Sitzung vom 7. Dezember 1910 493 fügen und nicht zu ſagen: „wenn möglich“, ſondern: der Beurteilung der Beurteilung, die er dem frei⸗ wenn irgend möglich die Realſteuern herab⸗ zuſetzen. Ich beantrage dies. Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: In dem Antrage Frentzel ſoll es alſo nach Ihrem Vor⸗ ſchlage heißen: für den Fall, daß im Etat für 1911 eine Steuerherabſetzung irgend möglich er⸗ ſcheint? (Zuſtimmung des Stadtv. Braune.) Stadtv. Dr. Stadthagen: Herr Kollege Dr Borchardt befindet ſich vollkommen im Irrtum, wenn er gemeint hat, daß nach meinen Ausfüh⸗ rungen der Antrag des Herrn Kollegen Frentzel etatsrechtlich formal richtiger wäre. Ich habe lediglich geſagt, daß er ſich in der Form inſoweit von ihm unterſcheidet, als er, ſtatt nur von der Ge⸗ meindegrundſteuer zu ſprechen, von den Realſteuern im allgemeinen redet und von der Grund⸗ und Gebäudeſteuer ſpeziell in der Klammer — ſo habe ich ihn wenigſtens bei der Verleſung verſtanden. Ich habe aber auch geſagt, daß der Magiſtrat das jedenfalls im allgemeinen als dasſelbe auffaſſen wird. Etatsrechtlich ſind meines Erachtens die Anträge ganz gleichwertig. Der eine wie der andere kann dem Magiſtrat nur den Hinweis geben, was die Stadtverordnetenverſammlung will, näm⸗ lich den Verſuch zu machen, ſchon bei der Aufſtellung des Etats darauf Bedacht zu nehmen. Ferner hat Herr Kollege Borchardt hier ein Wort geſprochen, das ich berichtigen möchte. Er meinte, Herr Kollege Klick hätte vorher ſchon geſagt, daß es den Grund⸗ beſitzern in Charlottenburg durchaus nicht ſchlecht gehe. Ich habe Herrn Kollegen Klick etwas anders verſtanden. Er hat ſich ſo ausgedrückt: Es geht zwar den Hausbeſitzern hier ſchlecht, denn es ſtehen ſoundſoviele Wohnungen leer. Das iſt doch ein ganz gewaltiger Unterſchied und etwas ganz anderes, als wenn man wie Herr Kollege Borchardt ſagt: den Hausbeſitzern geht es ausgezeichnet, und wir können ruhig die Steuer noch erhöhen, können im übrigen auch die Gemeindeeinkommenſteuer noch erhöhen, das ſchadet gar nichts. Mit einem derartigen Vorgehen, wie es Herr Kollege Borchardt gewünſcht hat — der nebenbei auch noch an⸗ deutete, daß er ſo und ſo viele ſoziale Aufgaben, denke ich mir, in weiterem Maße gefördert haben möchte —, werden wir zum Wohle Charlotten⸗ burgs nicht arbeiten, ſondern dabei würden die Schulden der Stadt ins Ungemeſſene wachſen, und eine große Zahl der kapitalkräftigen Ein⸗ wohner würde uns wohl bald verlaſſen. Was nun die Frage betrifft, ob das Amende⸗ ment nötig iſt oder nicht, ſo hat uns doch Herr Kollege Frentzel darauf hingewieſen, daß das Amendement, das ich geſtellt habe, nötig iſt, denn er hat direkt geſagt, aus der Annahme des Antrags Zander müßte man folgern, daß die Gemeinde⸗ einkommenſteuer erhöht werden muß. Da dieſe Außerung gefallen iſt und genau ſo gut ihre Bedeu⸗ tung hat für den Antrag Frentzel, ſo möchte ich mein Amendement in jedem Falle aufrechterhalten. Stadtv. Dr. Borchardt: Ich will Herrn Kollegen Stadthagen gern beſtätigen, daß ich um mich ganz parlamentariſch auszudrücken — ihm in ſinnigen Antrage zu teil werden ließ, zu viel zu⸗ getraut habe. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Antragſteller Stadtv. Zander (Schlußwort): Ich möchte dem Herrn Kollegen Dr Borchardt nur raten, einmal Hausbeſitzer in Charlottenburg zu werden, dann würde er wahrſcheinlich eine andere Meinung von dem Glanze haben, in dem die Haus⸗ beſitzer in Charlottenburg leben. Der Antrag, den ich geſtellt habe, war vielleicht nicht ganz korrekt ausgedrückt. Ich will das, was die verſchiedenen Vorredner ſchon geſagt haben, beſtätigen, daß ich damit gemeint habe: wenn es unſer Etat zuläßt. Ich habe den guten Willen beim Magiſtrat voraus⸗ ſetzen wollen. Es iſt ja ſehr leicht, vorher zu ſagen: der Etat läßt es nicht zu — und nach einem Jahre hören wir, daß ein Überſchuß von 1½2 Millionen da iſt. Ich bitte deshalb noch einmal, wohl zu erwägen, ob der Antrag nicht den Magiſtrat veranlaſſen kann, ſchon jetzt eine Herabſetzung für das nächſte Jahr in Ausſicht zu ſtellen. Sollte es jedoch nach reiflicher Überlegung unmöglich erſcheinen, ſo bin ich nicht unklug genug, zu verlangen, daß die Einkommen⸗ ſteuer heraufgeſetzt wird. Denn jeder Hausbeſitzer weiß ganz genau, daß dies ihm und dem Wohle Charlottenburgs viel mehr ſchaden würde. Ich würde alſo auch dem Antrage der Liberalen zu⸗ ſtimmen können, (Bravo!) wenn er vollkommen ernſt gemeint iſt, (Heiterkeit) inſofern nämlich, daß, wenn ſich die Möglichkeit bietet, eine Herabſetzung der Grundſteuer herbei⸗ zuführen, dieſe auch wirklich ernſtlich ins Auge gefaßt wird. Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Ihren Antrag aufrecht? (Stadtv. Zander: Ja!) Es liegen alſo die beiden Anträge vor, der ab⸗ gedruckte Antrag des Herrn Kollegen Zander und dann der Antrag Frentzel, welcher lautet: Die Stadtverordnetenverſammlung erſucht den Magiſtrat für den Fall, daß im Etat für 1911 eine Steuerherabſetzung möglich er⸗ ſcheint, in erſter Linie einer Herabſetzung der Realſteuern (Grund⸗ und Gewerbeſteuer) vorzunehmen. Zu beiden Anträgen liegt noch ein Abänderungs⸗ bzw. Zuſatzantrag des Herrn Kollegen Stadt⸗ hagen vor, der lautet: Es ſoll geſetzt werden ſtatt „vorzuſehen“ in dem einen und „vorzunehmen“ in dem andern Antrage: „in einer Weiſe vorzuſehen bzw. vor⸗ zunehmen, daß unter keinen Umſtänden eine Erhöhung des Einkommenſteuerzuſchlags von 100%, eintritt.“ Wir werden über dieſen Zuſatzantrag zuerſt abſtimmen. Sodann meine ich, daß der Antrag des Herrn Kollegen Zander weitergehend iſt, weil er eine ausdrückliche Herabſetzung der Gemeinde⸗ grundſteuer verlangt, während der Antrag Frentzel nur eine unter beſtimmten Bedingungen ein⸗ tretende Herabſetzung verlangt. Stadtv. Dr. Frentzel (zur Frageſtellung): Ich bedaure, mich nicht der Anſicht des Herrn Vor⸗ ſitzenden anſchließen zu können. Ich glaube, daß mein Antrag inſofern weitergehend iſt, als er Halten Sie