Sitzung vom 7. ſoll, der in manchen Flugblättern geſtanden hat, (ſehr richtig! und Heiterkeit) dann weiß ich nicht, wohin das führen ſoll. Wir haben erſt kürzlich eine Debatte darüber gehabi, was für Flugblätter von Ihnen naheſtehenden Per⸗ ſonen verſandt worden ſind. Ich glaube, Sie haben der liberalen Fraktion den denkbar ſchlechteſten Dienſt erwieſen, daß Sie noch für die Gültigkeit der Wahl geſprochen haben. Wenn ich mich einmal in die Rolle meines väterlichen Freundes Dr Frentzel verſetzen (Heiterkeit) und den Liberalen einen Rat geben darf, ſo iſt es der: binden Sie Herrn Kollegen Zander an, damit er nicht redet, wenn es ſich um einen Antrag von Ihnen handelt. (Heiterkeit. — Bravo! bei den Sozialdemokraten.) Stadtv. Zander: Ich muß mir von Herrn Kollegen Hirſch ganz ausdrücklich dieſen Ton ver⸗ bitten. Herr Hirſch glaubt, wenn er mit ſeinen Witzen und Männichen — anders kann ich es nicht bezeichnen — kommt, hier in der Verſammlung Wohlgefallen zu erregen; — oder ſpricht er nur zu ſeinem eigenen Vergnügen? (Die Beratung wird geſchloſſen.) Stadtv. Dr. Frentzel (perſönliche Bemerkung): Der Herr Stadtv. Hirſch hat mir vorgeworfen, daß ich mich in überheblicher Weiſe als Schulmeiſter ihm gegenüber aufſpiele. (Stadtv. Hirſch: Sehr richtig!) Der Menſch kennt ja ſeine Fehler nicht; aber im allgemeinen weiß ich mich von überheblicher Arro⸗ ganz ziemlich frei; — doch darin kann ich mich irren. Schulmeiſter — weder in gutem noch in ſchlechtem Sinne — bin ich Zeit meines Lebens nie geweſen. Aber wenn dem ſo ſein ſollte, daß ich in dieſen Fehler verfallen bin, wie Herr Kollege Hirſch meint, ſo möchte ich meinem jugendlichen Freunde Hirſch erklären, daß der einzige Anlaß und der einzige Ur⸗ heber dazu der Stadtv. Hirſch geweſen iſt, der, ſolange ich in dieſer Verſammlung bin, niemals er⸗ mangelt hat, das, was ich hoch halte und wofür ich ſtimme und geſprochen habe, ſtets in ätzender und manchmal ſehr hämiſcher und kränkender Weiſe zu zenſurieren. Herr Kollege Hirſch, dieſe Epitheta, die ich eben gebraucht habe und von denen Sie wahrſcheinlich wieder behaupten werden, daß es anmaßende und ſchulmeiſterliche Ausdrücke wären, treffen — das kann ich Ihnen verraten — nur für die Zeit zu, als ich noch jünger war und mir noch nicht das für das öffentliche Leben abſolut notwendige dicke Fell angeſchafft hatte. Heute kränken mich Ihre Zenſuren weder noch empfinde ich ſie irgendwie ätzend oder verletzend. Aber ſeien Sie ganz ſicher, Herr Kollege Hirſch: mit dem Moment, wo Sie aufhören werden, den Rahmen der ſtrengen Sachlichkeit mir und meinen Freunden gegenüber zu überſchreiten, wird von mir genau das gleiche geſchehen. Stadtv. Hirſch (perſönliche Bemerkung): Meine Herren, ich möchte nur konſtatieren, daß Herr Kollege Frentzel durch ſeine Ausführungen beſtätigt hat, daß das, was ich geſagt habe, vollkommen richtig war. Er ſpricht hier wieder von „ätzender und hämiſcher Weiſe“, in der ich vorgehe, er erlaubt ſich wieder, Zenſuren auszuteilen. Das iſt es ja, was ich geſagt habe. So lange ich Herrn Kollegen Dezember 1910 475 Frentzel als Mitglied der Verſammlung kenne, hat er ſich vom erſten Tage an herausgenommen, ſeinen politiſchen Gegnern Zenſuren auszuteilen. Daß wir uns das verbitten, iſt ganz ſelbſtverſtändlich. Vorſteher Kaufmann: Wünſcht der Herr Berichterſtatter noch das Schlußwort? (Wird verneint.) Wir kommen zur Abſtimmung. Es liegt der Antrag des Herrn Kollegen Hirſch vor, den ich vorhin verleſen habe, Erhebungen anſtellen zu laſſen, und dagegen der Ausſchußantrag, die Wahl für gültig zu erklären. Den Antrag des Herrn Kollegen Hirſch halte ich für einen Vertagungsantrag; er geht mithin dem Ausſchußantrage vor. (Der Antrag des Stadtv. Hirſch wird abgelehnt.) Nun kommen wir zur Abſtimmung über den Ausſchußantrag. Ich bemerte, daß ein Antrag auf Ungültigteitserklärung der Wahl gar nicht vorliegt. Das ergibt ſich aus der Abſtimmung. Wer die Gültigkeit nicht zu erklären wünſcht, ſtimmt eben gegen den Ausſchußantrag. Es iſt alſo nicht nötig, negativ abſtimmen zu laſſen, wir können poſitiv abſtimmen. Ich bitte demnach diejenigen Herren, die Hand zu erheben, die außer den für gültig er⸗ flärten und unbeanſtandeten Wahlen auch die Wahl im 5. Bezirk der III. Abteilung für gültig erklären wollen. (Stadtv. Hirſch: Ich bitte, getrennt abzuſtimmen!) — Über dieſe eine Wahl laſſe ich nur abſtimmen; die anderen betrachte ich, wenn kein Widerſpruch erfolgt iſt, als für gültig erklärt. — Ich bitte alſo diejenigen, die die Wahl im 5. Bezirk der III. Ab⸗ teilung für gültig erklären wollen, die Hand zu erheben. (Geſchieht.) Das iſt die Mehrheit. Wenn kein Widerſpruch er⸗ folgt, ſtelle ich feſt, daß die anderen Wahlen ein⸗ ſtimmig als gültig erklärt worden ſind.— Ein Wider⸗ ſpruch erfolgt nicht; es iſt ſo beſch loſſen. Der Einſpruch des Herrn Reinſch iſt durch dieſe Beſchlußfaſſung zurückgewieſen. Wir kommen nun zurück zu Punkt 5 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Bau eines Reinwaſſerbehälters auf dem Waſſerwerk Jungfernheide. Druck⸗ ſache 334. Berichterſtatter Stadtv. Wöllmer: Meine Herren, der Magiſtrat beantragt die Bewilligung von 425 000 ℳ aus Anleihemitteln zur Herſtellung eines Reinwaſſerbehälters auf dem Waſſerwerk Jungfernheide. In der Motivierung der Magiſtrats⸗ vorlage wird darauf hingewieſen, daß bei einem gleichmäßigen und wirtſchaftlichen Betriebe der Waſſerwerke der vierte Teil der täglichen Förderung während der Nacht in einem Reinwaſſerbehälter aufgeſpeichert werden muß. Die tägliche Förderung des Waſſerwerks Jungfernheide beträgt 50 000 ebm. Es würden hiernach alſo ca. 12 500 cbm Rein⸗ waſſerbehälter zur Verfügung ſtehen müſſen. Wie Sie aber aus der Magiſtratsvorlage erſehen, iſt nur ein Raum für etwa 8500 chm vorhanden Es fehlen daher 4000 chm Rauminhalt des Rein⸗ waſſerbehälters, um das Waſſerwerk Jungfernheide in techniſcher und wirtſchaftlicher Beziehung voll⸗