Sitzung vom 6. März 1912 orihopädiſchen Unterrichtes wird zum Teil aufgehoben durch die große Zahl unzureichender Bänke mit Plus⸗ diſtanz. Wenn wir auch eine Schule pro Jahr mit cht. Bänken verſehen, ſo genügt das noch lange nicht. In Anbetracht dieſer und noch vieler an⸗ derer wichtiger Fingerzeige, auf die hinzuweiſen ich mir für andere Gelegenheit vorbehalte, beantrage ich daher, in Zukunft rechtzeitig für die Etatsberatungen eine ſtatiſtiſche Zuſammenſtellung der Schularzt⸗ berichte veranlaſſen zu wollen, damit auf derſelben die Etatsberatungen fußen können. Ich habe noch etwas zu dieſem Kapitel zu be⸗ merken. Ich wünſche nämlich für die B⸗Klaſſen eine genaue Zuſammenſtellung über die erteilte Nachhilfe, deren Dauer und Häufigkeit bei den einzelnen, mit Namen aufzuführenden Kindern unter Hinzu⸗ fügung des jedesmaligen ärztlichen Be⸗ fundes, damit gründlich geprüft werden kann, ob ſich die Fortſetzung des Nachhilfeunterrichts in den B-Klaſſen empfiehlt, gegen den ich ſchwere Bedenken hege. Nun zum zweiten Punkt, auf den hinzudeuten ich für nötig halte. Der Charlottenburger Lehrer⸗ verein beklagt in ſeinen Theſen die häufigen „Um⸗ und Durchſchulungen innerhalb unſeres weit ausge⸗ dehnten Stadtgebietes“, durch die „die Schulwege oft größere, die Schreibarbeit umfangreicher und die Zuſammenſetzung des Schülermaterials eine ſich in jedem Halbjahr ſogar ſtark ändernde geworden“ iſt. „In den geſamten Schulbetrieb iſt ſomit eine Unruhe und Unſtetigkeit hineingetragen worden.“ Die Schul⸗ ärzte ſchließen ſich dieſer Klage an. Es iſt verſchiede⸗ nen Schulärzten nicht möglich geweſen, eine Statiſtik aufzuſtellen, weil die Fluktuation der Kinder inner⸗ halb ihres Schulbezirkes zu groß geweſen ſei, um ſie in der zur Verfügung ſtehenden Zeit ſtatiſtiſch erfaſſen zu können. Gerade bei dieſer Gelegenheit aber muß ich hier öffentlich ausſprechen, welche aus⸗ gezeichneten Leiſtungen unſere Schulärzte im allge⸗ meinen in dieſer Beziehung hervorgebracht haben. Geradezu vorbildlich iſt der von der Liebe zur Sache getragene Fleiß, mit dem einzelne die Materie aus⸗ ſchöpfende und allſeitig beleuchtende Tabellen ange⸗ legt worden ſind, und der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung kann ein grundlegendes, reiches Tatſachenmate⸗ rial durch amtsſtatiſtiſch zuſammengefaßte Offen⸗ legung dieſer Berichte für ihre Entſchließungen in Schulfragen erwachſen. Nun iſt es mit dem Mißverhältnis zwiſchen dem Vorhandenſein dieſer Umſchulungen und der Möglich⸗ keit des Nachweiſes dieſes Vorhandenſeins eine ſehr merkwürdige Sache. Nehmen Sie, meine verehrten Herren, Heft 23 unſerer Statiſtiſchen Charlotten⸗ burger Nachrichten für das Jahr 1911 zur Hand. Dort heißt es in den Erläuterungen zu Kapitel II1 auf Seite 6: „Leider fehlen die Umſchulungen von einer hieſigen Gemeindeſchule in eine andere, ſofern damit ein Uebergang in eine Klaſſe des gleichen Syſtems verbunden iſt“ und: „Ein ſtatiſtiſcher Ein⸗ blick in dieſe Verhältniſſe bleibt uns verſagt.“ (Hört! hört!) Meine Herren, ich wünſche, daß auch eine genaue Statiſtik der Umſchulungen aufgeſtellt wird, damit dem Etatsausſchuß auf der Grundlage einer ſolchen für ſeine Entſchließungen in Schulfragen die richtige Perſpektive geſichert wird. 20 Mein dritter Wunſch betrifft unſere Hilfsſchüler. Tie Eharlottenburger Lehrerſchaft ſagt in ihren ange⸗ 105 führten Theſen, daß „eine bedeutende Anzahl der Kinder nicht nur geiſtig, ſondern auch körperlich in ſo außergewöhnlichem Maße zurückgeblieben und auch dauernd leidend erſcheint, daß deren Ueberweiſung in eine B⸗Klaſſe nicht mehr gerechtfertigt war. Die Klaſſen haben dadurch vielfach den Charakter von Hilfsſchulklaſſen erhalten.“ Dasſelbe ſprechen die Schulärzte aus. Und nun wieder ein ſtatiſtiſches Kuri⸗ oſum: der Prozentſatz der Hilfsſchüler im Verhältnis zu den geſamten Gemeindeſchülern und Hilfsſchülern Charlottenburgs (für 1910 2,18%) hat ſich ver⸗ ringert und beträgt trotz des Anwachſens der durch den Zuzug bedingten Geſamtſchülerzahl für 1911 nur 1,7%. Man ſollte erwarten, daß der Prozentſatz ſtati⸗ ſtiſch ungefähr derſelbe geblieben ſein müſſe. Wenn wir nun aber für 1911 ebenfalls den Prozentſatz des Jahres 1910 mit 2,18% annehmen, ſo müßten 166 Hilfsſchulkinder mehr in Charlottenburg vorhanden ſein, als tatſächlich in den Hilfsſchulen untergebracht ſind. Hierüber muß eine Aufklarung erwartet werden. Dabei ſind aber die Hilfsſchulen überfüllt; ich ſehe für heute von einer zahlenmaßigen Begründung ab. Außer den oberſten Klaſſen ſind die ſämtlichen Klaſſen über die Normalzahl beſetzt. Sollte dieſe Platznot in den Hilfsſchulen, der wohl mangels einer Stariſtik nicht rechtzeitig vorgebeugt wurde, ſchuld daran ſein, daß dieſe 166 Kinder, vielleicht auch noch mehr, in B⸗Klaſſen untergebracht wurden? Es kommt dazu, daß infolge des Gemeindebeſchluſſes vom 30. Mai 1911, für den ich, meinen Ausführun⸗ gen zufolge, die ſtatiſtiſchen Unterlagen bezüglich der zu erwartenden Hilfsſchülerzahl vermißte Unter⸗ lagen, auf deren Notwendigkeit ich heute erneut hinzu⸗ weiſen nicht unterlaſſen kann — der Bau einer Hilfs⸗ ſchule in der Bleibtreuſtraße bewilligt worden iſt, an⸗ läßlich deſſen ſchulärztlicherſeits die Befürchtung aus⸗ geſprochen worden iſt, es möchte nunmehr die Hilfs⸗ ſchule 1II in der Bismarckſtraße eingehen. Abgeſehen von dem damit zu erwartenden Platzmangel würden ſich für die aus der Bismarckſtraße in die Bleibtreu⸗ ſtraße umzuſchulenden, zu mehr als 86% körperlich ſchwachen und elenden Kinder, die ſich ſchwer zurecht⸗ fänden, die nicht gut ſähen, weite Schulwege ergeben, die um ſo bedenklicher ſeien, als die Kinder, die vom Norden der Stadt kämen, auf dem Wege nach der Bleibtreuſtraße drei unſerer frequentierteſten Ver⸗ kehrsſtraßen zu kreuzen hätten und dadurch dauernd in Gefahr ſeien. Ich wünſche angeſichts dieſes ſtatiſtiſch notoriſchen Platzmangels, den durch Zahlen zu begründen ich mir für heute angeſichts der reichen Tagesordnung verſage, und angeſichts der geäußerten Hilfsſchulwegsbedenken eine Statiſtik, welche einer⸗ ſeits die für die Geſamtheit der Hilfsſchulklaſſen gel⸗ tende Platznormalzahl vergleicht mit einem konſtanten Hilfsſchülerprozentſatz von der jeweiligen Geſamt⸗ ſumme der Gemeinde⸗ und Hilfsſchüler Charlotten⸗ burgs, andererſeits graphiſch die Schulweglänge für die Hilfsſchüler darſtellt, wie dies der Schularzt, deſſen Zeichnung leider ſeinem Berichte nicht beilag, dieſem zufolge verſucht hat. Auch eine ſolche Hilfs⸗ ſchulſtatiſtik hat als Wegweiſer für Gemeindebeſchlüſſe beſonders bei den Etatsberatungen einen großen Wert. Viertens wünſche ich eine Statiſtik der Schul⸗ beſuchsdauer, des Schulwechſels und der Berufswahl der Kinder in den B⸗Klaſſen. Endlich fünftens und letztens eine Statiſtik darüber, in welche Klaſſen höherer Schulen Charlottenburger Gemeindeſchüler übergegangen ſind, und wie ſich dieſe Schüler auf höheren Schulen entwickelt haben.