96 weil mir eine prägnantere Faſſung augenblicklich nicht gegenwärtig iſt — nur eine Bilanzverſchleierung. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wenn ich einen Gewinn aus einem Werke zahlen⸗ mäßig hoch anſetze, und als Kaufmann wiſſen muß und auch der Etat ſoll kaufmänniſch aufgeſtellt wer⸗ den —, daß aus dieſem Gewinn auch die außerordent⸗ lichen Abſchreibungen mit gedeckt werden müſſen, dann muß das bei demjenigen, der ſich nicht in die Myſterien des vorliegenden Etats erſchöpfend ver⸗ ſenken konnte, den Eindruck erwecken, als wenn der Elettrizitätswerksetat in der Tat mit einem unglaub⸗ lich hohen und, wie ich auch ſagen will, erfreulichen Gewinn abſchließt. Aber dieſer Gewinn trifft nicht zu. Hier mußte die außerordentliche Abſchreibung in Höhe von 307 000 ℳ von der Gewinnſumme des Elektrizitätswerkes abgeſchrieben werden. Sie nehmen ſie aber aus dem Ausgleichsfonds und täuſchen da⸗ durch in der Tat der Oeffentlichkeit vor, daß das Elektrizitätswrek mehr floriert, als es in der Tat der Fall iſt. Wir hatten nun einen entſprechenden Antrag, die Abſchreibung auch formell richtig vorzunehmen, im Etatsausſchuß geſtellt. Da waren ja die Herren von der liberalen Fraktion auch der Meinung, daß der Magiſtrat die Schuld für die falſche Buchung der Summe auf ſich zu nehmen habe; auch die Herren von der liberalen Fraktion haben in der erſten Le⸗ ſung des Etatsausſchuſſes beſchloſſen, dem Antrage meiner Freunde ſtattzugeben und dieſe Abſchreibung von der Gewinnſumme des Elektrizitätswerkes in Abzug zu bringen. Erſt in der zweiten Leſung haben ſich die Herren Liberalen eines anderen beſonnen. Es kommt nun aber durchaus nicht auf das hinaus, was Herr Kollege Meyer ſagt, daß man einfach aus dem Ausgleichsfonds Summen zu dem Zweck ent⸗ nehmen kann, wie es hier vorgeſehen worden iſt. Es ſoll ſich um außerordentliche Abſchreibungen handeln. Man habe in den Ausgleichsfonds Summen für außerordentliche Zwecke hineingelegt. Die Herren von der liberalen Fraktion, die das behaupten, haben vergeſſen, was im Ausſchuß von Magiſtratsvertretern erklärt worden iſt: Dieſe außerordentlichen Abſchrei⸗ bungen, die hier vorgenommen werden müſſen, wer⸗ den im kommenden und in ſpäteren Jahren wieder⸗ kehren müſſen. Es handelt ſich alſo nicht darum, daß man auf eine Sparanſammlung zurückgreift, die für Notfälle zurückgelegt worden iſt, ſondern um eine Abſchreibung, die die smal nur als außerordent⸗ liche bezeichnet worden iſt. Und dann zweifeln meine Freunde daran, daß der Ausgleichsfonds dazu ge⸗ ſchaffen worden iſt, um ſo hohe Abſchreibungen vor⸗ zunehmen. Die Anſammlungen im Ausgleichsfonds ſollten vor allen Dingen dazu dienen, um die im Etat nicht vorgeſehenen, aber dringenden Pflaſter⸗ arbeiten vorzunehmen. Und was man dem Aus⸗ gleichsfonds jetzt entnimmt, entzieht man den Pflaſter⸗ arbeiten, ſo daß man dem eigentlichen Zweck des Aus⸗ gleichsfonds nicht gerecht werden kann. Aber was Kollege Stulz geſagt hat, bedeutete in der Hauptſache einen Hinweis darauf, daß die Herren von der liberalen Fraktion beſtrebt geweſen ſind und ſie ſind es ja auch noch heute „ 110% Ge⸗ meindeſteuern nicht aufkommen laſſen zu wollen, ſondern bei 100% zu bleiben. Herr Kollege Meyer hat das auch zugegeben; eine Ableugnung iſt ja auch nicht möglich. Aber Herr Kollege Meyer irrt, wenn er meinte, wir wollen den Liberalen das zum Vor⸗ Sitzung vom 6. März 1912 wurf machen. Unſer Vorwurf richtet ſich gegen etwas anderes: Gegen die Erklärung, die der Redner der liberalen Fraktion in der erſten Leſung zum Etat im Plenum abgegeben hat, und die darauf hinausging: die 110% — ſo war wenigſtens der Sinn der Er⸗ klärung am Schluſſe der Rede, die ich ja nur nach dem Stenogramm geleſen habe — ſind durchaus nicht unannehmbar für uns, ſondern wir wollen nur ſehen und im Ausſchuß prüfen, ob die Ausgaben, die der Magiſtrat in Rechnung geſtellt hat, alle ſo dringend notwendig ſind, daß ſie ohne die 110% nicht gedeckt werden können. Das heißt alſo: wir gehen nicht mit offener Feindſeligkeit gegen die 110% in den Aus⸗ ſchuß hinein, ſondern wir werden die Steuererhöhung eventuell auch mit in Kauf nehmen, wenn die Not⸗ wendigkeit der Ausgaben nachgewieſen worden iſt. Wir — meine Freunde und ich hatten nun aber die Auffaſſung von dem Wirken der Herren Liberalen im Ausſchuß, daß ihr Beſtreben ein anderes war. Sie ſind nicht mit dieſer teilweiſen Freundſchafts⸗ erklärung für die 110% in den Ausſchuß gegangen, ſondern ſie haben die Ausgaben, von dem Gedanken geleitet, 100% nicht zu überſchreiten, ſo abgeſtrichen, daß 100% übrig blieben. Und dem ſteht doch durchaus nicht gleichwertig die Erklärung meiner Parteifreunde im Berliner Rathauſe an der Seite. Das, was Herr Kollege Meyer über die Rede meines Parteifreundes Bruns im Berliner Rathauſe geſagt hat, iſt ſo nicht ge⸗ ſprochen worden. Gewiß hat mein Parteifreund Bruns nicht verkannt, daß es in der gegenwärtigen Zeit der Anſpannung aller wirtſchaftlichen Kräfte, namentlich bei den unteren Klaſſen, um den Lebens⸗ mittelpreiſen und der Teuerung Rechnung tragen zu können, nicht angebracht erſcheinen würde, die Steuern, auch nicht die direkten, zu erhöhen. (Hört! hört! bei den Liberalen.) Aber mein Freund Bruns hat in der Berliner Stadt⸗ verordnetenverſammlung geſagt: wir ſind ſelbſtver⸗ ſtändlich bereit, die 110 % zu bewilligen, wenn wir ſehen werden, daß es ohne die 110% nicht geht. (Lebhafte Zurufe bei den Liberalen: Haben wir auch geſagt, iſt auch unſer Standpunkt! — Heiterkeit bei den Liberalen.) — Gewiß, das haben Sie geſag t. Aber worüber wir ſtreiten, iſt nicht das, was Sie geſagt haben, ſondern daß Sie anders im Ausſchuß gehandelt haben, als Sie vorher ſagten. (Widerſpruch bei den Liberalen.) Sie haben alſo nicht geprüft, ob die im Etat vorge⸗ ſehenen Ausgaben unbedingt notwendig ſind (Erneuter Widerſpruch bei den Liberalen) — das Empfinden habe ich und haben meine Freunde im Ausſchuß wenigſtens gehabt „ ſondern Sie haben ſich krampfhaft bemüht, bei 100 % zu bleiben und nun abzuſtreichen, was ſich eben abſtreichen ließ. (Widerſpruch bei den Liberalen.) Meine Herren, dann hätten Sie im Ausſchuß doch nicht mit ſolchen Dingen kommen dürfen, mit denen