Sitzung vom 31. Januar 1912 eine Summe von 12 000 ℳ gefordert wird, für die wir einen Anhalt nicht haben. Das wird im Aus⸗ ſchuß näher geprüft werden müſſen. Stadtrat Dr Spiegel: Meine Herren! Herr Dr Borchardt hat zunächſt den Lohn bemängelt, der in der Tiefbauverwaltung für die Zerkleinerung des Holzes gezahlt wird, nämlich den Tagelohn von ¾. Für dieſe Frage bin ich nicht zuſtändig. Es iſt Sache der Tiefbaudeputation, die Löhne feſtanſetrn, und die Herren, die ja doch auch in der Tiefban5fu⸗ tation vertreten ſind, ſollten ihren Einfluß dort gel⸗ tend machen. An uns vom Arbeitsnachweis iſt ledig⸗ lich die Frage herangetreten, ob wir Arbeitsloſe gegen einen Zuſchuß, der von uns gefordert wird, dort unterbringen wollen. Wir haben das mit Freude be⸗ grüßt, weil das immerhin nützlichere Arbeit iſt als das Kehren von Straßen, die evtl. auch ungekehrt bleiben können. Was nun die Geſellſchaft in Reppen betrifft, ſo haben wir uns, ehe wir uns dazu entſchloſſen, Arbeits⸗ kräfte dorthin zu überweiſen, ganz genau informiert, in welcher Weiſe die Arbeit dort vorgenommen wird, wie die Leute untergebracht, wie ſie verpflegt ſind, und auf Grund der Auskünfte, die wir erhalten haben, haben wir es für außerordentlich günſtig erachtet, wenn ein Teil unſerer Arbeitsloſen ſich zu dieſer nutz⸗ bringenden Beſchäftigung bereit erklärt. Es iſt ſelbſt⸗ verſtändlich, daß nur diejenigen, die ſich freiwillig dazu bereit erklären, nach Reppen geſandt werden. Ich möchte den unglücklichen Ausdruck „verſandt“, der ſich in die Vorlage eingeſchlichen hat, in „geſandt“ ändern; denn ſie werden ſelbſtverſtändlich nicht als Pakete hingeſchickt, ſondern als lebende Menſchen mit ihrem freien Willen. Wir haben die große Freude gehabt, daß, wie mir der Geſchäftsführer des Ver⸗ eins geſtern telephoniſch mitteilte, die Arbeitsbedin⸗ gungen, unter denen ſich die Leute zur Annahme der Arbeit in Reppen bereit erklärt haben, inzwiſchen bereits weſentlich gebeſſert worden ſind, daß der Ver⸗ ein aus freien Stücken, als er ſah, daß er ganz gut zurecht käme, den Lohn aufgebeſſert hat. Die Arbeiter ſind dort auch gut untergebracht und gut verpflegt. Wir haben den Inſpektor des Arbeitsnachweiſes in der vorigen Woche hingeſandt, um ſich perſönlich da⸗ von zu überzeugen, daß uns der Verein nichts vor⸗ gemacht hat. Er hat auch ſelbſt mit den dort arbei⸗ tenden Charlottenburgern geſprochen und den Ein⸗ druck empfangen, daß ſie ſowohl mit der Arbeit als mit der Unterkunft und Verpflegung durchaus zu⸗ frieden ſind. Nun iſt die etatsrechtliche Frage aufgeworfen worden, ob der Magiſtrat berechtigt war, ohne Be⸗ fragung der Stadtverordnetenverſammlung eine ſolche Verfügung zu treffen. Wir ſind der Anſicht, daß wir dazu allerdings berechtigt waren, da uns eine Poſition von 5000 ℳ zur Verfügung geſtellt iſt „für Erſatz an andere Verwaltungszweige bei Beſchäfti⸗ gung minderwertiger Arbeitskräfte und für ſoge⸗ nannte Notſtandsarbeiten“. Unter die ſogenannten Notſtandsarbeiten glauben wir dieſe Arbeiten in Reppen ſehr wohl zählen zu können. Da der Betrag, der dafür aufzuwenden iſt, ſich innerhalb der etats⸗ mäßigen Poſition von 5000 ℳ hält, da ferner da⸗ durch Mittel, die wir für die Notſtandsarbeiten auf⸗ wenden müſſen, an anderer Stelle erſpart werden, da es ſich ſchließlich nur um einen Verſuch handelt denn der Magiſtratsbeſchluß lantet auf im ganzen 35 höchſtens 20 Arbeiter —, ſo haben wir uns für durch⸗ aus befugt gehalten, dieſen Verſuch innerhalb der Poſition, die uns zur Verfügung ſteht, zu machen. Herr Dr Borchardt bemängelt, daß damit keine ausreichende Arbeitsbeſchaffung gewährt ſei, und ſtellt ſich auf den Standpunkt, daß eine ſolche in der kapi⸗ taliſtiſchen Wirtſchaftsweiſe überhaupt nicht möglich ſei. Ich habe nicht die Abſicht, dieſes außerordent⸗ lich ſchwierige und weitreichende Thema mit Herrn Dr Borchardt heute zu erörtern. Aber wenn er ſelbſt der Meinung iſt, daß ausreichende Arbeits⸗ gelegenheit nicht beſchafft werden kann, ſo ſollte er es doch auch von ſeinem Standpunkte aus dankbar be⸗ grüßen, daß wir uns bemühen, wenigſtens ſoviel, wie es unter dem beſtehenden, zu Herrn Dr Borchardts Bedauern noch beſtehenden, „kapitaliſtiſchen Wirt⸗ ſchaftsſyſtem“ möglich iſt, an nützlicher Arbeit zu be⸗ ſchaffen. Was die Ausführungen des Herrn Stadtv. Dr. Landsberger betrifft, ſo möchte ich bemerken, daß ein Hinweis auf die Berechnung der 12 000 ℳ in der Vorlage gegeben iſt; denn es iſt darin angeführt, daß wir etwa 14 Tage früher als im Vorjahre mit der Beſchäftigung der Arbeitsloſen bei Notſtands⸗ arbeiten beginnen mußten; und es iſt ferner ange⸗ führt, daß vorausſichtlich nach dem Bilde, das der Arbeitsmarkt gibt, die Beſchäftigung in demſelben Umfange wie im Vorjahre wird ſtattfinden müſſen. Indem wir nun die Ausgaben im Vorjahre zugrunde legten und die längere Zeit mit in Anſchlag ſtellten, ſind wir zu der Summe von 12 000 ℳ gekommen. Viel andere Aufklärung werden wir über dieſen Punkt einem Ausſchuſſe auch nicht geben können. Ich kann Ihnen außerdem verſichern, wie ich es auch im Magiſtrat getan habe, daß wir die Notſtandsarbeiten durchaus nicht für eine ſehr ſegensreiche und freudig zu begrüßende Einrichtung, ſondern immer nur eben für eine Notſtandseinrichtung halten und daß wir uns bemühen werden, dieſe Notſtandsarbeiten ſo früh, wie irgend möglich, zu beenden, d. h. ſobald der Arbeitsmarkt ſich ſo geſtaltet hat, daß wir es ohne Vernachläſſigung einer Pflicht können. Infolgedeſſen halte ich es für ganz gut möglich, daß wir dieſe 12 000 ℳ nicht einmal aufbrauchen werden, aber ebenſo müſſen wir mit der Möglichkeit rechnen, daß dieſe 12 000 ℳ noch nicht ausreichen werden, und deshalb haben wir, genau wie in den Vor⸗ jahren, um die Genehmigung gebeten, dieſe 12 000 %ℳ eventuell auch noch etwas überſchreiten zu dürfen. Sollte das der Verſammlung nicht be⸗ lieben, ſo haben wir ſelbſtverſtändlich nichts dagegen, wenn Sie den Paſſus ſtreichen und wir genötigt werden, im Bedarfsfalle eine neue Vorlage zu machen. Ich glaube nur, daß die Zeit der Stadtverordneten⸗ verſammlung damit mehr als nötig in Anſpruch ge⸗ nommen wird. Nach all dem, was ich hier ſchon aufklären konnte, glaube ich, daß wirklich die Notwendigkeit eines Ausſchuſſes nicht beſteht. Ich würde Sie des⸗ halb in erſter Linie bitten, im Intereſſe der Arbeits⸗ loſen heute unſere Vorlage glatt anzunehmen. Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Wir ſind an ſich nach wie vor bereit, die Vorlage ſofort anzunehmen, wie ſie uns der Magiſtrat vorgelegt hat. Da aber die liberale Fraktion bei ihrem Widerſpruche beharrt und einen Ausſchuß wünſcht und da ſich die ſozialdemokratiſche Fraktion dem angeſchloſſen hat, ſo werden wir dem auch nicht entgegentreten. Im übrigen möchte ich vorſchlagen, daß wir einen