66 ja einmal in einen Sammelfonds und außerdem ein⸗ mal richtig tilgen müſſen, hinzutritt. Außerdem kommt aber ein Betrag von 10 Millionen ℳ hinzu, der als zweiter Teil der Anleihe von 42½ Millionen zur Begebung gelangen wird. Ich erinnere daran, daß wir von dieſer geſamten Anleihe in dieſem Jahre neulich durch beſonderen Beſchluß erſt 32½2 Millionen begeben haben, den zweiten Teil von 10 Millionen alſo vorausſichtlich im nächſten Jahre begeben werden. So ſtellt ſich, meine Herren, um noch weiter zugehen, das Bild ebenfalls für 1915. Wir können alſo als feſtſtehend annehmen, daß wir von dieſer Seite her außerordentliche dauernde und ſicher den Etat belaſtende Beträge von rund 800 000, 900000 ℳ bis zu einer Million, vielleicht ſogar etwas darüber haben werden! Nun, meine Herren, könnten Sie mir erwidern: dieſe Beträge werden einmal eintreten, es fragt ſich bloß, wann ſie eintreten werden. Da muß ich Sie auf die zurzeit ſchwebenden Bauprojekte hinweiſen. Dieſe Beträge werden, wie wir Ihnen bei der Aus⸗ gabe der erſten Rate von 32½ Millionen nach⸗ gewieſen haben, ſehr bald kommen; denn in Char⸗ lottenburg beſteht auch nach dieſer Richtung zurzeit ein abnormer Zuſtand, wie er noch niemals geherrſcht hat, daß nämlich unſere Bauverwaltung gegenwärtig ſo viele Bauten und ſo viele Entwürfe in den Fingern hat, daß die genannten Mittel ohne weiteres auf⸗ gebraucht ſein werden. Ich erinnere Sie an die Rathauserweiterung, an den Opernhausbau, an die Leibnizoberrealſchule, an verſchiedene Kranken⸗ häuſer, das Krankenhaus für Geburtshilfe, insbe⸗ ſondere das Lungenkrankenhaus, das Waldhaus Charlottenburg, die Häuſer für Leichtkranke und ver⸗ ſchiedene Schulen, außerdem eine Gemeindeſchule und eine Hilfsſchule. Allein dieſe Bauten, die ſchon in Angriff genommen ſind, erfordern Beträge von ins⸗ geſamt rund 18 Millionen. Außerdem ſind zum Teil von Ihnen beſchloſſen im erſten Entwurf, zum Teil ſchon in der Bearbeitung weitere Bauten in Höhe von 12½ℳ Millionen. Das ſind die Krankenpavillons, die Sophie⸗Charlotte⸗Schule, die höhere Mädchen⸗ ſchule IV, eine Realſchule, verſchiedene Einrichtungen in Weſtend, die Mädchenſchule uſw. Das Geld wird alſo ſo ſchnell verbraucht ſein, daß abſolut ſicher die Beträge, die ich Ihnen vorhin nannte, in nächſten Jahren bei der Schuldenverwaltung erforderlich werden! Weiter, wenn dieſe Mittel aufgebraucht ſind und die Gebäude fertig daſtehen, dann iſt damit nicht etwa das Ende der Ausgaben erreicht, nein, dann fangen zum Teil die Ausgaben für den Betrieb erſt an. Denn alle dieſe Anſtalten werden ſelbſtverſtänd⸗ lich nachher in erweitertem Umfange betrieben. Ich erinnere an die Krankenhäuſer, die vorher vielleicht proviſoriſch, verkleinert untergebracht ſind, die in einem derartigen großen Hauſe ſelbſtverſtändlich weſentlich höhere Koſten erfordern. Ich Sie an das Rathaus, an die Leibnizoberrealſchule. Alſo für den Betrieb dieſer Anſtalten, die uns ja nicht, wie die gewerblichen Inſtitute, wie unſer Gas⸗, unſer Elektrizität§⸗ und Waſſerwerk, wieder Erträge bringen, werden ebenfalls weitere Hunderttauſende von Mitteln zur Verfügung ſtehen müſſen! Dann möchte ich kurz für das nächſte Jahr noch an den Zweckverband erinnern. Wir haben in dieſem Jahre als erſte Koſten, 4½ 1 Bureaukoſten oder ſonſtige Koſten, 10 000 eingeſtellt. Meine Herren, Sie glauben doch wohl nicht, daß dieſer Zweck⸗ erinnere] 3 Sitzung vom 14. Februar 1912 verband kein Geld koſten wird? Wie alles auf der Welt, wird der Zweckverband Geld, vielleicht ſogar ſehr viel Geld in nächſten Jahren ſchon koſten. (Sehr richtig!) Das ſind ſehr gewaltige Summen, auf deren Forderung von uns wir abſolut ſicher rechnen können. Auf der anderen Seite haben wir ſelbſt⸗ verſtändlich dauernde Einnahmen zu erwarten, und ich bin der Meinung, daß man auch ohne Peſſimis⸗ mus, vertrauensvoll auf die Einnahmen rechnen kann, die aus der Steuerverwaltung, die aus unſeren gut fundierten Werken ſpäterhin der Stadtgemeinde zufließen werden. Aber das eine iſt ſicher, daß dieſe Einnahmen auch in der beſten Zeit, auch wenn ſie noch ſo hoch gehen, nicht ſo hoch ſein können, daß ſie dieſe ganz außerordentlichen Forde⸗ rungen der nächſten Jahre ohne weiteres befriedigen können. Nach der Befriedigung jener Mittel, die durch das ſtetige Wachstum der Verwaltung in allen ihren Zweigen — nehmen Sie, welchen Sie wollen — erforderlich ſind, kommen erſt die außerordentlichen Bedürfniſſe, die ebenfalls ihre Befriedigung ver⸗ langen. Außerdem kann man, glaube ich, nicht ohne weiteres damit rechnen, daß uns die nächſten Jahre wirklich die allerbeſten, die denkbar beſten Einnahmen geben werden. Ich möchte ſogar meinen, daß nach dieſer Richtung hin der Zukunftshimmel ziemlich trübe Wolken hat. Der Grundſtücksmarkt hat bisher darnieder⸗ gelegen; Handel, Gewerbe und Induſtrie geht es heute gut; aber die Kreiſe, die damit befaßt ſind, die Kapitaliſtenkreiſe befinden ſich zurzeit in einer ſchweren Depreſſion. Es iſt, wenn ich ſagen ſoll, an den Börſen doch eine Stagnation eingetreten durch die Beunruhigungen innerer und äußerer politiſcher Art. Wenn wir hoffen wollen, daß dieſe Zeiten wieder vorübergehen, ſo ſoll man ſie doch nicht ſo ohne weiteres in den Wind ſchlagen und kurzerhand darüber hinweg gehen. Wie liegen dann die Verhältniſſe im Bauweſen? Dafür gibt es abſolut feſtſtehendes ſtatiſtiſches Ma⸗ terial. Wenn es Vermutungen ſind, die ich bezüglich der wirtſchaftlichen Konjunktur ausgeſprochen habe, ſo kann man mir einwenden: ebenſo gut, wie du ſagen kannſt: es geht nach unten, ebenſo gut kann ich dir erwidern: es geht nach oben; (Sehr richtig!) das weiß kein Menſch. Aber, meine Herren, bezüglich des Baumarkts können Sir mir das nicht erwidern; denn dafür liegt eine Statiſtik vor. Ich möchte Sie zunächſt daran erinnern, daß in dieſem Jahre nur 139 Neubauten hergeſtellt worden ſind gegenüber 283 im Vorjahre, das heißt im ganzen bewohnbare immer in dieſem Jahre nur 8864 gegen 19 628. Dieſe Zahlen ſprechen! Alſo noch nicht einmal die Hälfte von Wohnungen iſt hergeſtellt worden. Selbſt⸗ verſtändlich iſt das für den Hausbeſitzer ſehr ange⸗ nehm. Das zeigt ſich ebenfalls in der Statiſtik. Während wir im Jahre 1910 6,59 % aller Wohnun⸗ gen leer gehabt haben, im Jahre 1909 6,25 %, iſt nach der neueſten Statiſtik im Dezember 1911 nur ein Betrag von 3,81 % leerer Wohnungen in Char⸗ lottenburg vorhanden geweſen. (Hört! hört!)