130 Meine Herren, daß viele Wünſche, die auch in das Gebiet des Zweckverbandes hineingreifen, noch heute unerfüllt ſind, wiſſen Sie. Sie haben manch⸗ mal die eine oder andere Frage hier behandeln müſſen. Ich glaube, daß, wenn eine Verkehrsdeputation nicht Ihren Beifall oder den Beifall des Magiſtrats finden ſollte, meinen Freunden und mir, vielleicht auch an⸗ deren Mitgliedern der Stadtverordnetenverſammlung dann nichts übrig bleiben wird, als die vielen Einzel⸗ fragen, die jederzeit in einer Stadt wie Charlotten⸗ burg auftreten, in Form von Anträgen, Anfragen uſw. hier zu erörtern. Auch das iſt ſchon ein Mo⸗ ment, das darauf hinweiſt, daß es viel richtiger iſt, in einer Verkehrsdeputation alle dieſe Dinge zu be⸗ handeln und ſie ſowohl von ſeiten der Stadtverord⸗ netenverſammlung als auch von ſeiten des Publikums dorthin zu richten. Ein alter Wunſch der Bürger der Stadt Char⸗ lottenburg geht dahin, daß neben den elektriſchen und den Untergrundbahnen Querverbindungen geſchaffen werden, Einzelverbindungen eventuell durch Omnibus, wenn es ſein muß, durch Pferdeomnibus. Es kann wohl kein Zweifel darüber ſein, daß es noch heute in vielen Gegenden der Stadt an Querverbin⸗ dungen fehlt. Wenn demgegenüber häufig betont wird, zuletzt auch bei einigen Fragen dieſer Art, die im Etatsausſchuſſe geſtreift wurden, es würde fich dafür kein Unternehmer finden, ſo bin ich der Mei⸗ nung, daß es möglich ſein müßte, bei dem großen Verkehr, der an einzelnen Stellen der Stadt herrſcht, wo keinerlei Bahn beſteht, für eine ſolche Verbindung zu ſorgen. Ich will nur nebenbei, ohne auf Einzel⸗ heiten einzugehen, anführen: die Verbindung nach der Jungfernheide, nach den Kirchhöfen, eine Verbindung zwiſchen den verſchiedenen Bahnhöfen, eine Verbindung durch die Kneſebeck⸗ oder Schillerſt raße, vom Moabiter Viertel nach dem Savignypla tz und weiterhin. Eben⸗ ſo ſind natürlich noch manche andere Wünſche zu er⸗ füllen. Neben dieſem Wunſche bezieht ſich eine ganze Reihe von Wünſchen, die ich nur ganz kurz ſtreifen möchte, auf die Verkehrsverbindungen, die durch die elektriſche oder Untergrundbahn vermittelt werden. Nur einige Punkte darf ich herausgreifen. Daß Charlottenburg auch heute noch von der Untergrund⸗ bahn ſtiefmütterlich behandelt wird, davon kann ſich jeder von uns überzeugen oder hat ſich ſo und ſo oft überzeugt, wenn er in der Nacht von Berlin nach Charlottenburg fährt und auf dem 3Zoolo⸗ gi ſchen Garten erſt einmal umſteigen und ſo und ſo lange warten muß, dann nachher noch einmal auf der Halteſtelle Bismarckſtraße. Wenn man ſieht, daß diejenigen, die dort das Ende ihrer Fahrt erreicht haben, vielleicht den zehnten Teil von den PNerſonen ausmachen, die weiterfahren wollen, dann ſagt man ſich doch: es iſt unbegreiflich, daß nur deswegen, weil der Bahnhof Zoologiſcher Garten der große Endbahnhof iſt, die Züge dort endigen, ſo daß man in der tiefen Nacht ſo lange dort ſtehen und nachher noch einmal die Fahrt unterbrechen muß. Sie finden, wenn Sie dort nachts ankommen, manch⸗ mal 80 bis 100 Gäſte, die auf den nächſten Zug warten. Da müßte ſich durch einen Druck auf die Untergrundbahn erreichen laſſen, daß die Verhältniſſe für Charlottenburg günſtiger geſtaltet werden. Ein von vielen geteilter Wunſch iſt auch der, daß mehr Züge nach dem Kaiſerdam m Sitzung vom 13. März 1912 durchgehen als nach dem Wilhelmsplatz; zum mindeſten kann da ein Wechſel ſtattfinden. Ich weiß, daß gelegentlich von der Untergrundbahn der Ver⸗ ſuch gemacht worden iſt, dieſe Regelung zu treffen. Ja, wenn man ſo etwas nur einmal vier Wochen macht und nicht die genügende Zeit läßt, daß ſich das einbürgert, dann kann ſich kein Erfolg einſtellen. Daß bedeutend mehr Menſchen nach dem Kaiſerdamm fahren als nach dem Wilhelmsplatz, davon kann ſich ein jeder ohne weiteres überzeugen. Ferner iſt von allen Seiten wohl auf das äußerſte bedauert worden — das hat allerdings mit dem Zweckverbande nichts zu tun —, daß die Halteſtelle am Zoologiſchen Garten unterder Bah n eingegangen iſt. Das iſt ja eine Angelegenheit, die in erſter Linie die Polizei angeht. Die Wiedereinrichtung dieſer Halteſtelle kann und muß aber ſelbſtverſtändlich auch vom Magiſtrat mit aller Energie verlangt werden. Meine Herren, über den ſchlechten Ver⸗ kehr nach Weſtend iſt ſchon oft Klage geführt worden. Ich möchte es nur noch einmal unter⸗ ſtreichen, daß es aufs äußerſte wünſchenswert iſt, daß namentlich Mittwochs, wo Beſuchstag im Krankenhaus iſt, dafür geſorgt wird, daß der Char⸗ lottenburger mit der Bahn fahren kann, nicht nur der Berliner. Jetzt iſt der Zuſtand ſo, daß, wenn man mittags zwiſchen 2 und 3 Uhr in die Wagen der P= oder R-Bahn dort einſteigen will, das nicht mög⸗ lich iſt. Man kann ſogar bis zu zehn Charlotten⸗ burger an einzelnen Halteſtellen finden, die einfach nicht mitkommen. Darin muß Abhilfe geſchaffen wer⸗ den. — Das ſind ja auch Punkte, die weſentlich die beiden Verkehrsmittel betreffen, die ſpäter — ſpäter vielleicht einmal, in weiter Zukunft — in die Hand des Zweckverbandes übergehen werden. Ich glaube, wir werden immerhin auch jetzt noch allen Anlaß haben, uns ſpeziell von Charlottenburg aus damit zu befaſſen. Meine Herren, ich komme nun zu anderen Ver⸗ kehrsangelegenheiten, die zum Teil noch größere Wichtigkeit haben und vollkommen abſeits des Gebietes des Z3weckverbandes liegen. Da ſind vor allen Dingen im Eiſenbahnver⸗ kehr, im Stadt⸗ und Ringbahnverkehr ſehr große Mängel zu konſtatieren. Ich will hier nur die Frage des Neubaues des Bahn⸗ hofs Charlottenburg ſtreifen. Das iſt ein Punkt, der beſonders behandelt werden wird. Ich will nur auf den Durchgangsverkehr auf dem Bahnhof Charlottenburg kurz hin⸗ deuten. Etwas näher möchte ich auf die Frage des Haltens der Züge auf dem Bahnhof Charlottenburg eingehen. Daß die Fernzüge nur vom Bahnhof Zoologiſcher Garten, nicht von Charlottenburg aus verkehren, das können wir Char⸗ lottenburger uns allenfalls noch gefallen laſſen. (Widerſpruch des Stadtv. Hirſch.) — Ich ſage, das läßt ſich allenfalls noch ertragen. Es kommt nicht ſo ſehr darauf an, wo man abfährt, da man nach dem Bahnhofe doch eine Droſchke oder eine elektriſche Bahn oder eine andere Verkehrsverbin⸗ dung benutzen wird. Aber geradezu eine der un⸗ angenehmſten Erſcheinungen im Ver⸗ kehrsleben iſt es, daß man, wenn mon in der Nacht mit der Bahn zurück⸗ kommt, nur bis zum Zoologiſchen Garten fahren kann und dann um 12