98 ausgeſchloſſen, daß Herr Kollege Stulz den Vorwurf gegen die Mehrheit erheben könnte, ſie hätte dieſe Bilanzierung vorgenommen, um zu den 100% z u kommen, wenn er gewußt und beachtet hätte, daß der Magiſtrat dieſe Bilanzierung vorgenommen hat, der 110% in Vorſchlag gebracht hat. Im übrigen können wir ja befriedigt ſein, daß die Darlegungen, die Herr Kollege Dr Frentzel in der erſten Leſung gemacht hat, auch von den Herren der ſozialdemokratiſchen Fraktion heute ſo energiſch verfochten werden. Ich habe die Gründe geſagt, weshalb wir trotz gewiſſer theoretiſcher Bedenken keinen Anlaß ſehen, im gegenwärtigen Moment eine Aenderung vorzu⸗ nehmen. Aber ich muß nun, nachdem Herr Kollege Zietſch die Behauptung einer Bilanzverſchleierung aufgeſtellt hat, doch ganz entſchieden beſtreiten, daß davon auch nur im geringſten die Rede ſein kann. Herr Kollege Zietſch verwechſelt den Ausgleichsfonds einer Stadtgemeinde mit dem Reſervefonds einer Aktiengeſellſchaft, der allerdings nur zu ganz be⸗ ſtimmten Zwecken vorhanden iſt, und der zu ſolchen außerordentlichen Abſchreibungen, wenn man über⸗ haupt einen Vergleich für angängig hält, nicht ge⸗ braucht werden könnte. Der Ausgleichsfonds hat einen ganz andern Charakter. Sofern in ihn die außerordentlichen Verwaltungsüberſchüſſe hinein⸗ kommen, iſt es auch zuläſſig, daraus derartige Ab⸗ ſchreibungen zu decken, die nicht das Weſen der dauernden, der normalen Abſchreibungen haben, ſon⸗ dern außergewöhnliche Abſchreibungen ſind und deren Außergewöhnlichkeit nicht dadurch verloren geht, daß ſie unter Umſtänden mehrere Jahre nötig ſein werden. Was die Entgegnung des Herrn Kollegen Zietſch gegenüber meiner Bezugnahme auf den Etatsredner der ſozialdemokratiſchen Fraktion in Berlin anlangt, ſo hat ſie meiner Anſicht nach im weſentlichen das beſtätigt, was ich geſagt habe. Trotzdem hat Herr Kollege Zietſch gemeint, mein Zitat wäre nicht richtig. Ich habe, um ganz vorſichtig zu ſein, heute früh den Vorwärts angeſehen und auf Grund ſeines Berichtes] zitiert. Vielleicht habe ich mich in dem Vertrauen auf dieſen Bericht getäuſcht, und ich werde infolge der Warnung der Herren von der ſozialdemokratiſchen Fraktion darin in Zukunft vorſichtiger ſein. Meine Herren, zum Schluß muß ich mich aber mit äußerſter Schärfe gegen die Unterſtellung wenden, daß wir den Etat beſchnitten hätten, um unter allen Umſtänden auf 100% zu kommen, daß wir über dringende kulturelle und ſoziale Forderungen deshalb hinweggegangen ſind. Ich muß, nachdem das geſchehen iſt, der Generaldebatte über Kapitel XV wenigſtens inſofern vorgreifen, als ich konſtatiere, daß auch nicht eine einzige Forderung kultureller oder ſozialer Art aus dem Etat geſtrichen iſt, den uns der Magiſtrat vorgelegt hat, und ich weiſe deshalb die Unterſtellung des Herrn Kollegen Zietſch als un⸗ begründet und ungehörig zurück und behaupte, daß ſie durch die Tatſachen vollſtändig widerlegt iſt. Vorſteher Kaufmann: Ich möchte Herrn Kollegen Meyer bitten, in ſeinen Ausdrücken etwas vorſich⸗ tiger zu ſein. Ich kann den Ausdruck „ungehörig“ nicht zulaſſen. Um ſo weniger war dieſe Bemerkung berechtigt, als ich von dieſer Stelle aus bereits vorhin die Mitglieder des Etatsausſchuſſes gegen die Unter⸗ ſtellung in Schutz genommen habe, daß ſie mit vor⸗ gefaßter Meinung in den Etatsausſchuß hinein⸗ gegangen ſind. Sitzung vom 6. März 1912 Stadtv. Stulz: Meine Herren, ich möchte nur dem Herrn Kollegen Meyer erwidern, daß ich mich durchaus nicht im Irrtum befunden habe. Ich habe nicht geſagt, daß die Einſtellung der 307 000 ℳ aus dem Ausgleichsfonds und der anderen 280 000 ℳ aus dem Ausgleichsfonds gegen den Willen des Magi⸗ ſtrats vorgenommen worden iſt. Das habe ich durch⸗ aus nicht behauptet. Wie Genoſſe — Kollege Zietſch (Heiterkeit) ſchon ausgeführt hat, haben wir ja auch dem Magi⸗ ſtrat deswegen ſchon Vorwürfe gemacht. Ich habe nur geſagt, daß wahrſcheinlich die Verwaltung dieſer Werke durchaus nichts dagegen gehabt hätte, dieſen Etat ſo aufzuſtellen, wie es ſich gehört, daß er näm⸗ lich ſo aufgeſtellt wäre, daß man klare Einſicht in die Rentabilität dieſer Werke erhält. Die Aus⸗ führungen des Herrn Kollegen Meyer in dieſer Be⸗ ziehung fallen alſo in ſich zuſammen. Wenn im übrigen Herr Kollege Meyer eine ſo außerordentliche Erregtheit verraten hat, ſo kann ich ihm nur ſagen, daß das nicht auf ein gutes Gewiſſen ſchließen läßt. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Vorſteher Kaufmann: Ich habe die letzte Aeuße⸗ rung des Herrn Redners nicht verſtanden. (Stadtv. Hirſch: Sie iſt aber richtig! — Heiterkeit.) Er ſagte etwas von bewußt ſein oder erregtem Tone, weil ſein Gewiſſen nicht (Stadtv. Otto: Nicht gut ſei!) — Ich habe die Worte nicht verſtanden, ich bitte um eine Erklärung. (Stadtv. Meyer: Ich habe keinen Anſtoß daran genommen!) Stadtv. Stulz: Herr Kollege Meyer hat ſich ſo außerordentlich ſcharf dagegen verwahrt, daß die Majorität des Ausſchuſſes alles darauf eingerichtet hätte, um die 110% zu vermeiden, daß man doch ſchließlich zu der Meinung kommen muß, daß es doch nicht 1. ganz ſauber in dieſer Beziehung zugegan⸗ gen iſt. (Heiterkeit. — Stadtv. Otto: Das war etwas ganz anderes!) Vorſteher Kaufmann: Ich habe gehört, daß ein derartiger Ausdruck wie abſolut unwahr gefallen iſt. Aber Sie ſind noch neu in der Verſammlung, und ich unterlaſſe es deshalb, mit dem ſtärkſten Geſchütz des Ordnungsrufes vorzugehen, bitte Sie aber, ſich in der Wahl Ihrer Ausdrücke vorzuſehen. Stadtv. Zietſch: Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß ich auf die Ausführungen des Herrn Kollegen Meyer noch etwas zu entgegnen habe. Ich möchte die Ausführungen des Herrn Magiſtratsvertreters nur unterſtreichen und betonen, daß dadurch beſtätigt worden iſt, daß in der Tat dieſe Poſition wieder im Etat erſcheinen wird, ſelbſtver⸗ ſtändlich im Laufe der Jahre in abgeſchwächter Form; aber ſie wird wiederkommen, und zwar im nächſten