Sitzung vom 14. Februar 1912 Nun habe ich Herrn Kollegen Meyer perſönlich zu erwidern, daß er kein Recht hat, ſich als Vertreter der breiten Maſſen aufzuſpielen, ſondern daß ich im Gegenſatz zu ihm dazu berechtigt war⸗ Denn wenn meine Freunde von den Mandaten der dritten Ab⸗ teilung auch nur etwa die Hälfte inne haben, ſo liegt das nicht daran, daß die Wähler uns nicht ihr Ver⸗ trauen ſchenken, ſondern an dem Dreiklaſſenwahl⸗ ſyſtem. Aus der Statiſtik der Reichstagswahlen geht hervor, daß in Charlottenburg die große Mehrzahl der Wähler ſich für meine Freunde und mich er⸗ klärt haben. (Zuruf bei den Liberalen: In Charlottenburg?) — Ia, in Charlottenburg. Herr Kollege Jolenberg, Sie leſen ja nie etwas. Stadtv. Meyer (perſönliche Bemerkung): Herr Kollege Hirſch ſcheint überhört zu haben, daß ich ausdrücklich nur die Verteilung der Mandate in der dritten Abteilung in Betracht gezogen habe. Stellvertr. Altersvorſteher Vogel: Das Protokoll unterſchreiben heute die Herren Kollegen Meyer, Otto und Protze. Dann haben wir abzuſtimmen über den Antrag des Herrn Dr Frentzel, einen Ausſchuß für den Etat einzuſetzen von 15 Mitgliedern und 15 Erſatz⸗ mitgliedern. (Die Verſammlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 15 ordentlichen und 15 ſtell⸗ vertretenden Mitgliedern und wählt: a) als ordentliche Mitglieder die Stadtverordneten Dr Borchardt, Dr. Flatau, Dr Frentzel, Harniſch, Jolenberg, Kaufmann, Klick, Dr. Liepmann, Meyer, Otto, Protze, Dr Stadthagen, Wöllmer, Zander, Zietſch, 5) alsſtellvertretendeMitglider: die Stadtverordneten Becker, Bollmann, Dunck, Dr Friedlaender, Gebert, Jachmann, Jaſtrow, Kern, Dr Landsberger, Marzahn, Neukranz, Panſchow, Vogel, Wagner, Wilk.) Stadtu. Otto (zur Geſchäftsordnung): Ich ſtelle den Antrag, den Reſt der Tagesordnung für die öffentliche Sitzung zu vertagen. Vorſteher Kaufmann (den Vorſitz wieder über⸗ nehmend): Meine Herren, ich möchte, ehe über den Vertagungsantrag abgeſtimmt wird, vielleicht zur Vereinfachung der Tagesordnung der nächſten Sitzung eine Mitteilung zu Punkt 14 der Tages⸗ ordnung machen, die die Aufrechterhaltung des An⸗ trages vielleicht erübrigt. Der Antrag zu Punkt 14 lautet nämlich dahin: 83 Die Unterzeichneten beantragen, zu beſchließen: Die Stadtverordnetenverſammlung erſucht den Magiſtrat, bei der Reichspoſtverwaltung wegen Errichtung eines Poſtamtes im Stadt⸗ teil nördlich der Spree vorſtellig zu werden. Einer unſerer Mitbürger hat die Freundlich⸗ keit gehabt, mir eine Korreſpondenz zugehen zu laſſen, in welcher „im Auftrage des Staatsſekretärs“ die Antwort an den Bittſteller gekommen iſt, und zwar aus Anlaß einer Beſchwerde über die Poſt⸗ verwaltung beim Poſtamt 1. Dieſe Antwort kommt zu folgendem Schluß: Eine Erweiterung der Dienſträume — bei Poſtamt 1 liegt zurzeit um ſo weniger im Bedürfnis, als im Laufe des Rechnungsjahres 1912 in der Nähe des Guſtav⸗Adolf⸗Platzes eine Poſt⸗ anſtalt — Charlottenburg 8 eingerichtet wird und dadurch der Verkehr des Poſtamts 1 vorausſichtlich ſich verringern wird. Vielleicht wird dieſe Mitteilung genügen, um den Antrag für die nächſte Sitzung nicht aufrecht⸗ zuerhalten. Stadtv. Gebert (zur Geſchäftsordnung): Meine Herren, nachdem ich von dieſem Schreiben Kenntnis erhalten habe, glaube ich, im Namen meiner Freunde ſagen zu können, daß wir den von uns geſtellten Antrag zurückziehen. Vorſteher Kaufmann: Ich wollte das den Herren zur Vereinfachung der Sache mitteilen. Wir haben nun über die Abſetzung der Punkte 12 und 13 abzuſtimmen. (Die Verſammlung beſchließt die Abſetzung der Gegenſtände.) Meine Herren, dann habe ich noch Kenntnis zu geben, daß in den Ausſchuß zur Vorberatung der Vorlage betr. Uebernahme einer Garantie für den Krüppelverein für Herrn Kollegen Neumann Herr Kollege Becker eintreten wird und für Herrn Kollegen Dr Mommſen meine Wenigkeit. Wenn ich keinen Widerſpruch höre, nehme ich an, daß die Verſammlung damit einverſtanden iſt. Dann tritt in den Ausſchuß, der zu Punkt 9 und 10 unſerer heutigen Tagesordnung gewählt worden iſt, an die Stelle des Herrn Kollegen Lehmann Herr Kollege Vogel. Wenn ich keinen Widerſpruch höre, nehme ich Ihr Einverſtändnis damit an. Ich teile Ihnen mit, daß gegen die Vorſchläge des Wahlausſchuſſes Einwendungen nicht erhoben worden ſind. Ich ſchließe die öffentliche Sitzung. (Schluß der Sitzung 10 Uhr 5 Minuten.)