Sitzung vom 13. März 1912 tetes, als wir die Vergrößerung des Waſſerwerks ſo wie ſo für das Jahr 1913 hätten vornehmen, alſo im Sommer 1912 mit dem Bau hätten beginnen müſſen. Nun iſt aber ein Umſtand eingetreten, der den Magiſtrat veranlaßt hat, die Vorlage zu be⸗ ſchleunigen und ſchon baldigſt die Erweiterung ins Werk zu ſetzen: das iſt der niedrige Grundwaſſer⸗ ſtand. Wie Ihnen bekannt ſein wird, hat der Grund⸗ waſſerſtand von Groß⸗Berlin ſich allmählich geſenkt; infolge der Dürre des vorigen Sommers und der geringen Niederſchläge im letzten Winter iſt der Grundwaſſerſtand noch weiter zurückgegangen, ſo daß er an für die Waſſerwerke maßgebender Stelle heute 1 m weniger beträgt als vor Jahresfriſt. Infolge⸗ deſſen können die Brunnen nicht mehr das übliche Quantum von ca. 900 ebm pro Tag fördern. Die Anlagen müſſen daher vergrößert werden. Die Vor⸗ lage verlangt zehn neue Brunnen in Verbindung mit einer Heberleiſtung von 350 m Länge. Das macht ein Geſamterfordernis von 140 000 ℳ, das aus der neuen Anleihe zu decken iſt. In Verbindung mit dieſer Vergrößerung ſteht die Erweiterung der Filteranlage für das Waſſerwerk Jungfernheide. Es ſollen drei neue Filter angelegt werden. Aus techniſchen Gründen laſſen ſich weniger als drei Filter zweckmäßig nicht bauen, da der nach⸗ trägliche Anbau Schwierigkeiten bereiten würde. Die Vorlage beantragt daher, wie vor drei Jahren, wie⸗ derum drei Filter zu bauen. Wir erreichen durch dieſe Vergrößerung, daß wir für weitere ſechs Jahre Ruhe haben werden. — In Verbindung mit dieſer Filteranlage iſt auch eine neue Sandwäſche erforder⸗ lich. Der Geſamtbetrag für die Filter und Sand⸗ wäſche beläuft ſich auf 350 000 ℳ, die gleichfalls aus der neuen Anleihe zu entnehmen ſind. Drittens wird eine Druckpumpe verlangt, die das enteiſente Waſſer in das Stadtrohrnetz drückt. Bereits im Sommer 1913 wären für die zu erwar⸗ tende höchſte Beanſpruchung des Werkes von 64 000 chbm pro Tag die Pumpen nicht mehr aus⸗ reichend. Daher muß eine neue angeſchafft werden. Um nicht ein neues Maſchinenhaus zu bauen, ſoll eine der älteſten Pumpen aus dem Jahre 1896, die bereits defekt iſt, ausgewechſelt werden. Während die jetzige Pumpe nur etwa 900 ebm pro Stunde zu fördern imſtande war, wird die neue, die mit Heiß⸗ dampf verſehen iſt, eine Stundenleiſtung von ca. 1600 ehm haben. Wir kommen dadurch auf eine Leiſtungsfähigkeit der Druckpumpenanlage von etwa 70 000 ebm pro Tag, eine Menge, die vorausſichtlich früheſtens im Jahre 1915 überſchritten werden wird. Auch werden wir in Verbindung hiermit die beiden letzten Dampfkeſſel noch mit Dampfüberhitzern ver⸗ ſehen. Der Koſtenanſchlag beträgt 135 000 ℳ. Da es ſich in dieſem Falle um eine Erneuerung handelt, wird der Betrag dem Erneuerungsfonds der Waſſer⸗ werke zu entnehmen ſein. Meine Herren, trotz der Höhe der Geſamtſumme beantrage ich die glatte Annahme der Magiſtratsvor⸗ lage, da es notwendig iſt, daß ſchleunigſt mit dem Bau begonnen wird. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Verſamm⸗ 17 beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: . Mit den für die Erweiterung und Erneue⸗ rung der Betriebsanlagen des Waſſerwerks Fer e ee aufgeſtellten Koſtenanſchlägen, Detr. * 129 a) Erweiterung der Brunnenanlage. b) Erweiterung der Filteranlage und Neu⸗ anlage einer Sandwäſche, c) Beſchaffung einer neuen Druckpumpe als Erſatz für eine der vorhandenen beiden älte⸗ ſten Druckpumpen ſowie Ausrüſtung zweier Dampfkeſſel mit Dampfüberhitzern, erklärt ſich die Stadtverordnetenverſammlung einverſtanden. Die Mittel zu a mit 140 000 ℳ und zu b mit 350 000 ℳ, zuſammen 490 000 ℳ ſind der neuen Anleihe zu entnehmen. Die 50% ½, der Koſten zu e im Betrage von 135 000 hat aus dem Erneuerungsfonds der Waſſer⸗ werke zu erfolgen.) Vorſteher Kaufmann: Meine Herren! Der Herr Magiſtratsdezernent Dr Spiegel zu Nr. 17 der Tagesordnung läßt die Verſammlung bitten, die An⸗ gelegenheit jetzt ſchon außer der Reihe zu behandeln. Soviel ich ſehe, iſt der Herr Referent aber noch nicht da. — Dann darf ich wohl das Einverſtändnis der Verſammlung damit annehmen, daß wir, wenn der Referent, Herr Kollege Zietſch, da ſein wird, in die Beratung der Nummer 17 eintreten. Wir kommen nun zu Punkt 7 der Tagesordnung: Antrag der Stadtv. Dr Stadthagen und Gen., betr. Verkehrsdeputation. — Druckſache 46. Der Antrag lautet: Der Magiſtrat wird erſucht, baldmöglichſt eine Verkehrsdeputation einzuſetzen. (Die Beratung wird eröffnet.) Antragſteller Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Wir wiſſen, daß die Verkehrsangelegenheiten in Charlottenburg bisher von dem Unterausſchuß der Tiefbaudeputation behandelt werden. Wir haben keinerlei Anlaß, an der Vergangenheit Kritik zu üben, ſondern wir wiſſen, daß dieſer Unterausſchuß der Tiefbaudeputation den Verkehr in vieler Beziehung gefördert und viele Fragen, die auf dieſem Gebiete aufgetreten ſind, mit der größten Energie behandelt hat. Trotz dieſer Sachlage haben meine Freunde ge⸗ glaubt, einen Antrag ſtellen zu ſollen, daß wir eine Verkehrsdeputation einſetzen möchten. Wir haben ſchon vor einiger Zeit über dieſe Frage ganz kurz ver⸗ handelt, und es wurde damals von mehreren Seiten feſtgeſtellt, daß gegen einen derartigen Antrag nicht die Gründung des Zweckverbandes geltend ge⸗ macht werden könnte; von mehreren Seiten wurde anerkannt, daß gerade die Gründung des Zweckverbandes am 1. April d. I. vielleicht dazu Anlaß geben könnte, daß die größeren Gemeinden, jedenfalls unſere Gemeinde Charlotten⸗ burg, eine beſondere Verkehrsdeputation einrichten, um bei der Wichtigkeit, die dieſe Fragen auch im Zweckverbande bieten, jederzeit in einer größeren Korona auf dem laufenden zu ſein, das Nötige vor⸗ bereiten und behandeln zu können. Ich gebe aber zu, daß es zweifelhaft ſein kann, ob dieſer Standpunkt der richtige iſt. In meinen weiteren Ausführungen möchte ich Ihnen jedoch zu zeigen verſuchen, daß die Frage der Einrichtung einer Verkehrsdeputation durchaus nicht in erſter Linie mit dem Zweckverbande in innigem Zuſammenhange ſteht, ſondern daß weſent⸗ liche Fragen des Verkehrs gar nichts mit dem Zweck⸗ verbande als ſolchem zu tun haben.