114 Wenn ſich die ſtädtiſchen Behörden mit einer Peti⸗ tion zu beſchäftigen haben, dann ſollten ſich doch die Petenten wenigſtens der Mühe unterziehen, dieſelbe zu begründen. Das iſt hier in dieſem Falle nicht geſchehen, ſondern man hat einfach geſagt: „Es wird petitionierr um Aſphaltierung der Goetheſtraße zwiſchen Kneſebeck⸗ und Grolmanſtraße“ — und da⸗ für werden Gründe angegeben. Dann heißt es weiter: „Aehnliche Verhältniſſe wie in dem genannten Teile der Goetheſtraße ſind in der Kneſebeckſtraße vorhan⸗ den, ſoweit es ſich um den Teil vom Savignyplatz bis zum Kurfürſtendamm handelt. Die Anlieger dieſer Straßenteile bitten gleichfalls um Aſphaltie⸗ rung des Reſtteiles der Kneſebeckſtraße.“ — Meine Herren, eine ſolche Petition iſt doch gar nicht ſub⸗ ſtantiert. Wenn die ſtädtiſchen Behörden die Aſphal⸗ tierung dieſer Straße für nötig erachten werden, ſo werden ſie es auch ohne dieſe Petition tun. Ich bitte alſo, meinem Antrage entſprechend zu beſchließen. Weiter liegt eine Petition vor e) von Michler und Gen. betr. Aſphaltierung der Wallſtraße zwiſchen Wilmersdorfer und Kaiſer⸗ Friedrich⸗Straße. Der Etatsausſchuß empfiehlt Ihnen, dieſe Petition dem Magiſtrat als Material zu überweiſen. Endlich 1) von der Normalzeit G. m. b. H. betr. Uhren⸗ 6 anlage. Auch dieſe Petition erſuche ich Sie, den Be⸗ ſchlüſſen des Etatsausſchuſſes entſprechend, dem Ma⸗ giſtrat als Material zu überweiſen. Die „Normal⸗ zeit“ iſt der Meinung, daß man ihr gewiſſe Rechte, die ſie bisher innehatte, nehmen will. Es ſtellt ſich aber heraus — und der Magiſtrat hat dem Etatsaus⸗ ſchuß dahingehend Auskunft erteilt —, daß dies nicht der Fall iſt, daß es ſich vielmehr um eine irrtümliche Auffaſſung der Geſellſchaft handelt; es ſoll ihr ihr Recht in jeder Weiſe werden. Ich bitte alſo, meinen Anträgen entſprechend zu beſchließen. Stadtv. Wilk: Meine Herren, wir bitten, doch die geſtrichenen Forderungen für Aſphaltierung von Straßen in dem Etat beſtehen zu laſſen. Es iſt ganz beſonders bei denjenigen Straßen, die heute noch mit dem ſehr ſchweren Steinpflaſter verſehen ſind, für die Anwohner dieſer Straßen außerordentlich ſtörend, wenn die Fuhrwerke gerade das Aſphaltpflaſter in ſchnellem Tempo verlaſſen haben und nun in dieſe Straßen hineinfahren. Wie ungemein ſtörend das wirkt, kann nur derjenige empfinden, der einmal in einer ſolchen Straße gewohnt hat oder tagtäglich dieſes Geräuſch mit anhören muß. Insbeſondere handelt es ſich hier um eine Petition von Anwohnern der Wallſtraße zwiſchen Wilmersdorfer und Kaiſer⸗ Friedrich⸗Straße. Dort liegen die Verhältniſſe be⸗ ſonders kraß: alle die Wagen, die in ziemlich leb⸗ haftem Tempo plötzlich auf dieſes holperige Pflaſter in Fortſetzung der Wallſtraße kommen, verurſachen ein Geräuſch, das geradezu fürchterlich iſt. Man iſt kaum noch in der Lage, ſich mit jemand zu unter⸗ halten, mit dem man gerade auf der Straße zuſam⸗ mengeht, und muß ſich gegenſeitig anbrüllen, um ſich einander verſtändlich zu machen. Meine Herren, weiterhin fordern wir auch noch die Einſetzung einer Summe von 276 000 % für den Spandauer Berg. Auch das iſt eine durchaus gerechte Forderung. Wer den Spandauer Berg in ſeiner ſetzigen Verfaſſung kennt, wird das unbedingt zu⸗ geben müſſen. Es iſt heute eine furchtbare Tier⸗ Sitzung vom 6. März 1912 quälerei, wie man täglich beobachten kann, wenn die Laſtfuhrwerke den Spandauer Berg hinaufgezogen werden. Wir bitten Sie alſo dringend, unſere Anträge anzunehmen. 3 Stadtv. Wagner: Meine Herren, in Bezug auf die Aſphaltierung der Kneſebeckſtraße zwiſchen Savignuplatz und Kurfürſtendamm gebe ich dem Herrn Rieferenten vollkommen recht, daß die Petition wenigſtens einigermaßen begründet werden muß, wenn ſie hier eingebracht wird. Aber ich möchte Sie doch bitten, dem Petitum zu folgen. Die Kneſebeck⸗ ſtraße iſt dazu beſtimmt, die Verbindung von dem noch auszubauenden Hohenzollerndamm in Wilmers⸗ dorf nach Moabit in ſpäterer Zeit und zum Teil ſchon jetzt herzuſtellen; ſie wird von ſehr vielen Mörtelwagen befahren, und es befindet ſich darin eine Menge vornehmer Häuſer, die jedenfalls auch ein An⸗ recht darauf haben. daß ihre Straße aſphaltiert iſt, ganz ebenſo wie die Straßen in weiteren Kreiſen von Charlottenburg, wie z. B. die Kaiſer⸗Friedrich⸗Straße oder andere Straßen, die ſich an der Peripherie be⸗ finden, aſphaltiert werden. Ich meine, daß wir mit der Aſphaltierung der Straßen vom Zentrum begin⸗ nend allmählich vorgehen ſollten, wie der Herr Bau⸗ rat dies auch in der Tiefbaudeputition ſchon als be⸗ rechtigt anerkannt hat. Ich bitte Sie, die Petition nicht durch Ueber⸗ gang zur Tagesordnung zu erledigen, ſondern ſie dem Magiſtrat als Material zu überweiſen, da dann auch dieſe Straße zuerſt berufen erſcheint, wieder auf die Tagesordnung geſetzt zu werden. Stadtv. Dr Stadthagen: Ich möchte für meine Perſon wenigſtens dem Antrage des Herrn Kollegen Wagner gern folgen. Wenn ich genau gewußt hätte, daß die Petenten geſagt haben: ähnliche Verhältniſſe liegen in dieſem Teil der Kneſebeckſtraße vor, ſo hätte ich das auch im Etatsausſchuß als Grund anerkannt und hätte das auch erklärt. Ich ſehe kein Bedenken, die Petition ebenſo zu behandeln wie e und k. Was die Anträge Bade und Genoſſen betrifft, ſo möchte ich darauf hinweiſen, daß auch wir hoffen, die Straßen, die die Herren Sozialdemokraten ohne weiteres in den Etat einſtellen wollen, in dieſem Jahre neu pflaſtern zu können; nur haben wir an⸗ genommen, daß das aus dem Ueberſchuß des jetzigen Jahres 1911 möglich ſein wird, ſoweit er eine Million überſchreitet. Wir können ja heute noch nicht genau ſagen, ob eine weſentliche Ueberſchreitung über eine Million zu erwarten iſt; immerhin können wir an⸗ nehmen, daß, den früheren Jahren entſprechend, auch diesmal ein ganz hübſcher Ueberſchuß da ſein wird. Infolgedeſſen werden die erſt aufgeführten Straßen ſicher zur Pflaſterung gelangen. Ob der Spandauer Berg noch herankommen wird, iſt eine andere Frage. Ich hätte mit Herrn Kollegen Wilk gewünſcht, daß der Spandauer Berg an einer früheren Stelle ge⸗ ſtanden hätte; dann würde die eine oder die andere Straße auf ſpäter verſchoben ſein, und der Span⸗ dauer Berg wäre wohl ziemlich ſicher auch im nächſten Jahre zur Pflaſterung gelangt. Warm unterſtreichen möchte ich die Worte des Herrn Kollegen Wilk bezüglich der Wall ſt raße. Mir ſind auch die weiteſtgehenden Klagen über die Wallſtraße zwiſchen der Kaiſer⸗Fried⸗ rich⸗Straße und der Wilmersdorfer Straße zu Ohren gekommen, und ich möchte den Magiſtrat dringend bitten, im nächſtjährigen Etat dieſe Straße jedenfalls zu berückſichtigen.