72 dieſen Ausgleichsfonds auch wirklich als Ausgleichs⸗ fonds für ſchlechte Zeiten und für beſondere Verhält⸗] ſ niſſe zu erhalten. Nun ſagt der Herr Kämmerer: ja, wir bezahlen doch in dieſem Falle aus dem Ausgleichsfonds lau⸗ fende, dauernde Ausgaben und nicht einmalige. Ich möchte Ihnen das Gegenteil nachweiſen. Was wird durch die 10 % Steuererhöhung er⸗ reicht? Erſtens ſoll erreicht werden, daß wir ſt är⸗ kere Abſchreibungen auf das Elektri⸗ zitätswerk und das Gaswerk erhalten. (Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Aus dem Fonds!) — Selbſtverſtändlich kommt das aus dem Aus⸗ gleichsfonds; Sie nehmen dieſen Betrag aus dem Fonds. Würden Sie aber dieſe Abſchreibung nicht machen, ſo würden dieſe 590 000 ℳ für andere Ausgaben frei werden, nicht für dauernde, nur für einmalige Ausgaben. Sie haben weiter die Rückzahlung der Spielplätze mit einigen Hundert⸗ tauſend Mark eingeſtellt; die Tilgung dieſer verſchiedenen Grundſtücke ſoll jetzt erfolgen. Meine Herren, das iſt eine Anſammlung von Fonds, weiter nichts! Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Nein, Bezahlung von Schulden!) Sie haben bisher mit dieſer Rückgabe der Gelder nicht angefangen, Sie haben es im vorigen Jahre nicht für nötig gehalten. Da ſage ich mit Herrn Kollegen Frentzel: ob es in dieſem Moment gerade nötig iſt, hiermit anzufangen, ob es nötig iſt, in dieſem Maße damit anzufangen, darüber werden wir uns im Etats⸗ ausſchuß ſehr eingehend unterhalten können. Ich möchte noch auf einige andere Punkte hin⸗ weiſen. Für die einſtweilige Kapital⸗ anſammlung ſind 100 000 ℳ eingeſetzt. Meine Herren, das iſt ja keine laufende Ausgabe; d as i ſt ein Reſervefonds, den wir verſtärken. Auch das iſt wieder ein großer Poſten, bei dem man zweifelhaft ſein kann, ob es bei der jetzigen Sachlage nötig iſt, ihn einzuſtellen. Ebenſo finden Sie außer den von Herrn Kollegen Frentzel ſchon genannten noch manche andere Poſten in dem Etat, bei denen man zweifelhaft ſein kann, ob ſie ſo behandelt werden müſſen wie im Etat. 3. B. haben wir ja durchaus noch keinen Beſchluß ge⸗ faßt, die Wertzuwachsſteuer unter allen Umſtänden dem Ausgleichs⸗ Wir können ſie ohne Reſervefonds, ausgleichen zu können. verfährt, oder ob man einen Teil dieſer Beträge er⸗ mäßigt und den dann übrigbleibenden Betrag aus dem Ausgleichsfonds nimmt, kann ja zweifelhaft ſein. Weiter hat der Herr Kämmerer geſagt: „An die letzte Million des Ausgleichsfonds kommen Sie ja nie heran.“ Ja, meine Herren, wieſo denn? Ich verſtehe gar nicht, wie der Herr Kämmerer das be⸗ Sitzung vom 14. Februar 1912 haupten kann. Er ſelber hat ſo und ſo oft zuge⸗ timmt, daß wir den Ausgleichsfonds, als er 600 000 ℳ, 800 000 ℳ betrug, angriffen, um damit Straßenanlagen zu machen. Wir ſind einmal mit dem Ausgleichsfonds auf 100 000 ℳ. herunter⸗ gegangen, wenn ich nicht irre. (Zuruf: 200 000 ℳ! — Stadtrat und Kämmerer Scholtz macht eine verneinende Bewegung.) — Ungefähr ſo war der Betrag; er kann auch 200 000 ℳ geweſen ſein. Jedenfalls haben wir den Ausgleichsfonds mehrfach in Anſpruch genommen, ohne daß die Million in ihm vorhanden war; denn in den erſten Jahren hatten wir ja gar keine Million darin. Alſo, meine Herren, auch dieſer Schluß trifft meines Erachtens nicht zu, und wir werden uns ſehr wohl überlegen müſſen, wie wir Stellung dazu nehmen. Im übrigen will ich nur wenig auf den Etat eingehen, nur inſofern, als es ja bedauerlich iſt, daß die Ausgaben ſo weſentlich ſteigen, namentlich auf dem Gebiet des Armen⸗ und Krankenweſens. Wenn man ſieht, daß das Krankenhausweſen um 15 bis 16% in den Ausgaben ſteigt, in den ordentlichen, fort⸗ dauernden und in den einmaligen auch, ſo kann man nur einen ſchwachen Troſt darin finden, daß im großen Ganzen eine gewiſſe Gegenrechnung aufzu⸗ ſtellen iſt mit den Einnahmen, daß die Einnahmen die Ausgaben teilweiſe decken; ganz decken ſie ſie ja nicht. Auch der Armenetat iſt wieder um 9 % ge⸗ ſtiegen; wir werden auch da eingehend prüfen müſſen, ob die Ausgaben, die dort aufgeführt ſind, (Zuruf des Stadtv. Hirſch) tatſächlich vollkommen aus geſetzlichen Verpflichtun⸗ gen entſtehen. Meine Fraktion iſt der Anſicht, daß wir mit der größten Sparſamkeit wirtſchaften müſſen, namentlich nach dieſen Erklärungen des Herrn Kämmerers. Meine Herren, im übrigen hat der Herr Kämmerer ja auch ſchwarz gemalt für die Zukunft. Er hat eigentlich die Zukunft noch ſchwärzer gemalt als die Gegenwart. Er hat davon geſprochen, daß augenblicklich eine Stagnation an der Börſe wäre, daß darum eine große Einnahme, z. B. von den Um⸗ ſatzſteuern uſw., nicht zu erwarten wäre. Er ſchließt daraus: in Zukunft wird es noch ſchlechter werden. Ich kann dem Schluß abſolut nicht folgen. Ich kann nur ſagen: wenn augenblicklich eine Stagnation an der Börſe vorhanden iſt, ſo können wir nur der Hoff⸗ nung Ausdruck geben, daß es einmal beſſer wird. Herr Kollege Frentzel hat das ja ſchon bezüglich der Umſatzſteuer ausgeführt. Ich erinnere ganz beſonders daran, daß wir heute eine Vorlage in einen Ausſchuß verwieſen haben bezüglich der Bebauung von Nord⸗ weſtend. Glauben Sie denn nicht, wenn dieſe Sache nunmehr reif iſt, daß ſich daraus ganz erhebliche Be⸗ träge an Wertzuwachsſteuer und Umſatzſteuer uſw. ergeben werden? Und den Ausgaben, von denen der Herr Kämmerer geſprochen hat, den ſtarken Ausgaben aus der Anleihe ſtehen doch auch Einnahmen gegen⸗ über. Wenn wir neue Schulen bauen, dann erwarten wir doch auch, daß da Menſchen hineingehen, und nehmen an, daß der Zuzug nach Charlottenburg weiter erfolgt und dem entſpricht, d. h. alſo, daß Steuern daraus erwachſen. Ebenſo iſt es mit anderen Punkten. Wenn der Herr Kämmerer von den vielen neuen Millonen im