38 daß wir zu einem Reſultat nicht kommen würden. Ich möchte deshalb beantragen, die Vorlage an einen Ausſchuß von 15 Mitgliedern zu verweiſen. Stadtv. Klick: Meine Herren! Bei der letzten Vergebung im Jahre 1908 hatten meine Freunde be⸗ reits den Antrag geſtellt, die Vorlage einem Aus⸗ ſchuſſe zu überweiſen. Leider lehnte die Stadtver⸗ ordnetenverſammlung dieſen Antrag ab. Der Stadt⸗ ſäckel iſt infolgedeſſen um eine bedeutende Summe ge⸗ ſchädigt worden, mindeſtens um die Differenz zwiſchen dem neuen Angebot und dem, was der jetzige Pächter zahlt, alſo 10 6000 ℳ pro Jahr. — Herr Grewolds zahlte anfänglich nicht 55 000 %%ℳ, ſondern nur 52 500 ℳ. Stadtv. Dunck: Der Betrag iſt nachträglich erhöht worden!) — Der Betrag iſt nachher auf Beſchluß der Stadt⸗ verordnetenverſammlung erhöht worden. — Jetzt hat Herr Röder ein Gebot auf 65 000 ℳW abgegeben. Auch er wird noch dabei zurechtkommen. Sie ſehen alſo, daß, wenn der Magiſtrat gewillt wäre, die Sache durch eigene Beamte machen zu laſſen, für den Stadt⸗ ſäckel eine viel größere Summe herauskommen würde. Hinzu kommt noch, daß der jeweilige Pächter für Stempel und ſonſtige Ausgaben noch erwa 2000 %ℳ Unkoſten hat, die der Magiſtrat, wenigſtens was den Stempel anlangt, nicht zu bezahlen brauchte. Für dieſe 2000 ℳ könnte er beinahe einen Beamten an⸗ ſtellen, der die Marktgelder kaſſierte. Es iſt vom Ma⸗ giſtrat immer ſo dargeſtellt worden, als wenn die Sache ſo ſchwierig ſei. Sie iſt nicht mehr ſo ſchwierig, nachdem der Pächter Grewolds die Einrichtung der ſo⸗ genannten Monatsſtände getroffen hat. Ein oder zwei Beamte würden vollſtändig genügen. Es wird die Aufgabe des Ausſchuſſes ſein, das näher zu prüfen. Wir hoffen, daß wir im Ausſchuß für unſern Antrag, das Marktgeld durch den Magiſtrat erheben zu laſſen, eine Mehrheit finden werden. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Dunck (Schlußwort): Ich will nur noch zur Berichtigung bemerken, daß laut Ausweis der Akten der Pächter Grewolds 55 000 % tatſächlich gezahlt hat. Urſprünglich waren es 52 500 %ℳ; nachher iſt eine Erhöhung um 2500 ℳ erfolgt. So ſteht es in den Akten. (Zuſtimmung des Stadtrats Boll.) (Die Verſammlung beſchließt die Ueberweiſung der Vorlage an einen Ausſchuß von 15 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtverord⸗ neten Baumann, Bollmann, Brode, Dr Damm, Dunck, Klick, Laskau, Münch, Scharnberg, Dr Stadt⸗ hagen, Stein, Wagner, Weiſe und Zander.) Vorſteher Kaufmann: Punkt 7 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Inventarbeſchaffung für das Kranken⸗ haus Weſtend und Aufſtellung einer Baracke. — Druckſache 28. (Die Beratung wird eröffnet.) Berichterſtatter Stadtv. Dr. Bauer: Meine Herren! Das Krankenhaus Weſtend iſt im Jahre 1904 für 600 Kranke eingerichtet worden. Bei der da⸗ Sitzung vom 31. Januar 1912 maligen Bevölkerungsziffer ergab die Zahl der Betten ungefähr 1 Bett auf 300 Einwohner. Unterdeſſen iſt die Einwohnerzahl bedeutend geſtiegen, ſo daß dieſes Verhältnis lange überſchritten worden iſt, und auch durch die Einrichtung von 62 Betten im Frauen⸗ pavillon und durch alle möglichen anderen Hilfs⸗ mittel, die man angewendet hat, noch nicht auf den alten Stand hat zurückgebracht werden können. Es ſind jetzt durch Einſchiebſel und durch Belegung ein⸗ zelner Pavillons über das damals geplante Maß hin⸗ aus 734 Betten verfügbar. Es iſt in jedem Winter, namentlich wenn größere Epidemien vorkamen, ſchwierig geweſen, alle Kranken unterzubringen, und es ſind wiederholt in der Verſammlung und auch draußen unter meinen Kollegen Klagen laut gewor⸗ den, daß nicht alle Kranken untergebracht werden konnten, die der Arzt der Krankenhausbehandlung für bedürftig hielt. Akur iſt die Frage geworden durch die in dieſem Herbſt und Winter ziemlich ſtark auftretende Diphtherie⸗ und Scharlachepidemie. Da⸗ durch ſind im September, im Oktober und Novem⸗ ber ziemlich viel Kranke in das Krankenhaus einge⸗ liefert worden: im Oktober 84 Kranke, im November 104 und bis zum 20. Dezember 44. Die Anzahl ſtieg von der erſten Oktoberwoche ab und erreichte den Höhepunkt am 24. November; damals waren 78 wirk⸗ liche Diphtheriefälle vorhanden, im Dezember noch 50 bis 60; am 4. Januar waren noch 54 wirkliche Diphtheriefälle in Behandlung. Nun iſt der Diph⸗ theriepavillon nur für 30 Diphtheriekranke einge⸗ richtet; es mußten infolgedeſſen andere Infektions⸗ pavillons herangezogen und auch in der Chirurgiſchen Abteilung ein Teil des Infektionspavillons für Män⸗ ner belegt werden. Infolgedeſſen konnten die übri⸗ gen Kranken, die im Winter das Krankenhaus auch mehr aufſuchen als ſonſt, nicht untergebracht werden. Es mußte daher darauf Bedacht genommen werden, das Krankenhaus, das ja im Herbſt durch das Kran⸗ kenhaus für Leichtkranke vergrößert wird, auch jetzt ſchon auf diejenige Höhe zu bringen, die die Bevölke⸗ rung verlangen kann. Die Krankenhausdeputation hat deshalb beim Magiſtrat beantragt, es möchten 30 Reſervebetten beſchafft werden, ſo daß im ganzen 764 Betten zur Verfügung ſtänden, und außerdem 2 Döckerſche Baracken, von denen jede 12 Kranke aufnehmen könnte, ſo daß im ganzen dann 790 Betten zur Ver⸗ fügung geſtanden hätten. Der Magiſtrat iſt über dieſe Vorſchläge der Krankenhausdeputation hinausgegangen und hat in der Vorlage, die Ihnen vorliegt, eine Erweiterung der jetzt vorhandenen 734 Betten in den verſchiedenen Pavillons auf 820 vorgeſchlagen und außerdem noch die Aufſtellung einer Baracke mit 20 Betten, und zwar nicht einer Döckerſchen Baracke, weil die Verwaltung des Krankenhauſes ſich dagegen ge⸗ wehrt hat, da ſie doch nicht den nötigen Schutz gegen Witterungseinflüſſe böte, die man im Intereſſe der Kranken für nötig hielt. Man wollte auf Baracken zurückgreifen, wie ſie in den Schulen verwendet wer⸗ den, in der Waldſchule und in der Nehringſtraße Baracken, die ja für die Zwecke der Schule ſehr ge⸗ eignet ſind. Aber es ſind doch Bedenken geweſen, dieſe Baracken, die, ſoviel ich weiß, verfügbar waren, zu verwenden, weil ſie ſpäter, wenn ſie mit Infektions⸗ keimen behaftet wären, für Schulzwecke nicht mehr verwendbar geweſen wären. Es iſt deshalb der Vor⸗ ſchlag gemacht worden, eine ſolche feſte Baracke, wie ſie für Schulzwecke mit gutem Erfolge benutzt werden, für das Krankenhaus aufzuſtellen.