Sitzung vom 7. Andersgläubige beerdigt werden dürfen und daß Reden und alle ſonſtigen Feierlichkeiten nicht ge⸗ ſtattet werden, iſt doch auch für einen großen Teil der Vevölkerung geradezu demütigend und entwürdigend. Wenn auch bis jetzt die Regierung ſich ſehr wenig entgegenkommend verhalten hat, ſo dürfen wir uns doch, glaube ich, nicht abhalten laſſen, das Streben nach einem Gemeindefriedhof weiter zu betätigen. Charlottenburg iſt die einzige größere Gemeinde von Großberlin, überhaupt in der weiteren Umgegend, die keinen Gemeindefriedhof hat. Wir laſſen uns doch auch nicht durch die ab⸗ lehnende Stellung der Regierung auf anderen Gebieten beſtimmen, von unſeren Forderungen zurückzugehen. Die Regierung verhält ſich z. B. in höchſtem Grade ablehnend gegen das Ver⸗ langen, die Grenzen für die Fleiſcheinfuhr zu öffnen und dadurch die Fleiſchverſorgung zu er⸗ leichtern. Da iſt es das Intereſſe der Agrarier, das die Regierung dazu veranlaßt. Hier bei der Errichtung von Gemeindefriedhöfen kommt das Intereſſe der Kirchenſynode in Frage. Auch inſo⸗ fern haben wir wieder den ſchwarzblauen Block, der unſeren Beſtrebungen entgegen iſt. Wir ſind aber der Meinung, daß wir deshalb nicht die Flinte ins Korn werfen dürfen, ſondern weiter ſtreben müſſen zu dem Ziele, das wir erreichen wollen. Nun haben wir gerade in der Jungfernheide ein geeignetes Terrain für einen Gemeindefriedhof, das noch beſſer dazu geeignet iſt als das Terrain am Tiefwerder. Einige Teile der Jungfernheide ſind ja etwas ſumpfig, aber große Teile ſind voll⸗ ſtändig geeignet. Ich habe hier einen Plan, auf dem die Jagen angegeben ſind. Das Terrain zwiſchen den Jagen § und 7, 12 und 13 iſt wunder⸗ ſchön trocken; da ſind auch viele freie Plätze, der Baumwuchs iſt nicht ſo ſtark wie in anderen Teilen. Hier kann event. auch die Aufhöhung gut erfolgen. Wir ſtellen daher den Antrag und bitten Sie, ſich dem anzuſchließen, daß ſich der Magiſtrat mit Energie danach umſehen möchte, welche Plätze in der Jungfernheide für die Anlegung eines Ge⸗ meindefriedhofs in Frage kommen. Wir ſind der Meinung, daß gerade in der Mitte die geeignetſten Terrains liegen. Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, nach den Ausführungen des Herrn Antragſtellers gewinnen die Verhandlungen wegen der Anlegung eines Ge⸗ meindefriedhofs in Charlottenburg ſo etwas wie ein tragitomiſches Gepräge. Nach meiner Auf⸗ faſſung haben ſie aber mehr einen tragiſchen Cha⸗ rakter. (Sehr richtig!) Die ernſteſten Bemühungen der Stadtgemeinde ſind bisher aus den gleichen Gründen dauernd von demſelben Mißerfolge begleitet geweſen, ſo daß man, wenn man es nicht ſehr ernſt mit der Ange⸗ legenheit meinte, ſchon längſt hätte verzweifeln und alle weiteren Bemühungen als ausſichtslos einſtellen können. Ob es unter den Verhältniſſen, die ich Ihnen ſchildern werde, tatſächlich noch lohnen wird, die Sache weiter zu verfolgen, mögen Sie ſelbſt ermeſſen. Auch wird der Magiſtrat auf Grund der Verhandlungen, die heute gepflogen werden, ſich noch einmal mit dieſer Frage beſchäftigen müſſen. Der Herr Stadtv. Vogel hat Ihnen ja die Ver⸗ handlungen, die bis zum Herbſt des vorigen Jahres Dezember 1910 485 gepflogen worden ſind, wiedergegeben, ſo daß ich darauf nicht eingehen will. Im Frühjahr dieſes Jahres ſchien nun tatſächlich die Angelegenheit in ein Entwicklungsſtadium eintreten zu wollen, das volle Ausſicht auf Erfolg bot. Es wurde das Ge⸗ lände im Tiefwerder entdeckt, und die Verhandlun⸗ gen, die mit dem landwirtſchaftlichen Miniſterium eingeleitet worden waren, ſchienen wenigſtens hinſichtlich der Koſtenfrage die Möglichkeit zu bieten, endlich ein geeignetes Gelände zu finden. Die Be⸗ dingungen, die von dem Herrn Landwirtſchafts⸗ miniſter der Stadtgemeinde geſtellt wurden, waren zwar keineswegs beſonders günſtig. Immerhin, es ſchien uns das Gelände als das einzige, das in Frage kommen konnte. Der Magiſtrat iſt von Schritt zu Schritt allen Forderungen des Herrn Landwirt⸗ ſchaftsminiſters entgegengekommen, ſo daß über die Bedingungen hinſichtlich des Ankaufs des Ge⸗ ländes zwiſchen Magiſtrat und Landwirtſchafts⸗ miniſter Schwierigkeiten nicht mehr beſtanden. Das Gelände, das insgeſamt (a. 22 ha groß iſt, ſollte 8 ℳ für das Quadratmeter koſten, ſo daß alſo ein Kaufpreis von 1 804 000 ℳ an das Land⸗ wirtſchaftsminiſterium zu zahlen geweſen wäre. Zu dieſen Koſten wären die nicht unbeträchtlichen Koſten der Aufhöhung hinzugekommen, die nach einer Schätzung des Herrn Stadtbaurats Bredt⸗ ſchneider vielleicht die Höhe von 500 000 ℳC be⸗ anſprucht hätten, ſo daß insgeſamt 2 304 240 4 für dieſes Gelände an Koſten aufzuwenden geweſen wären. Es kam dann noch die Frage der Verlegung der Chauſſee hinzu, die durch das Gelände hindurch⸗ führt. Wir hatten gehofft, um die Koſten für dieſe Verlegung herumzukommen; ſchließlich aber haben wir dem Herrn Landwirtſchaftsminiſter auch dieſe Bedingung erfüllen müſſen und uns bereit erklärt, dieſe Koſten ebenfalls zu tragen, die insgeſamt mit 70 000 ℳ veranſchlagt worden ſind. Endlich hatten wir auch dem Verlangen des Herrn Miniſters, das Kaufgeld vom Tage des Kaufabſchluſſes ab mit 4% zu verzinſen, zugeſtimmt, ſo daß an Zinſen auch noch wieder 20 000 und einige Mart entſtanden wären. Der geſamte Koſtenaufwand, der durch den Ankauf entſtanden wäre, war auf 2 394 000 ℳ berechnet worden, ein Aufwand, den der Magiſtrat nach den Beſchlüſſen, die er gefaßt hatte, bei Ihnen zu beantragen willens war, wenn die Genehmigung der Aufſichtsbehörde zur Anlegung des Gemeinde⸗ friedhofs erfolgt wäre. Natürlich wurde ſofort, nachdem der Magiſtrat ſich ſchlüſſig geworden war, dieſes Gelände als Friedhofsgelände in Ausſicht zu nehmen, noch wäh⸗ rend dieſer Verhandlungen, die mit dem Landwirt⸗ ſchaftsminiſterium gepflogen wurden, die ent⸗ ſprechenden Anträge an die zuſtändige Behörde abgeſandt, und zwar an den Herrn Regierungs⸗ präſidenten unter dem 4. April d. I. Es hat an mündlichen Bemühungen, auch im Intereſſe der möglichſt baldigen Erledigung des Kaufgeſchäftes mit dem Landwirtſchaftsminiſterium, auf deſſen Beſchleunigung der Herr Landwirtſchaftsminiſter beſonderes Gewicht gelegt hatte, nicht gefehlt. Ich bin perſönlich bei der Königlichen Regierung geweſen, auch im Oberpräſidium, und habe an bei⸗ den Stellen mit den zuſtändigen Dezernenten ge⸗ ſprochen und habe bei beiden Beſuchen damals den Eindruck gehabt, daß die beiden Inſtanzen der Angelegenheit eine durchaus wohlwollende und ſach⸗ liche Behandlung angedeihen laſſen. Von der einen Stelle wurde mir ausdrücklich beſtätigt, daß man