480 Lehrter Bahn getrennt, durch eine Eiſenbahnanlage, die zu den verkehrsreichſten für Fern⸗ und Vorort⸗ züge gehört, die wir hier um Berlin haben. Beide, ſowohl die Spree wie die Eiſenbahn, bilden zur Zeit Hinderniſſe für die Vermittlung des Verkehrs zwiſchen den beiden Stadtteilen, dem Spandauer Gebiet und dem Gebiet Nord⸗Weſtend. Es exiſtiert zwar an einer Stelle eine Fußgängerbrücke; dieſe läuft ſich aber auf dem Bahnhof Fürſtenbrunn tot, man kann erſt auf großen Umwegen die vor⸗ handenen Niveauübergänge erreichen, und zwar auf Wegen, die nicht zu allen Jahreszeiten bequem paſſierbar ſind. Es iſt auch nicht möglich,einen großen Verkehr im Niveau über die Gleiſe zu leiten. Will man die beiden Stadtteile für den Verkehr mit einander verbinden, ſo muß man Brücken bauen, und zwar a) über die Gleiſe der Hamburger und Lehrter Bahn, b) über die daneben gelegene Spree. Derartige Brücken wird man mit Rückſicht auf ihre große Länge und auch auf ihre Höhe — Weſtend liegt etwa 15 m höher als das Spandauer Gebiet — unter 2 Millionen ℳ pro Stück nicht herſtellen können — ich ſchätze nur flüchtig. Außer⸗ dem braucht man dazu das Einverſtändnis der Stadtgemeinde Spandau; denn die Brücken führen direkt jenſeits der Spree in das Stadtgebiet von Spandau hinein. Von einem Zuſammenhang zwiſchen der Entwicklung der Stadtteile von Span⸗ dau und Nord⸗Weſtend kann alſo nicht früher die Rede ſein, als bis die Brücken hergeſtellt ſein werden, und darüber werden zu meinem großen Bedauern noch mehrere Jahre vergehen müſſen. Wenn ich nicht irre, iſt in einer Petition oder in den Zeitungen darauf hingewieſen worden, daß die Siemens⸗Schuckertwerke neuerdings Garten⸗ felde gekauft hätten und hier nun große Etabliſſe⸗ ments errichten würden. Die Errichtung dieſer Etabliſſements iſt mit dem Stadtteile Nord⸗Weſtend gleichfalls in Verbindung gebracht worden. Auch dieſe Annahme iſt nicht zutreffend. Gartenfelde liegt, ſoweit mir erinnerlich, unmittelbar neben der Havel, ſehr weit ab von dem Stadtteile Nord⸗ Weſtend, und Verkehrsbeziehungen von Garten⸗ felde und Nord⸗Weſtend würden kaum in Frage meg r können, weil die Entfernungen zu groß ind. (Bravo!) Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, auch auf dieſer Seite des Hauſes herrſcht für den Antrag eine große Sympathie. Ich glaube das kaum beſonders betonen zu müſſen, da wir ja auch früher immer auf dem Standpunkte geſtanden haben, daß die Erſchließung von Nord⸗ Weſtend beſchleunigt werden muß. Der Herr Stadtbaurat hat uns nun alle möglichen Schwierigkeiten, die dort beſtehen, vor Augen ge⸗ führt. Das ändert doch nichts an der Tatſache, daß hier ein Stadtteil, auf deſſen Erſchließung man ſchon ſeit Jahrzehnten — kann man beinahe ſagen — gerechnet hat, vollkommen brach liegt. Wenn der Herr Stadtbaurat zuletzt den 3uſammen⸗ hang zwiſchen der Entwicklung der Siemens⸗Fabrik und der Entwick⸗ lung der Stadtteile Nord⸗Weſtend abgelehnt und gemeint hat, dieſer Zuſammenhang würde doch nicht geſchaffen werden, dann kann ich ihm darin nicht folgen. Meine Herren, über⸗ laſſen Sie es doch zunächſt dem Publikum, warten Sie ab, ob das Publikum es nicht vorzieht, über die Sitzung vom 7. Dezember 1910 Bahn zu gehen und dort an den Abhängen von Nord⸗Weſtend zu wohnen. (Zuruf.) — Herüber kommt man ja; man kann den Fürſtenbrunner Weg entlang gehen und kommt dann nachher weiter. Sie ſehen ſchon heute Hun⸗ derte und Tauſende da entlang gehen. Die Leute werden auch künftig dort gehen, wenn die Regulierung des Fürſtenbrunner Weges und der angrenzenden Teile weiter vorgeſchritten ſein wird. Der Hinweis auf manche Schwierigkeiten, den der Herr Stadtbaurat Bredtſchneider betont hat, ſollte uns doch eigentlich veranlaſſen, zu ſagen: dahinter hätte ſchon längſt Dampf gemacht werden müſſen. Was ſoll denn ſonſt geſchehen? Soll dieſer Stadtteil noch Jahrzehnte einfach ſo liegen bleiben? — dieſer Stadtteil, der durch ſeine Lage für eine gute Bebauung prädeſtiniert iſt! Ich gebe zu, daß der Stadtteil etwas durch den Bau der Fabriken, die dort ſind, verloren hat. Immerhin iſt von dort oben die ſchöne Ausſicht auf die Jungfernheide, auf das Spreetal noch vorhanden, ſo daß man wohl ſagen kann, daß ſich dort eine ganz ſchöne Be⸗ bauung ermöglichen laſſen wird. Ich möchte be⸗ ſonders betonen, daß es meinen Freunden am Herzen liegt, daß dieſer Teil der Stadt möglichſt einer freien, weiten Be⸗ bauungsweiſe vorbehalten bleibt, daß dort, ſo weit irgend angängig, Villenbau vorgeſehen wird — nicht in dem ganzen Terrain, aber zu einem großen Teile, ſoweit es ſich irgend ermöglichen läßt —, vor allen Dingen auch. mit Rückſicht auf den anderen Villenteil, auf Süd⸗Weſt⸗ e n d. Denn ich glaube nicht, daß es den Villen⸗ beſitzern in Süd⸗Weſtend angenehm ſein würde, wenn ſie von einem großen Haufen Mietskaſernen eingeſchloſſen würden. Das haben ſie früher nicht erwartet, als ſie dorthin zogen. Es würde auch nicht richtig ſein, in dieſer Weiſe dort zu verfahren, wenn auch nicht zu verkennen iſt, daß einzelne Teile mit Hochbau verſehen werden können und müſſen. Ferner wird bei der Aufſtellung des Bebauungsplanes weitgehende Rück⸗ ſicht auf die Bismarck⸗Warte zu nehmen ſein, mit deren Bau ja hoffentlich in nicht allzu ferner Zeit begonnen werden wird. Auch mit Rückſicht auf den Bau der Bismarck⸗Warte wird eine Regu⸗ lierung des Terrains notwendig werden. Meine Herren, ſollte es nicht möglich ſein, in dem vollen Umfange, der an ſich vielleicht erwünſcht wäre, jenes Terrain zu erſchließen, ſo würde es — das iſt früher ſchon in den Ausſchuß⸗ beratungen eingehend erwogen worden — durchaus nicht unmöglich ſein, für einen Teil des Terrains die Baufluchtlinien feſt⸗ zuſtellen, nämlich für den Teil, der nach der Spandauer Chauſſee zu liegt. Gewiß ſchweben manche Projekte, die weiterhin nach dem Spreetale gerichtet ſind und auf deren weitere Ausgeſtaltung Rückſicht genommen werden muß, ehe man den ganzen Bauplan feſtſetzt. Das trifft aber nicht zu auf den vorderen Teil des Geländes. Man würde ſehr bald wohl in der Lage ſein, eine große Querſtraße, die der Spandauer Chauſſee ungef ähr parallel läuft, feſtzulegen und z wiſchen dieſer und der Spandauer Ehauſſee die Regulierung vorzu⸗ nehmen. Das iſt meines Erachtens das Wich⸗