Sitzung vom 14. Februar 1912 Der Charlottenburger Schneiderinnung wird zu den Koſten der von ihr aus Anlaß der Feier ihres 200jährigen Beſtehens zu veran⸗ ſtaltenden Ausſtellung ein Beitrag von 500 % bewilligt. Der erforderliche Betrag iſt dem Dispoſitionsfonds zu entnehmen.) Vorſteher Kaufmann: Punkt 6 der Tagesord⸗ nung: Vorlage betr. Unterbringung der zur Raußendorff⸗ ſchen Erbſchaft gehörigen Kunſtgegenſtände. Druckſache 41. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung erklärt ſich nach dem Antrage des Magiſtrats damit einverſtanden, daß die zum Raußendorffſchen Nachlaß ge⸗ hörigen Kunſtgegenſtände im Falle des Ver⸗ kaufs des Grundſtücks Kurfürſtendamm 206/7 einſtweilen von dem Magiſtrat in Verwahrung genommen und in den Feſtſälen des Rathauſes untergebracht werden.) Punkt 7 der Tagesordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Ver⸗ ſtärkung der Etatsnummer Ord. Kapitel X 11—4 für 1911. — Druckſachen 24, 42. Die Beratung wird eröffnet.) Berichterſtatter Stadtv. Dr Landsberger: Meine Herren! Die Ausſchußberatung, welche in der vorigen Plenarſitzung von einigen Seiten nur zögernd zuge⸗ ſtanden worden war, war doch für alle Teilnehmer von großem Intereſſe und brachte auch viel ein⸗ gehendere und ſpeziellere Aufklärungen, als in der Plenarſitzung eigentlich als möglich erachtet worden war. Zunächſt betreffs der Höhe der geforderten Summe. Es wurde nachgewieſen, daß im Etatsjahr 1910 bei dem betreffenden Poſten 11241 %ℳ verausgabt worden waren, was ſich ſicherlich erſt nach Abſchluß der Jahresrechnung ergeben hat; ſonſt hätten wir bei der Feſtſtellung des vorigen Etats für 1911 die Summe nicht bloß auf 5000 ℳ bemeſſen. Nun ſind aber bisher ſchon mehr als 5000 ℳ verausgabt, die Summe iſt um ca. 300 ℳ überſchritten, und dabei ſind die me i ſten Ausgaben noch für den Reſt des Etatsjahres zu leiſten, und zwar vorausſichtlich in der Höhe, wie die Magiſtratsvorlage annimmt, welche die Verſtärkung des Dispoſitionsfonds um 12 000 ℳ beantragt. Das ergab ſich, wie im Ausſchuſſe dar⸗ gelegt wurde, zunächſt daraus, daß die Beſchäftigung von Arbeitsloſen ſchon 3 Wochen früher als ir: vorigen Winter hat Platz greifen müſſen und ferner — was uns erſt im Ausſchuſſe mitgeteilt wurde die Zahl der von der Stadt zu beſchäftigenden Arbeitsloſen beträchtlich höher als im vorigen Winter war. Die Höchſtzahl an einem Tage betrug im Winter 1910/1 121 und in dieſem Winter 1911/12 189. Aus dieſen Erwägungen ergibt ſich, daß wir bis zum Schluſſe des Etatsjahres ſchätzungsweiſe noch weitere 12 000 ℳ gebrauchen werden. Die geſamte Ziffer wird ſich danach auf 17 000 ℳ belaufen, während die faktiſche Ausgabe im vorigen Etatsjahre nur 11 200 %% betragen hat. Alſo bezüglich der] 55 Summe, die verlangt war, war eine bündige Auf⸗ klärung erfolgt. Ebenſo wurden im Ausſchuß alle Bedenken betreffs der Entſendung von Arbeitern nach Reppen in befriedigender Weiſe behoben. Dem Ziele der Reppener Arbeit, Oedland in fruchtbares umzuwandeln, war ja auf allen Seiten dieſer Ver⸗ ſammlung ſchon in der vorigen Sitzung durchaus zu⸗ geſtimmt worden. Und im Ausſchuß erfuhren wir über die Art der Unterbringung der don hin Ge⸗ ſandten und über ihre Tätigkeit durchaus Günſtiaes. Der Arbeitsnachweis hatte ſeinen Inſpektor hin⸗ geſandt, und dieſer berichtete uns im Ausſchuß nach dem, was er an Ort und Stelle geſehen hatte, durch⸗ aus Zufriedenſtellendes über die Art des Wohnens der dort untergebrachten Arbeitsloſen und über ihre Beköſtigung. Er fand auch ihr Ausſehen — er kennt einen großen Teil der Arbeitsloſen perſönlich — viel beſſer. Die Tätigkeit, die ihnen dort zugemutet wird, beſchränkt ſich im weſentlichen auf leicht erlernbare Gartenarbeit. Ebenſo zufrieden wie die dort unter⸗ gebrachten Arbeitsloſen war der Verein, der ſie in Reppen beſchäftigt. Das ergibt ſich ſchon daraus, daß er aus freien Stücken über die ihm auferlegte Lohn⸗ zahlung hinausgegangen iſt und die Sätze für den Tag für Verheiratete auf 3,50 ℳ, für Ledige auf 2,50 %ℳ erhöht hat. Von dieſen Löhnen wird dem einzelnen für Unterkunft und Koſt 1,30 ℳ abge⸗ zogen, ſo daß ihnen im Durchſchnitt weit mehr als die Hälfte zu ihrer eigenen Verfügung bleibt. 41ſo ſowohl die Arbeitgeber wie die Arbeitnehmer waren zufriedengeſtellt, und auch wir als Stadt Charlotten⸗ burg können uns von dieſem Verſuch recht befried'gt erklären; denn es wurde berechnet, daß für die 6 bis 8 Wochen — bekanntlich zahlt die Stadt den Juſchuß für längſtens 8 Wochen — jeder Arbeitsloſe ns hier 23 ℳ mehr koſtet als in Reppen. Bei alledem iſt noch zu bedenken, daß die Arbeit eine weſentlich geſündere iſt, und vor allen Dingen daß ſie eine wirtſchaftliche iſt und die ſogenannten Nor ſtandsarbeiten endlich ein gewiſſes Ziel haben, dem man durchaus freundlich gegenüberſtehen kann. Der Verein hat außerdem noch die Verpflichtung über⸗ nommen, diejenigen Arbeiter, die ſich als geeignet erweiſen, auch über die 8 Wochen hinaus, wenn ſie ſelbſt dazu Luſt haben, zu den gleichen Löhnen zu beſchäftigen. Nach alledem kann man es verſtehen, wenn der Magiſtrat uns im Ausſchuß in Ausſicht ſtellte, daß er weitere Pläne betreffs Reppen oder ähnlicher Be⸗ ſchäftigung hege und uns demnächſt mitteilen werde. Man kann begreifen, daß er, wie er im Ausſchuß äußerte, die Abſicht hat, im nächſten Jahre den Verſuch in größerem Umfange anzuſtellen, falls ſich genügend Arbeitskräfte aus den Arbeitsloſen dazu melden werden, und falls der Verein für ſoziale innere Koloniſation mehr Arbeitskräfte verwenden können wird. Man war ſich im Ausſchuß darüber einig, daß man der Magiſtratsvorlage durchaus zuzuſtimmen habe, und ich empfehle Ihnen alſo namens des Aus⸗ ſchuſſes, den Dispoſitionsfonds an der betreffenden 1 um 12 000 ℳ für das Etatsjahr 1911 zu ver⸗ ärken. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ausſchuſſes, wie folgt: Die Etatsnummer Ord. Kapitel X Ab⸗ ſchnitt 11 Nr. 4 für 1911 wird um 12 000 ℳ aus dem Dispoſitionsfonds verſtärkt.)