Sitzung vom 31. Januar 1912 1908 ab eintreten ſollte, weiter zu zahlen. Das iſt der Verlauf der letzten Teuerungszulage geweſen, die wir hier mit Ihnen zuſammen bearbeitet haben, und es heißt den Kopf in den Sand ſtecken, wenn man glaubt, mit einer einmaligen Zahlung von 40 ℳ die behauptete Lebensmittelteuerung bekämpft zu haben. Man muß mit klaren Blicken und nüchternem Ab⸗ meſſen die Entwicklung der Dinge verfolgen und im geeigneten Augenblicke die Teuerungsaktion auch wirklich zu einer Hilfsaktion ausgeſtalten. Aber die Maßnahme, die hier angeregt worden iſt, konnte weder in der Deputation noch im Magiſtrat irgend⸗ welche Gegenliebe finden, und das iſt der tatſächliche Grund, weshalb wir Ihnen mit einer Vorlage im Sinne Ihres Beſchluſſes vom 20. Dezember nicht auf⸗ warten können. Stadtv. Hirſch: Selbſtverſtändlich wird es nie⸗ manden unter uns geben, der der Meinung iſt, daß man mit einer einmaligen Zulage von 40 ℳ die Lebensmittelteuerung bekämpfen kann. Aber anderer⸗ ſeits wird man auch nicht beſtreiten können, daß für Beamte und Arbeiter mit einem Einkommen von 1200 ℳ, ja noch weniger, eine Zulage von 40 % ſchon immerhin etwas ausmacht, daß es eine Summe iſt, mit der ſie wenigſtens in etwas die Ausgaben wettmachen können, die ihnen durch die Höhe der Lebensmittelpreiſe erwachſen ſind. Man darf die Sachlage nicht verſchieben. Der Herr Bürgermeiſter ſpricht von einer eventuellen Reviſton des Normal⸗ etats, und er fürchtet, daß die Annahme des Antrages Meyer und Genoſſen eine Reviſion des Normaletats zur Folge haben würde. Aber das iſt ja noch gar nicht geſagt. Der Antrag verlangt nur, daß den Beamten mit einem Gehalt bis zu 2000 ℳ und den Arbeitern eine einmalige Zulage von 40 ℳ gegeben wird, und ſoviel Entgegenkommen hätte der Magiſtrat und die Deputation wohl zeigen können, ſich mit uns über dieſen Antrag zu verſtändigen. Der Meinung bin ich natürlich nicht — darin ſtimme ich dem Herrn Bürgermeiſter vollkommen bei daß es ſich hier um eine Maßnahme handelt, die irgend⸗ wie weſentlich zur Bekämpfung der Lebensmittel⸗ teuerung dient. Was wir verlangen, um der Teue⸗ rung entgegenzutreten, haben wir ja in der Depu⸗ tation und hier im Plenum wiederholt ausführlich erörtert; ich kann darauf heute verzichten. Aber nachdem alle unſere Anträge abgelehnt ſind, hätten wir wohl erwarten können, daß der Magiſtrat wenig⸗ ſtens dieſem verhältnismäßig unbedeutenden Antrage, der 10 nicht ſo rieſige Summen erfordert, zuſtimmen würde. Nun, meine Herren, hat Herr Kollege Meyer mir einen Vorwurf daraus gemacht, daß ich mitgeteilt habe, wie die Deputation zuſammengeſetzt geweſen iſt. (Stadtv. Meyer: Nicht d a ß Sie, ſondern wie Sie es mitgeteilt haben!) Ja, höflicher kann ich doch nicht ſein, als daß ich hier aufrichtig bedaure, daß ſo viele Ihrer Freunde an dem Tage krank geweſen ſind. Herr Kollege Meyer ſagte, er könnte uns auch nachweiſen, daß meine Freunde manchmal in Kommiſſtonen gefehlt haben. Ja gewiß, wann gibt es denn das nicht, daß das eine oder andere Mitglied verhindert iſt, einer Sitzung, ſei es nun im Plenum oder in einer Kommiſſton, bei⸗ zuwohnen! Aber es iſt doch etwas ganz anderes, ob einmal ein einzelnes Mitglied in einer Sitzung fehlt, oder ob plötzlich eine ganze Fraktion bis auf einen 51 einzigen verhindert iſt, an einer Sitzung teilzu⸗ nehmen. Wenn es ſich dann noch dazu um die Be⸗ ratung eines Antrages handelt, der von derſelben Fraktion ausgegangen iſt, dann iſt das doppelt und dreifach zu bedauern. Gewiß kann es paſſieren, daß plötzlich 5 oder 6 Herren verhindert ſind; aber wenn uns das paſſiert, dann würden wir rechtzeitig davon Mitteilung machen und bitten, daß die Sitzung der Deputation aufgehoben und auf einen anderen Tag verlegt wird. Das hätte von den Freunden des Herrn Kollegen Meyer auch geſchehen können. Herrn Kollegen Meyer ſelbſt mache ich natürlich keinen Vor⸗ wurf; er iſt der einzige, der ſeine Pflicht erfüllt und ſogar mit uns zuſammen geſtimmt hat. Meine Vor⸗ würfe richten ſich gegen diejenigen, die nicht da waren. Ich finde es ja ſehr ritterlich, wenn ſich Herr Kollege Meyer ſeiner Fraktionsfreunde annimmt; aber das ändert nichts an den Tatſachen, die ich angeführt habe. Sachlich ſtimmen wir ja ganz überein: Herr Kollege Meuer ſtellt auch in Ausſicht, daß ſeine Freunde etwas tun werden. Ich kann alſo meine Ausführungen da⸗ mit ſchließen, daß ich den Mitgliedern der Deputation von Herzen gute Beſſerung wünſche, damit ſie wieder ihren Geſchäften nachgehen können. Stadtv. Meyer: Es gehört ja zu den Eigen⸗ tümlichkeiten des Herrn Kollegen Hirſch, daß, wenn wir ſachlich übereinſtimmen, er doch eine ſachliche Zu⸗ ſammenarbeit durch perſönliche Angriffe zu ver⸗ hindern weiß. Er hat das auch jetzt wieder bewieſen mit der Bemerkung, ich wäre der einzige unter den liberalen Deputationsmitgliedern geweſen, der ſeine Pflicht nicht verletzt hat. Darin liegt der Vorwurf der Pflichtverletzung gegen die übrigen, und dieſen Vorwurf hat Herr Kollege Hirſch wiederholt dadurch, daß er ſagte: wie merkwürdig es iſt, daß alle krank ſind! Nun, meine Herren, „alle“ ſind im ganzen 4 Herren geweſen. Das iſt eine Anzahl, die nicht ſo überwältigend iſt. (Stadtv. Hirſch: Von 51) Zweitens ſind nicht alle krank geweſen, ſondern nur zwei; einer iſt verreiſt geweſen, ein anderer hat wohl eine berufliche Verhinderung gehabt. Herr Kollege Hirſch maßt ſich nun ein Urteil darüber an, ob die Herren ſich früher hätten abmelden können, vergißt aber ganz, daß derartige Verhinderungen im letzten Moment entſtanden ſein können, wobei ihm offenbar ein ſehr ſchwaches Gedächtnis für die Fälle eigen iſt, wo ſeine Kollegen ſich entweder gar nicht oder im letzten Moment entſchuldigt haben. (Stadtv. Wilk: Kommt aber ſehr ſelten vorl) — Gewiß; es kommt bei uns auch ſehr ſelten vor. Es iſt aber eben merkwürdig, daß Sie un s deswegen denunzieren. (Stadtv. Hirſch: Iſt keine Denunziation!) — Gewiß iſt das eine Denunziation. (Stadtv. Wilk: Sehen Sie die Berichte doch nach!) Sehen Sie ſich doch die Berichte nach! Dann wer⸗ den Sie finden, daß ich recht habe. Ich weiſe es nochmals aufs entſchiedenſte zurück, daß hier ſolche Dinge wiederholt behauptet werden, und ich glaube, das frühere Verhalten der