502 Vorſteher Kaufmann: Das Wort iſt nicht weiter verlangt. Die Verſammlung hat Kenntnis genommen. Punkt 3 der Tagesordnung: Mitteilung betr. Rechnungslegung der Lehrer⸗, Witwen⸗ und Waiſenkaſſe für 1909. — Druck⸗ ſache 346. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung nimmt Kenntnis.) Punkt 4 der Tagesordnung: Vorlage betr. Verſtärkung der Etatsnummer Sonderetat 1 Ord. 7—1 für 1910. — Druckſache 347. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Die Ausgabenummer Sonderetat Nr. 1 Ord. Abſchn. 7 Nr. 1 für 1910 — Räumungs⸗ koſtenbeiträge — wird um 4350 ℳ aus laufenden Mitteln des Kanaliſationsetats verſtärkt.) Punkt 5 der Tagesordnung: Borlagen betr. Bereitſtellung von Mitteln zur Zahlung von Witwen⸗ und Waiſengeld. — Druck⸗ ſachen 348, 379. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage, des Magiſtrats, wie folgt: 2) Das der Witwe des Stadtſekretärs Schuſter zuſtehende Witwen⸗ und Waiſengeld für März 1911 im Betrage von 75,84 ℳ iſt dem Dispoſitionsfonds zu entnehmen. 5) Das der Witwe des Vollziehers Hagen zu⸗ ſtehende Witwengeld für März 1911 im Be⸗ trage von 52 ℳ iſt dem Dispoſitionsfonds zu entnehmen. Punkt 6 der Tagesordnung: Borlage betr. Erweiterungsbauten auf Gas⸗ werk II. — Druckſache 350. Meine Herren, ich bitte um möglichſte Ruhe. Es handelt ſich um eine große Vorlage, und wir wollen doch den Bericht des Herrn Berichterſtatters vernehmungsfähig machen. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Herren, auf unſerer Gasanſtalt I11 herrſchen, im kaufmänniſchen Sinne geſprochen, recht günſtige Verhältniſſe. Günſtig inſofern, als das Haupt⸗ produkt, das wir dort erzeugen, nämlich das Gas, in ſteigendem Maße Abnahme findet, in derartig ſteigendem Maße, daß wir den Zeitpunkt voraus⸗ ſehen können, wo wenigſtens vorübergehend unſere Gasanſtalt nicht mehr in der Lage ſein wird, den Bedarf zu befriedigen, falls nicht neue Einrich⸗ tungen getroffen werden. Wären wir nicht eine Verſammlung von Stadtverordneten, ſondern eine Verſammlung von Kaufleuten, die in ihrem Eigen⸗ tum eine derartige Anſtalt haben, und würden uns ſolche Zahlen vorgelegt und ſo die Verhältniſſe Sitzung vom 21. Dezember 1910 geſchildert, wie es der Magiſtrat tut, ſo würden wir wahrſcheinlich ſchon lediglich aus kaufmänniſchen Nützlichkeitsprinzipien heraus uns ſagen müſſen: wir wollen die gute Konjunktur nicht vorübergehen laſſen, ſondern wollen ſie ausnutzen und wollen ſehen, daß wir unſere Produkte weiterhin in mög⸗ lichſt reichem Maße vertreiben können. Dies allein würden ſchon kaufmänniſche Rückſichten bedingen. Für uns kommen aber noch andere Rückſichten in Frage, nämlich die Verpflichtung, die uns das Monopol auferlegt, das Monopol, das uns den Abſatz ſichert, dafür aber auf der andern Seite ver⸗ langt, daß das abzuſetzende Produkt ſtets in dem⸗ jenigen Quantum vorhanden iſt, in dem es irgendwie gebraucht wird, und in der Qualität, in der es ge⸗ braucht wird. Meine Herren, mit den vorhandenen Ein⸗ richtungen ſind wir nicht mehr imſtande, auf längere Zeit hinaus dieſen Anforderungen gerecht zu werden. Die Höchſtabgabe an Gas innerhalb 24 Stunden, welche im Dezember 1904 145 000 chm betrug, 1906 auf 190 000 chm ſtieg und 1907 205 000 chm ausmachte, iſt in dieſen Tagen auf 231 000 chm geſtiegen; ja es kann ſogar möglich ſein, daß dieſe Zahl in den letzten trüben Tagen, ſeit die Vorlage gedruckt worden iſt, noch überholt worden iſt. Dieſe Zahl nähert ſich ſehr bedenklich der höchſten Produktionsmöglichkeit von 235000chm, die wir erzielen können. Dieſe Zahlen ſprechen eine ſehr beredte Sprache von der Dringlichkeit, neue Ein⸗ richtungen zu treffen, die vorhandenen ſo zu er⸗ weitern, daß wir den Anforderungen in jeder Weiſe gerecht werden können. Wir haben uns nun zu fragen: was hat zu ge⸗ ſchehen, und wie hat es zu geſchehen, um dieſen Zweck zu erreichen? Was hat zu geſchehen? Dieſe Frage beant⸗ wortet ſich ſehr leicht. Wir müſſen eben Erwei⸗ terungen im Herzen unſerer Gasanſtalt, das heißt da machen, wo das Gas eigentlich erzeugt wird. Wir müſſen alſo neue Ofen, neue Retorten bauen. Hierüber kann wohl irgendein Zweifel nicht ſein. Nun aber weiter: welches Syſtem ſollen wir wählen? was für Ofen ſollen wir bauen? Es ſind im we⸗ ſentlichen drei Dinge, die in Frage kommen. Im Vordergrunde der Diskuſſion unter den Gasfach⸗ leuten ſtehen heute zwei Syſteme: das ſind die Kammeröfen und die Vertikalöfen beides Syſteme neueren Urſprungs, wenigſtens für die Gasanſtalten. Man kann nicht ſagen, daß dieſe Frage, welches Syſtem das beſſere, bereits geklärt iſt. Im Sommer vorigen Jahres habe ich einer Verſammlung von Gasfachleuten beigewohnt, in der dieſe Frage ſehr lebhaft diskutiert wurde. Auf der einen Seite die Kammerherren und auf der andern Seite die Vertikalen. Aber trotz einer ſehr energiſchen Ausſprache kann man nicht behaupten, daß irgendwie ein Fortſchritt inſofern erzielt worden ſei, als eine Klärung der Frage erreicht wäre. Daher ſtimme ich auch dem Magiſtrat zu, daß er von vorn⸗ herein die Anlage von Kammeröfen nicht in Be⸗ tracht zieht, weil die Erfahrungen über dieſen Punkt noch nicht genügend geklärt ſind. Bleiben die älteren Syſteme, die bei uns in der Gasanſtalt meiſtens verwendet worden ſind, die Schrägöfen oder die Vertikalöfen. Der Magiſtrat empfiehlt Ihnen, wie Sie aus der Vorlage erſehen, von den neueren Syſtemen keinen Gebrauch zu machen, ſondern auf die älteren zurückzugreifen.