500 Sitzung vom 21. Dezember 1910 — zur Kenntnisnahme der Verſammlung herüber⸗ unſerer Stadtgemeinde arbeiten werden; denn nur gegeben. Herr Kollege Stadthagen hat gleichzeitig gegen die Vorſchläge des Wahlausſchuſſes zu Nr. 19a, b und « Einſpruch erhoben. Wir werden in der ge⸗ heimen Sitzung geſchäftsordnungsmäßig darüber verhandeln. Ferner werden ausgelegt: ein Einbürgerungsgeſuch, Abſchrift eines Schreibens des Zentralaus⸗ ſchuſſes Berliner kaufmänniſcher, gewerblicher und induſtrieller Vereine betr. Beſchränkung der Verkaufszeit an Sonntagen. Wir treten nunmehr in die Tagesordnung ein. Punkt 1: Einführung der neugewählten Stadtverordneten. Ich erteile dem Herrn Oberbürgermeiſter das Wort. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine ge⸗ ehrten Herren! In Erſatzwahlen ſind für die in⸗ zwiſchen ausgeſchiedenen Stadtverordneten folgende Herren gewählt worden: Juſtizrat Dr Friedländer, Fabrikbeſitzer Dr Henning, praktiſcher Arzt Dr Mommſen, Bandagiſt Panſchow, Fleiſcherober⸗ meiſter Paſchke, Werkzeugſchloſſer Richter. Darf ich die Herren bitten, hier heranzutreten. (Geſchieht.) Nachdem Sie, meine geehrten Herren, durch das Vertrauen der Bürgerſchaft zu Stadtver⸗ ordneten gewählt und Ihre Wahlen als gültig an⸗ erkannt worden ſind, liegt es mir heute ob, Sie in Ihr Amt einzuführen. Zwei von Ihnen ſind uns ja ſchon in Ihrer Tätigkeit bekannt. Sie, Herr Juſtizrat, haben als junger Aſſeſſor informatoriſch bei uns gearbeitet und ſind nun bereit, die Kennt⸗ niſſe, die Sie dort und ſpäter in Ihrem an Er⸗ fahrungen reichen Leben geſammelt haben, in den Dienſt der Stadt zu ſtellen. Sie, Herr Dr Mommſen, haben ja ſchon längere Jahre in dieſem Saale als Stadtverordneter für das Wohl unſerer Stadt ge⸗ ſorgt. Sie alle aber, meine Herren, auch die wir Sie noch nicht kennen, ſind mit den beiden vorhin genannten Herren in dem Beſtreben einig, Ihre Zeit, Ihre Arbeitskraft und Ihr Wiſſen in den Dienſt der Allgemeinheit und des Wohles unſerer Stadt zu ſtellen. Ich hoffe zuverſichtlich mit Ihnen, daß Ihre Arbeit der Stadt zum Segen gereichen wird, und ich hoffe ebenſo, daß Ihnen die gemeinſame Arbeit mit den Männern in dieſem Saale und den Männern am Magiſtratstiſche zur Freude gereichen wird. In dieſer Hoffnung begrüße ich Sie aufs herzlichſte im Namen der Verwaltung und heiße Sie ebenſo herzlich willkommen. Ich verpflichte Sie durch Handſchlag an Eides⸗ 90 auf die treue und gewiſſenhafte Führung Ihres mtes. (Geſchieht.) Vorſteher Kaufmann: Meine ſehr geehrten Herren Kollegen! Ich habe den Worten des Herrn Oberbürgermeiſters nur hinzuzufügen, daß ich Sie namens der Stadtverordnetenverſammlung herzlich willkommen heiße, und ich gebe der Hoffnung Ausdruck, daß Sie im Verein mit uns für das Wohl das Wohl der Stadt iſt die Richtſchnur, die jeder Stadtverordnete bei ſeinen Entſcheidungen zu be⸗ folgen hat. In dieſem Sinne heiße auch ich Sie herzlich willkommen. Wir gehen nun in der Tagesordnung weiter zu Punkt 2: Mitteilung betr. Bericht über eine Studienreiſe. — Druckſache 345. Stadtv. Zietſch: Meine Herren! Der Bericht, den der Herr Stadtbaurat Seeling über ſeine Reiſe nach England gegeben hat, iſt bereits den Mit⸗ gliedern der Hochbaudeputation zugegangen. Nach den Vermerken, die ich bei dieſem Bericht gefunden habe, iſt unter den Mitgliedern der Hochbau⸗ deputation im allgemeinen die Auffaſſung laut geworden, daß dieſer Bericht höchſt intereſſant und lehrreich iſt, daß er von jedem Mitgliede der Hoch⸗ baudeputation mit beſonderem Intereſſe und Genuß geleſen worden iſt. Aus dieſer Erwägung heraus möchte ich mir erlauben, die Anregung zu geben, ob es nicht möglich iſt, dieſen Bericht allen Stadt⸗ verordneten durch Umdruckverfahren zugänglich zu machen. Dem Berichte iſt, was ihn mir beſonders wertvoll erſcheinen läßt, eine ganze Reihe ſehr netter an den betreffenden Orten ſelbſt aufgenommener Skizzen beigefügt. Das trägt ungemein zur Ver⸗ anſchaulichung der in dem Berichte gegebenen Schilderungen bei. Man könnte ſagen, jedes Mitglied der Stadt⸗ verordnetenverſammlung, das ein Intereſſe an dem Berichte hat, möge den Bericht in den Akten, die beim Magiſtrat liegen, einſehen. Gewiß, das würde eventuell ein Ausweg ſein; man könnte die Koſten für den Umdruck dadurch erſparen. Dieſer Koſtenpunkt wird aber wohl für den Magiſtrat nicht ausſchlaggebend ſein, wenn es ſich darum handelt, eine an ſich nützliche Sache allen Stadtverordneten zugänglich zu machen. Es kommt auch nicht darauf an, daß dieſer Bericht in den Akten liegt und nur gelegentlich einem intereſſierten Stadtverordneten zugänglich iſt, ſondern dieſer Bericht ſtellt meiner Auffaſſung nach eine außerordentlich gute Sammlung von Eindrücken und dankenswerten Anregungen dar, die man nicht nur in den Akten liegen läßt und gelegentlich einmal herausholt, ſondern die jeder gern zu Hauſe und zur Hand haben möchte, um daraus zu gelegentlicher Zeit Anregungen zu ent⸗ nehmen. Ich will auf den Bericht nicht im einzelnen eingehen, das erübrigt ſich auch, wenn meinem Vorſchlage Folge gegeben wird. Ich möchte aber darauf hinweiſen, daß der Stadtbaurat Seeling vieles in London und in anderen engliſchen Städten geſehen und dann in dem Bericht niedergelegt hat, was ſich eventuell auch für unſere Stadt verwenden ließe. Der Berichterſtatter ſpricht nicht nur über ſeine Eindrücke und veranſchaulicht dieſelben nicht nur in netten Skizzen, was er in den Straßenanlagen, Parks, Gärten geſehen hat, ſondern er ſpricht auch über die Londoner Theater, über die Muſeen, und vor allen Dingen — was mir den Bericht beſonders wertvoll gemacht hat — über die geradezu muſter⸗ gültigen Einfamilienhausanlagen, die in vielen engliſchen Städten vorhanden ſind. Wenn Sie die heute im Saale ausgeſtellten Photographien ſich