40 19 500) % für die 8 oder 9 Monate bis zur Fertig⸗ ſtellung des Leichtkrankenhauſes erforderlich ſeien, kann man bezweifeln. Man kann auch bezweifeln, ob eine ſolche Baracke, in den Betrieb des Krankenhauſes hineingeſtellt, nützlich ſein wird. Höchſtens mag ſie als Reſerve eine gewiſſe Beruhigung bedeuten. Ich möchte Ihnen deshalb empfehlen, den erſten Teil der Magiſtratsvorlage, nämlich die Vermehrung der Bettenzahl — wobei wir annehmen, daß die Hineinſchiebung der 86 Betten ohne Beeinträchtigung des Krankendienſtes möglich iſt —, pure anzunehmen, dagegen den andern Teil, deſſen Notwendigkeit nicht genügend erwieſen ſcheint, einſtweilen abzulehnen. Stadtrat Boll: Meine Herren! Ich bitte, die Magiſtratsvorlage in beiden Teilen anzunehmen. Wenn Sie p ſtreichen, dann fehlt uns im Kranken⸗ hauſe bis zum 1. Oktober, wo die Leichtkrankenhäuſer fertig werden, jegliche Reſerve. Sie können doch nicht einfach das brauche ich Herrn Stadtv. Dr Lands⸗ berger doch nicht zu erzählen — die Betten addieren, ſondern es kommt darauf an, wieviel Betten in den einzelnen Abteilungen frei ſind. Wir können doch nicht ſämtliche Betten belegen. Wir haben nach dem heutigen Rapport in Weſtend 56 Diphtheriekranke; alſo die Epidemie iſt noch immer nicht erloſchen. Nach dem Reichsſeuchengeſetz ſind wir verpflichtet, für eine Reſerve zu ſorgen. Wenn wir jetzt die Infektions⸗ abteilungen bis zum letzten Bett belegt haben, ſo haben wir keine Reſerve. Als dieſe Reſerve ſollte die Baracke dienen. Die Döckerſchen Baracken haben ſich als gänzlich wertlos erwieſen. Wir hatten in der Baracke, die wir in Weſtend ſtehen haben und die wir bei der Cholera⸗ epidemie beſchafft haben, im letzten Sommer ein Bau⸗ bureau; das iſt ſchleunigſt ausgezogen, weil es darin nicht auszuhalten war; alſo kann man doch keine Kranken hineinlegen! Deshalb haben wir Schul⸗ baracken, ausgewählt, bei denen wir eine ſtändige Re⸗ ſerve hätten und nicht nur eine vorübergehende. Wir glaubten im Anfang, wir würden dieſe Baracken von der Schulverwaltung bekommen; die Schulverwaltung hat aber erklärt, daß ſie ſie nicht abgeben könnte. Haben wir ſie erſt einmal, auch nur zeitweiſe, mit Kranken belegt, ſo ſind ſie für die Schule unbrauchbar; denn trotz aller Desinfektion wird man nur mit einer ge⸗ wiſſen Beſorgnis noch Kinder hineinſchicken dürfen. Alſo ich bitte Sie, die Baracke zu bewilligen. Dann haben wir bis zum 1. Oktober wenigſtens keine Sorge, daß wir durchkommen. Es kann doch alle Tage paſſieren, daß die Diphtherie wieder zunimmt, daß wir ſolche Vorfälle wie in Berlin haben; dann ſtehen wir da und können nicht die nötigen Maßnahmen treffen, die uns dann, wenn wir es Hals über Kopf machen müſſen, ſchließlich ſehr viel Geld koſten wür⸗ den, während wir jetzt in aller Ruhe die nötigen Maßnahmen treffen können. Alſo ich wiederhole nochmals: wenn Sie die Baracke ablehnen, haben wir keinerlei Reſerve. Es kann möglich ſein, daß wir dann glatt durchkommen; es kann aber auch die Neuanſchwellung der Krankenziffer es dahin bringen, daß wir mit dem Reichsſeuchengeſetz in Konflikt h kommen. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren! Wenn man ſo argumentieren will, wie Herr Stadtrat Boll eben argumentiert hat, dann kann man ebenſogut 24 Wir brauchen Baracken für 50 oder 100 etten. (Sehr richtig!) Sitzung vom 31. Januar 1912 Das hat gar keine Grenze. Es können ja ver⸗ ſchiedenartige Epidemien gleichzeitig eintreten, und ſolche Kranke können ja auch natürlich nicht in die⸗ ſelbe Baracke für 20 Perſonen gelegt werden. Herr Stadtrat Boll hat eben gemeint — oder es iſt von anderer Seite erwähnt worden —, daß augenblicklich 54 Diphtheritiskranke da ſind; dieſe 54 können Sie doch auch nicht in eine Baracke für 20 Perſonen legen! Nun liegt die Sache ſo, daß der Magiſtrat mit ſeinem Antrage über den Antrag der Deputation hinausgegangen iſt und 86 neue Betten einſchieben will. Das iſt eine Tatſache, die der Magiſtrat doch nicht beſtreiten wird. Alſo nach der Annahme der Magiſtratsvorlage würden 86 neue Betten ge⸗ ſchaffen, d. h. ein Zuwachs geſchaffen von über 10 %, beinahe 15 %. Außerdem werden im Herbſt die Krankenhäuſer für Leichtkranke mit 120 Betten fertig, ein neuer Zuwachs um 20 %. Meine Herren, nun dauert ja auch der Bau dieſer Baracke etwas Zeit; wenn auch der Magiſtrat den Bau ſchon vor⸗ bereitet hat, ſo wird die Aufſtellung immerhin noch einige Wochen dauern; wir können alſo annehmen, daß die Baracke erſt am 1. April bezogen werden kann. Sie ſoll aber nach der Magiſtratsvorlage gar nicht bezogen werden, ſondern ſoll für Notfälle da ſtehen. Ich gebe zu, daß eine derartige Vorſorge am Platze ſein kann; aber in dem Moment, wo eine Ver⸗ ſtärkung der Bettenzahl um 86 ſtattfindet und nach einem halben Jahr um weitere 120, braucht man nicht mit einem ſolchen Reſervebau zu kommen, ſondern kann in Ruhe abwarten, was geſchieht. Herr Kollege Landsberger hat mit Recht ſchon hervorgehoben, daß, wenn eine Epidemie ausbricht, eine Baracke von 20 Betten natürlich gar nichts zu ſagen hat; wenn eine Epidemie kommt, wo Hunderte von Kranken in das Krankenhaus gebracht werden, dann müſſen ganz andere Mittel gefunden werden — und die wird der Magiſtrat auch finden, darüber brauchen wir gar nicht zu reden. Ich möchte den Herrn Vorſteher bitten, geſondert abſtimmen zu laſſen über a und b, und ich bitte die Verſammlung, a anzunehmen, b abzulehnen. Stadtrat Dr. Gottſtein: Herr Stadtv. Stadt⸗ hagen hat die Verhältniſſe des Krankenhauſes roſiger dargeſtellt, als ſie liegen. Schon im Jahre 1904, als das Krankenhaus eröffnet wurde, hatte man mit Mangel an Betten zu kämpfen und mußte Kranke abweiſen. Herr Stadtv. Zander hat berechnet, daß wir damals auf 1000 Einwohner 3 Betten hatten; man rechnet im allgemeinen in allen Großſtädten auf 1000 Einwohner 5 Betten; bei zunehmender Hoſpitaliſierung geſtaltet ſich das Verhältnis viel⸗ leicht noch höher. Jedenfalls haben wir bei Zu⸗ ſammenrechnung aller Reſerven nach Herrn Stadtv. Zander wieder 3 Betten auf 1000 Einwohner. Wir haben uns entſchloſſen, der augenblicklichen Not Ab⸗ hilfe zu ſchaffen, indem wir 86 Betten eingeſchoben haben, und zwar unter Einhaltung der beſtehenden hygieniſchen Beſtimmungen; wir haben in den vor⸗ andenen Tagesräumen und auf den Oberſtock⸗ werken, wo die Leichtkranken liegen, Betten einge⸗ ſtellt. Bei der großen Bemeſſung des Luftraumes war das möglich. Als dauernde Maßnahme aber iſt dies nicht geplant. Wenn Sie 86 neue Betten rechnen, ſo heißt das, daß wir im Jahre rund 800—900 Kranke mehr auf⸗ nehmen können; wir haben aber in den letzten zwölf Monaten 1700 Kranke, die ſich zur Aufnahme melde⸗