Sitzung vom 31. Januar 1912 daß nicht alle Laternen zur gleichen Zeit angeſteckt]ſ werden können. Ein Laternenanzünder hat eine große Anzahl von Laternen zu beſorgen, er braucht ungefähr eine halbe Stunde Zeit, um ſie anzuſtecken. Selbſtverſtändlich muß er bei der erſten etwa eine halbe Stunde früher beginnen, als im Zündkalender angedeutet iſt. Im übrigen findet die Zündung in ganz Groß⸗Berlin nach einem allgemeinen Zünd⸗ kalender ſtatt; Beobachtungen haben ergeben, welches die geeignete Zeit zum Anzünden und Löſchen iſt. Dieſer Zündkalender iſt für alle Gasanſtalten Groß⸗ Berlins annähernd der gleiche. Für die einzelnen Fälle zwiſchen dem 14. und 20. Januar, an welchem Tage die Laternen weſent⸗ lich länger gebrannt haben, als es notwendig geweſen wäre, hat ja Herr Stadtv. Dr. Byk eigentlich die Er⸗ klärung ſelbſt gegeben. Ich kann nichts Neues hin⸗ zufügen. Die Gasfernzündung hat infolge des Froſtes an dieſen Tagen verſagt; man hat es alſo mit force majeure zu tun. Dieſe Ausnahmefälle, die ſich im Verlaufe der letzten 10 Jahre an zwei oder drei Tagen abgeſpielt haben, dürften doch als Grundlage für eine Berechnung nicht maßgebend ſein. Im übrigen hat ſich die Fernzündung bewährt. Noch vor⸗ handene Mängel werden ſich leicht beheben laſſen. Wenn das Zünden der Laternen nicht mehr nach dem Zündkalender, der mehr oder weniger von Zufällig⸗ keiten abhängig iſt, vorgenommen werden wird, ſondern den Witterungsverhältniſſen entſprechend von der Gasanſtalt aus durch die Fernzündung, dann werden die Klagen, auf die Herr Stadtv. Dr. Byk hingewieſen hat, gänzlich verſtummen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ma⸗ giſtrats, wie folgt: Die Erweiterung a) der Gasreinigeranlagen des Gaswerks 11 mit einem Koſtenaufwande von 210 000 ℳ., 5) der elektriſchen Kraftſtation des Gaswerks 11 mit einem Koſtenaufwande von 65 000 %ℳ wird genehmigt. Die Geſamtkoſten von 275 000 ℳ ſind aus Anleihemitteln zu entnehmen.) Vorſteher Kaufmann: Punkt 10 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Bauentwurf für das Koch⸗ und Waſch⸗ küchengebäude, ſowie das Keſſel⸗ und Maſchinenhaus des Krankenhauſes für Geburtshilfe. Druckſache 31. (Die Beratung wird eröffnet.) Berichterſtatter Stadtv. Dr Landsberger: Meine Herren! Ich bin in der glücklichen Lage, Ihnen die Magiſtratsvorlage in allen ihren Teilen ohne weiteres zur Annahme zu empfehlen. Wir haben im Mai vorigen Jahres bereits die weſentlichen Teile des künftigen Krankenhauſes für Geburtshilfe bewilligt, den Bau der beiden Krankenpavillons, die den erſten Bauabſchnitt bilden. Die Hilfsteile, Keſſelhaus, Beamtenhaus uſw. ſind in größeren Dimenſionen vorgeſehen, um für eine künftige Erweiterung durch einen ſogenannten zweiten Bauabſchnitt auszureichen. Die Koſten bleiben im ganzen in dem Rahmen der Geſamtſumme, die urſprünglich in Ausſicht genommen war; es entſtehen nur geringfügige Erhöhungen: das Keſſelhaus ſoll jetzt 530 000 ℳ koſten, während ur⸗ 47 prünglich 508 000 ℳ vorgeſehen waren. Dieſe 22 000 ℳ Plus ſind dadurch entſtanden, daß eine andere Dispoſition vorgeſehen iſt: es ſind Dampf⸗ keſſel aus dem ſtädtiſchen Elektrizitätswerk genommen worden, die, wie die Vorlage ſagt, für alle Zeit aus⸗ reichen werden. Wollte man eine Anlage mit der⸗ ſelben Heizfläche neu bauen, ſo würden künftig nicht 22 000, ſondern 35 000 ℳ. Mehrkoſten entſtehen. Uebrigens ſoll die Anlage nicht bloß im ſtande ſein, dem jetzt zu bauenden, ſowie dem evtl. einſt zu er⸗ weiternden Krankenhauſe für Geburtshilfe zu dienen, ſondern auch dem zu erweiternden Bürgerhauſe und allen evtl. noch auf dem Reſtgelände zu errichtenden Baulichkeiten. Es ſcheint alſo durchaus zweckmäßig zu ſein, die Keſſelanlage mit der geringen Aufwendung um ſo viel größer zu geſtalten, als es urſprünglich beabſichtigt war. Wir haben dann weiter im Mai v. Is. unſerer Beſchlußfaſſung die Bewilligung von 45 000 ℳ vor⸗ behalten, die für Vergrößerung des Grundſtücks, Bau⸗ zinſen und Kanaliſationskoſtenbeiträge erforderlich werden, von denen damals abgeſehen werden mußte. Jetzt wird beantragt, dieſe Koſten vollſtändig zu be⸗ willigen. Für die techniſche Geſtaltung der Ihnen vor⸗ gelegten Entwürfe iſt die Hochbaudeputation ver⸗ antwortlich, mit deren Zuſtimmung ja die Vorlage gefaßt iſt. Ich ſelbſt habe nicht die Befähigung, in die Details dieſer Dinge einzutreten. Es bleibt mir nur noch übrig, daran zu erinnern, daß dieſes Krankenhaus für Geburtshilfe für 113 Erwachſene und 98 Säuglinge eingerichtet werden ſoll, im ganzen alſo für 211 Betten, und daß in ferner Zukunft noch die Möglichkeit beſteht, in einem zweiten Bauab⸗ ſchnitte auf demſelben Terrain und mit denſelben Nebengebäuden eine Vergrößerung um weitere 207 Betten vorzunehmen. Ich empfehle Ihnen die glatte . , der Magiſtratsvorlage in allen ihren drei Teilen. Stadtv. Wenzke: Meine Herren! Bevor wir dieſer Vorlage zuſtimmen, möchte ich noch auf einige Punkte, die in dem Erläuterungsbericht dargelegt ſind, näher eingehen. Die 45 000 ℳ werden verlangt für die Trennung der Kochküche von der Milchküche. Obwohl ich weiß, daß bei der näheren Durcharbeitung eines Projekts ſich immer noch einige Veränderungen einſtellen, ſo wundert es mich doch, daß man bei dem Vorprojekt nicht ſchon darauf beſonders Rückſicht ge⸗ nommen hat, daß die Milchküche von der Kochküche getrennt wird. Wir alle wiſſen wohl, welch diffiziles Nahrungsmittel die Milch iſt, und es liegt daher klar auf der Hand, daß man eine Gelegenheit zum Bereiten dieſer Milch ſorgfältig von allen anderen Einwirkun⸗ gen trennen muß. Dann wird eine Trennung der Eßräume für das Perſonal der Kochküche und für das Perſonal der Milchküche verlangt. Daß das Perſonal ausein⸗ andergehalten werden muß, iſt ebenſo klar wie die vorhin angeführten Gründe, und ich muß nur meiner Verwunderung Ausdruck geben, daß man das in dem Vorprojekt nicht ſchon erwähnt hat. Ferner iſt als ganz wichtiger Grund in dem Er⸗ läuterungsbericht angeführt, daß man ſich zur Anlage einer dritten Treppe genötigt geſehen habe. Dieſe Anlage einer dritten Treppe hat namentlich den Zweck, Räume zur Aufbewahrung der Kleider der Kranken zu ſchaffen. Meine Herren, wenn man ein derartiges Inſtitut baut, muß man es doch wohl als erſte Pflicht erachten, Räume zu ſchaffen, wo man die