Sitzung vom 7. Dezember 1910 der Volkszählung in den letzten 5 Jahren vermehrt hat; ich glaube, es ſind 64 oder 65 000. Das macht pro Jahr etwa 13 000 durchſchnittlich. Das iſt nach meiner Auffaſſung eine rieſige Vermehrung, die nur noch von Rixdorf übertroffen wird, und daß Rixdorf eine größere Vermehrung hat, iſt ja erklärlich. Ich könnte Ihnen noch manche Beiſpiele aus anderen Gebieten anführen, z. B. wieviel Flächen von Straßen oder wieviel Straßenlängen wir in den letzten Jahren neu hergeſtellt haben — Zahlen ſtehen mir im Augenblick nicht zur Ver⸗ fügung —, und Sie würden erſtaunt ſein, wie außerordentlich mächtig wir uns in den letzten Jahren entwickelt haben. Alſo von einer Stag⸗ nation in der Entwicklung unſerer Stadt kann keine Rede ſein. Ganz im Gegenteil; die Ent⸗ wicklung unſerer Stadt ſteht meines Erachtens zur Zeit auf der Höhe. Das hat aber mit dem Gegenſtande des Antrages wohl nichts zu tun. Ich möchte vorweg bemerken, daß zu dem Antrage der Magiſtrat noch keine Stellung genom⸗ men hat. Was ich Ihnen alſo hier vorführe, bitte ich als meine perſönliche Anſicht aufzufaſſen. Die Anſicht des Magiſtrats über die bauliche Ent⸗ wicklung von Nordweſtend hat der Herr Stadtv. Dr. Flatau am 22. Dezember 1909 in ſeinem Referat über die genannte Petition zum Ausdruck gebracht. Er hat damals geſagt: Wenn trotz dieſer Erwägungen die Ange⸗ legenheit — nämlich die Erſchließung des Stadtteils Nord⸗ Weſtend — keinen äußeren Fortſchritt aufzuweiſen hat, ſo waren ernſtliche Hinderniſſe maßgebend, gegen deren Gewicht man ſich im Aus⸗ ſchuſſe nicht verſchließen konnte. Alſo, meine Herren, es ſind Hinderniſſe, die man, wie ich das hier wiederholt zum Ausdruck gebracht habe, in der öffentlichen Verſammlung nicht näher beleuchten kann, welche den Magiſtrat gezwungen haben, zunächſt in jenem Stadtteile zurückhaltend zu ſein. Es würde ja notwendig ſein, zur Erſchließung jenes Stadtteils einen Bebauungs⸗ plan aufzuſtellen und nach der Aufſtellung eines ſolchen an die eigentliche Erſchließung des Stadt⸗ teils heranzugehen, das heißt die in dem Plane vorgeſehenen Straßen anbaufähig zu machen. Der Bebauungsplan muß aber voraufgehen. Leider muß ich bekennen, daß die Hinderniſſe, auf die der Herr Stadtv. Dr. Flatau am 22. Dezem⸗ ber 1909 hingewieſen hat, heute noch vorhanden ſind. Wir haben aber die Hoffnung, daß ſie in allernächſter Zeit beſeitigt ſein werden. Ich möchte in dieſer Beziehung bemerken, daß die Tiefbau⸗ deputation wahrſcheinlich ſchon in ihrer nächſten Sitzung grundlegende Beſchlüſſe faſſen wird, die dann der Stadtverordnetenverſammlung zugehen werden. Aber ſelbſt wenn der Bebauungsplan heute ſchon aufgeſtellt wäre, ja ſelbſt wenn er ſchon ſeit einiger Zeit vorhanden wäre, ſo muß ich doch hervorheben, daß ein eigentliches Erſchließen dieſes Stadtteils bis zum heutigen Tage noch nicht möglich geweſen wäre. Das liegt daran, daß für die Spandauer Chauſſee die Kanaliſation fehlt. Die Gemeindekörperſchaften haben, wie Ihnen bekannt iſt, in dieſem Jahre den Bau eines proviſoriſchen Pumpwerks in der Nähe des Spandauer Bocks 479 beſchloſſen, das die Entwäſſerung des Stadtteils von Neu⸗Weſtend ſüdlich der Spandauer Chauſſee aufnehmen ſoll. Dieſes proviſoriſche Pumpwerk iſt zugleich bis zur Herſtellung des definitiven Pumpwerkes dazu beſtimmt, auch die Spandauer Chauſſee und die nördlich angrenzenden Straßen zu entwäſſern. Bevor dieſes Pumpwerk aufgeſtellt iſt, kann alſo, ſelbſt wenn der Bebauungsplan ſchon vorhanden wäre, nicht an die Erſchließung des Stadtteils herangegangen werden. Es muß zunächſt die Herſtellung des Pumpwerks abgewartet werden. Im nächſten Jahre wird es fertig ſein. Dann kann erſt die Spandauer Chauſſee tiefer gelegt werden, und dann kann der Entwurf, auf den der Herr Stadtv. Flatau hingewieſen hat, zur Ausführung gelangen. Ich zweifle nicht daran, daß wir ſofort, nachdem die Pumpſtation fertig ſein wird, zur Ausführung ſchreiten werden, denn wir haben uns in dem Vertrage, den der Herr Stadtv. Flatau lobend erwähnt hat, das Recht vorbehalten, zu jeder Zeit, wie es uns paßt, die Tieferlegung der Spandauer Chauſſee zu bewirken; wir ſind von der Zuſtimmung anderer nicht abhängig. Die durch dieſe Tieferlegung entſtehenden Koſten werden von der Stadtgemeinde nur verauslagt, und dieſe verauslagten Koſten werden bis zu ihrer Wieder⸗ einnahme verzinſt. Dann möchte ich bemerken, daß die Tiefbau⸗ deputation bereits den erſten Schritt getan hat, um Nord⸗Weſtend an die vorhandenen Stadtteile von Alt⸗Charlottenburg anzuſchließen. Sie hat nämlich in dem Etat für 1911 den Betrag von 272 000 ℳ rund zur Regulierung des Spandauer Berges zwiſchen der Sophie⸗Charlotte⸗Straße und der Ahornallee vorgeſehen. Nun, meine Herren, wird es an Ihnen und an dem Magiſtrat liegen, dieſe Summe auch in dem Etat zu belaſſen. Bisher ſind ja die Mittel für die Maßnahmen der Tief⸗ baudeputation, ſoweit ſie ſich auf die Straßen⸗ regulierungen bezogen, ſehr ſpärlich gefloſſen; im letzten Jahre haben ſie kaum 50 bis 70 000 ℳ überſtiegen. Ich hoffe, daß der Antrag, der hier geſtellt worden iſt, die Anregung geben wird, daß ſowohl der Magiſtrat wie auch die Stadtverord⸗ netenverſammlung dieſe verhältnismäßig hohen Mittel, die die Stadt — wenn auch nicht endgültig — wird tragen müſſen, bewilligen wird. Das hat die Tiefbaudeputation getan, ehe der Antrag Flatau bekannt geworden war; der Beſchluß der Tiefbaudeputation iſt alſo nicht eine Folge dieſes Antrags. Der Magiſtrat ſteht natürlich der Ent⸗ wicklung des Stadtteils Nord⸗Weſtend ebenſo wohl⸗ wollend wie allen anderen Stadtteilen Charlotten⸗ burgs gegenüber. Auf eins möchte ich noch aufmerkſam machen. Der Herr Stadtv. Flatau hat wiederholt auf die Entwickelung des an Nord⸗Weſtend angrenzenden Gebietes hingewieſen. Damit iſt das Gebiet ge⸗ meint, das nördlich der Spree liegt. Dieſer Hinweis hat in den Petitionen und in der Preſſe wieder⸗ holt eine große Rolle geſpielt. Es wird immer geſagt: da drüben auf Spandauer Gebiet ent⸗ wickelt ſich die Fabrik von Siemens⸗Schuckert, dort ſind viele Arbeiter, viele Beamte beſchäftigt, dieſe Leute werden eventuell in Nord⸗Weſtend wohnen, wenn Nord⸗Weſtend erſchloſſen ſein wird. Dieſe Vorausſetzungen ſind nicht zutreffend; denn die Fabrik von Siemens⸗Schuckert iſt von Nord⸗ Weſtend nicht allein durch die Spree, ſondern auch durch die Berlin⸗Hamburger und Berlin⸗