. Es iſt nichts zuſammenhängendes, der Feſtſaal iſt außerordentlich ungünſtig gelegen. Nun würde ſich bei Gelegenheit des Anbaues oder des Um⸗ baues vielleicht etwas mit den Feſtſälen machen laſſen. Der Herr Stadtbaurat wird die Sache ja beſſer beurteilen können: vielleicht ließen ſich die Feſträume in zwei Etagen teilen und die beiden Etagen dann zu Bureauräumen verwenden, und vielleicht ließe ſich beim Umbau ein neuer Feſt⸗ ſaal machen. Die Frage zu löſen, bin ich natürlich nicht imſtande; ich möchte nur eine Anregung geben. Vielleicht iſt der Herr Baurat ſo liebens⸗ würdig, ſich die Sache einmal zu überlegen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt mit großer Mehrheit nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: