Sitzung vom 6. März 1912 89 gabelt. Mon meinte, daß es möglich wäre, dieſe Ab⸗ gabelung fortfallen zu laſſen, zum großen Vorteile der Avenue. Ferner wurde hervorgehoben, daß auf dieſem Plane die Baublocks in der Nähe der Warte viel einfacher geſchnitten, die ganze Straßenbildung ein⸗ facher wäre, daß die Baublocks ſich auch für den Be⸗ ſitzer beſſer ausnutzen ließen. — Meine Herren, ich bin nicht ſachverſtändig genug, um mir darüber ein Urteil zu erlauben, ich referiere nur das, was mir geſagt worden iſt. — Ueber die Rennbahn hat ja der Herr Berichterſtatter ſchon geſprochen. Von dem Verein für Turnſpielplätze, dem der Prof. Heinrich vorſteht, iſt der Wunſch ausgeſprochen worden, es möchte der Spielplatz in dem jetzigen Umfange er⸗ halten bleiben. Auf dem uns vom Magiſtrat vor⸗ gelegten Plane iſt dieſer Spielplatz etwas beſchnitten worden. Die Herren glauben, daß, wenn die an⸗ grenzende Straße um 20 m weiter nach Weſten ver⸗ rückt würde, dann der Spielplatz intakt gehalten werden könnte, was ja nur erwünſcht ſein kann, da doch in dem Spielplatz eine ganze Menge Geld ſchon angelegt iſt. Damals, als wir den Spielplatz ein⸗ richteten, haben wir nicht daran gedacht, daß er ver⸗ kleinert werden könnte, wir haben nur an eine Ver⸗ größerung gedacht. Alles in allem ſchließe ich mich dem Antrage des Herrn Berichterſtatters an, daß wir den Stadtplan an⸗ nehmen möchten. Dabei möchte ich aber immerhin den Magiſtrat bitten, daß er, wenn möglich, ſich bietende Gelegenheiten benutzt, die Verbeſſerungen, die in dem erwähnten Privatplane enthalten ſind, wenn ſie der Magiſtrat als Verbeſſerungen an⸗ erkennt, auch im Intereſſe der Stadt nutzbringend zu verwerten. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Aus⸗ ſchuſſes, wie folgt: 1. Dem vorgelegten Entwurf für einen Be⸗ bauungsplan für den ſogenannten Stadtteil Nordweſtend wird zugeſtimmt mit der Ab⸗ änderung, daß die fluchtlinienmäßige Begren⸗ zung der unbebaubaren Grünflächen ſo er⸗ folgen ſoll, daß die vorhandenen eiſenbahn⸗ fiskaliſchen Flächen reſpektiert bzw. ſo be⸗ handelt werden, wie ſich dies aus den weiteren Verhandlungen mit der Eiſenbahndirektion noch ergeben wird. 1I. Dem vorgelegten Entwurf für die Abänderung der Fluchtlinien der Koburgallee zwiſchen der Reichsſtraße und der Spandauer Chauſſee, ſo⸗ wie der Abſtumpfung der Reichsſtraße am Ein⸗ lauf in die Spandauer Chauſſee wird zuge⸗ ſtimmt. Die Aenderung der Fluchtlinien der Meiningenallee unterbleibt. III. Der Magiſtrat wird erſucht, zum Zwecke der Erhaltung des ſtädtiſchen Spielplatzes in ſeiner gegenwärtigen Ausdehnung einen Gelände⸗ ſtreifen von ungefähr 20 m Breite von dem Grundſtück auf der Weſtſeite der Straße 64 durch Tauſch oder Kauf zu erwerben. IV. Die Eingabe des Mietervereins Charlottenburg wird als erledigt angeſehen, die Eingabe der Boden⸗Aktien⸗Geſellſchaft Charlottenburg⸗Weſt wird dem Magiſtrat als Material überwieſen.) Vorſteher Kaufmann: Wir kommen dann zu der Vorlage b. (Die Beratung wird eröffnet.) Berichterſtatter Stadtv. Harniſch: Meine Herren! Herr Kollege Becker machte eben darauf aufmerkſam, daß an dem Bebauungsplan, über den wir uns eben unterhalten haben, in der Zukunft noch Aenderungen vorgenommen werden möchten. Daß dies jederzeit der Fall ſein kann, zeigt der Bebauungsplan, mit dem wir uns jetzt beſchäftigen, nämlich der Plan des Teils von Südweſtend, der zwiſchen dem Reichskanzlerplatz und der Verlängerung der Kantſtraße liegt. Dort war ein fertiger Bauplan vorhanden. Es hat ſich aber herausgeſtellt, daß recht viele Verbeſſerungen nötig ſind. Daher ſoll der alte Bebauungsplan auf⸗ gehoben und durch einen neuen, weſentlich beſſeren erſetzt werden. Wir haben alſo die Beruhigung, daß wir uns auch im erſten Falle nicht abſolut feſtlegen, ſondern wir ſehen an dem Beiſpiel hier, daß Schäden, die ſich ſpäter herausſtellen, jederzeit wieder gutzu⸗ machen ſind. Hier iſt es allerdings um ſo leichter, als die Stadt ſelbſt faſt ausſchließlich Eigentümerin des in Frage ſtehenden Terrains iſt. Wenn wir uns den alten Bebauungsplan an⸗ ſehen, ſo finden wir einen großen Fehler, nämlich den: die großzügig angelegte Kantſtraße verliert ſich in ein Straßengewirr, ohne eine direkte Fortſetzung nach dem Reichskanzlerplatz zu haben. In dem neuen Fluchtlinienplan iſt das gebeſſert: die verlängerte Kantſtraße geht glatt durch über die Bahn hinweg bis zu einem Punkte, der die von Nordweſten nach Südoſten verlängerte Reichsſtraße trifft. Das iſt auf dem Plane hier nicht ſo genau erſichtlich. Dieſe Diagonalſtraße, die den Reichskanzlerplatz berührt, trifft ſich mit der verlängerten Kantſtraße an einem Punkte, der zu einem Platze ausgebildet iſt, der un⸗ gefähr in der Mitte dieſes Planes liegt, und durch eine grüne Auszeichnung, die gärtneriſche Anlagen darſtellt, charakteriſiert iſt. Es iſt klar, daß dies eine große Verbeſſerung für die ganze dortige Gegend iſt. In der Zukunft iſt ein glatter geradliniger Verkehr möglich, der vorher unmöglich war. Dieſer neue Platz bildet gewiſſermaßen ein Zentrum, von dem man die Kantſtraße entlang ſieht und anderſeits über den Reichskanzlerplatz eine ſchöne Perſpektive in die Reichsſtraße hat. Der neu zu ſchaffende Platz als Zentrum der ganzen Anlage wird von ringförmigen Straßen umgeben. Südlich von ihm liegt an der Bahn ein netter Spielplatz, ganz abgelegen vom Ver⸗ kehr in einer ruhigen Ecke. Dieſer neue Platz, der für die künftige Bebauung eine bevorzugte Stelle bilden wird, an dem ſich wahrſcheinlich einmal ſtädti⸗ ſche Gebäude erheben werden, die, im Brennpunkte der Durchſicht ſtehend, einen angenehmen Hintergrund abgeben, wird einen guten Ausblick auf den Reichs⸗ kanzlerplatz ſchaffen, der immer mehr radial wird, immer mehr einen Knotenpunkt bilden wird für die vier großen Straßen, die ihn nach Norden, Weſten, Südoſten und Nordweſten ſchneiden. Die Vorzüge dieſer neuen Bebauung ſind durchaus klar. Beſonders zu erwähnen iſt noch eine Ueber⸗ brückung zwiſchen der neuen Kantſtraße und der ver⸗ längerten Bismarckſtraße an der Stelle, wo der Bahn⸗ hof Witzleben eine neue Verbindung auch für Weſtend benötigen wird. Das iſt natürlich ein weiterer Vorteil. Dieſer Plan iſt alſo in jeder Weiſe zu empfehlen; er unterſcheidet ſich weſentlich durch zweckentſprechende Anlage der Straßen zum Vorteil des Ganzen von dem Bebauungsplan, der vorhanden war, dem man kein gutes Zeugnis ausſtellen kann. Wir werden dem alten Bauplan keine Träne nachweinen. Ich denke, Sie bewilligen den neuen Plan einſtimmig, wie es auch