Sitzung vom 13. März 1912 oder 1 Uhr nicht mehr Anſchluß nach anderen Teilen Charlottenburgs hat. Es iſt mir nicht einmal, ſondern ſo und ſo oft paſſiert, daß die Bahn nach Weſtend abgegangen war und man am Bahnhof Zoologiſcher Garten nicht mal Gelegen⸗ heit hatte, eine Droſchte zu finden. Bei den ſehr ſtarken Verſpätungen, die die Weſtzüge haben, kommt das oft vor. Das iſt ein Uebelſtand, der unter allen Umſtänden beſeitigt werden muß und meines Er⸗ achtens auch beſeitigt werden kann. Der Bahnver⸗ waltung kann es doch ganz egal ſein, ob der Zug nach⸗ her eine oder zwei Minuten ſpäter auf dem Schle⸗ ſiſchen Bahnhof einläuft; es kann auch den anderen Reiſenden egal ſein. Bei der Abfahrt hat es eine gewiſſe Bedeutung, das gebe ich zu. Es hat die all⸗ gemeine Bedeutung, daß die Bahn nur eine Halte⸗ ſtelle in einer großen Stadt haben will und infolge⸗ deſſen ſagt: der Zoologiſche Garten iſt der Bahnhof, wohin die Halteſtelle gehört. Wenn das auch für die Abfahrt gilt, ſo kann es nicht für die Ankunft gelten. Eine weitere Frage möchte ich hierbei ſtreifen, nämlich die des Baues des Bahnhofs Witz⸗ leben. Wir haben dafür ſeinerzeit einen erheblichen Betrag als Zuſchuß bewilligt; wir hören nichts weiter davon, die Sache iſt eingeſchlafen. Die Bewohner jener Gegend, der Neuen Kantſtraße, beſchweren ſich ſeit Jahren. Wir dachten, vor einem Jahre ſo weit zu ſein, daß endlich die Frage geregelt würde — ſie wurde nicht geregelt, wir befinden uns auf dem toten Gleiſe. Weitere Klagen beziehen ſich auf die ſchlech⸗ ren Zugverbindungen nach den an⸗ deren Vororten. Der Vollring geht bekannt⸗ lich nur ganz ſelten und abends gar nicht. Das iſt die einzige gute Querverbindung, die wir nach Wil⸗ mersdorf haben. Ja, meine Herren, die Schienen ſind wohl da, aber die Wagen fahren nicht. Sie wiſſen ganz genau, wie traurig der Zuſtand iſt. Da muß doch dafür geſorgt werden, daß eine beſſere Verbindung nach Friedenau, Wilmersdorf uſw. ge⸗ ſchaffen wird. Daß das nicht geſchieht, liegt zum Teil daran, daß es heißt: außerhalb der Haupt⸗ verkehrszeiten fahren keine Menſchen. Ja, wenn man nur für den Stadtteil Weſtend Züge fahren läßt, wie z. B. nach dem Grunewald, dann wird kein großer Verkehr da ſein. Würde man aber die Züge weiter durchführen bis nach Moabit hin, wie es hin und wieder verſucht worden iſt, dann würde Verkehr da ſein und dann würde auch Berlin damit gedient ſein, das ebenfalls ein Intereſſe daran hat wie Charlotten⸗ burg, eine Verkehrsverbindung nach den anderen Vororten, Halenſee, Wilmersdorf uſw. zu haben. Daß die Pläne auf den Bahn höfen durchaus mangelhaft ſind, daß man ſich da gar nicht darüber informieren kann, welche Züge fahren, daß z. B. in Weſtend und auf anderen Vorortbahnhöfen der Vollring überhaupt nicht auf den Plänen ver⸗ merkt iſt, erwähne ich nur nebenbei; ebenſo daß man auf dem Bahnhof Weſtend der Bz Bg offiziell keine Beſtellung zur Beſor⸗ gung des Koffers aufgeben kann. Das ſind Dinge, die ohne weiteres abgeſtellt werden könnten, bisher aber noch nicht abgeſtellt worden ſind. Ein anderer Punkt betrifft die Billet s. Auf viele Petitionen iſt es ja abgelehnt worden, den Verkehr nach den Vororten, z. B. Niko⸗ lasſee, von Charlottenburg aus ſo zu verbilligen, wie es für Berlin geſchehen iſt. Eine Konſequenz dieſer Stellung der 131 Eiſenbahnverwaltung müßte ſein, daß ſie im Fernverkehr wenigſtens den Charlottenburgernerlaubte, mit ihren Billets auf die Ringbahn über⸗ zugehen. Das geſchieht aber nicht. Wir fahren gar nicht auf der Stadt⸗ und Ringbahn, wir müſſen aber den Betrag von 1 ℳ z. B. für die zweite Klaſſe bis zum Schleſiſchen Bahnhof zahlen. Wenn der Zug etwa in Charlottenburg hält, dann fährt man über⸗ haupt nicht mehr auf den Gleiſen der Stadt⸗ und tingbahn, muß jedoch ein neues Billet nehmen, nur um nach Halenſee zu kommen oder um nach Weſtend zu gelangen. (Widerſpruch.) — Jawohl, das iſt mir mehrfach paſſiert. Es kann einem paſſieren, daß man, wenn man kein neues Billet nimmt, durchkommt; aber ordnungsmäßig iſt das nicht. Ein ſehr großes Verkehrsgebiet i ſt das der Po ſt. Sie werden mir darin Recht geben, wenn ich ſage, daß nach vielen Richtungen hin die Leiſtungen der Poſt nicht mehr ſo ſind, wie wir ſie erwarten müſſen. Wie ſchlecht ſind z. B. die Brief⸗ beſtellungen aus Rheinlandund Weſt⸗ falen hier in Charlottenburg! Es iſt Ihnen be⸗ kannt, daß die Briefe erſt nach Berlin gehen und dann von dort hierher befördert werden. In neuerer Zeit ſoll ja ein Verſuch gemacht werden, ich glaube, in Lichtenberg oder in Rirdorf, eine Aenderung ein⸗ treten zu laſſen. Ich möchte doch wünſchen, daß die Aenderung auch einmal in Charlottenburg erfolgt. Vor allen Dingen iſt aber der Poſtverkehr zwiſchen den Vororten durchaus un⸗ gen ügen d. Wenn ein Brief, der in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag in Wilmersdorf in den Kaſten geſteckt wird, erſt am Montag früh in die Hände eines Charlottenburgers gelangt, dann iſt das kein Zuſtand, den man als guten Verkehrszuſtand bezeichnen kann. Ebenſo liegen Wünſche vom Weſtend⸗Stadtteil vor bezüglich der Rohrpo ſt. (Andauernde Unruhe.) Vorſteher Kaufmann (den Redner unter⸗ brechend): Meine Herren, ich wiederhole die Bitte um Ruhe an Sie. Ich richte dieſe Bitte ſo häufig an Sie nicht in meinem Intereſſe, ſondern im Intereſſe der Verſtändlichkeit und der Würde der Verſammlung. Ich bitte doch, daß die Herren endlich einmal darauf Rückſicht nehmen. Ich bitte den Herrn Redner, fortzufahren. Antragſteller Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren! Weſtend fehlt alſo die Rohrpoſt. Noch ſchlimmer als für Weſtend hat ſich das Bedürfnis in dem neuen Teile des Kaiſerdammes geltend gemacht. Bedenken Sie, daß der Kaiſerdamm bis zum Reichs⸗ kanzlerplatz nahezu fertig bebaut iſt, daß auch in den Nachbarſtraßen viele Gebäude ſtehen. Eine Poſt iſt aber nicht da: die Leute, die dort wohnen, müſſen vom Reichskanzlerplatz bis hinunter zur Schloßſt ra ße gehen, um zum nächſten Poſt⸗ amte zu gelangen. Das iſt doch ein Zuſtand, der auf die Dauer nicht aufrecht zu erhalten iſt. M a n muß ſich doch bemühen, in ſolchen neu entwickelten Gegenden möglichſt früh für die Einrichtung eines Poſtamts zu ſorge n. Das werden Sie mir alle zugeben.