Sitzung vom 13. März 1912 Ausführungen des Herrn Stadtſyndikus geht ohne weiteres hervor, daß die Verkehrsverhältniſſe in Char⸗ lottenburg nicht zu den glänzenden zu rechnen ſind; ſie ſind tatſächlich ſchlecht. Daß ſie gebeſſert werden, wird der Wunſch aller ſein. Es iſt noch gar nicht allzu lange her, daß wir in dieſem Hauſe ziemlich ſcharfe Auseinanderſetzungen anläßlich der Beratung des Vertrages mit der Großen Berliner Straßenbahn gehabt haben. Wir haben damals darauf hingewieſen, daß die Stadt dieſen Privatbetrieben, ſoweit ſie in Frage kommen, in gewiſſem Sinne geradezu ausge⸗ liefert iſt. Wir ſtehen nach wie vor auf dem Boden, daß die Stadt dazu übergehen muß, ſolche Privat⸗ betriebe in eigene Regie zu übernehmen. Wir er⸗ klären, daß wir infolge der Gründung des Zweck⸗ verbandes — dieſe Gründung iſt ja ſpeziell für den Verkehr von Bedeutung — vorläufig von der Ein⸗ ſetzung einer Verkehrsdeputation Abſtand nehmen. Ich ſtehe auf demſelben Standpunkt, wie Herr Kol⸗ lege Otto, daß die Zeit dazu noch verfrüht iſt. Wir ſtehen auch auf dem Standpunkt des Herrn Kollegen Otto, daß die Zeit vorüber iſt, und wir können ja, wenn der Zweckverband das nicht erfüllt, was wir von ihm hoffen, dann immerhin den Antrag wieder aufnehmen und den Magiſtrat erſuchen, eine Verkehrsdeputation einzuſetzen. Aber vorläufig bitten wir, den Antrag des Kollegen Stadthagen abzu⸗ lehnen. (Bravo! bei den Sozialdemokraten.) Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren! Es iſt betont worden, daß der Antrag zurzeit verfrüht iſt, und es iſt auch auf die Beratung im vorigen Jahre hingewieſen worden. Nun möchte ich erſtens aber dem Herrn Stadtſyndikus gegenüber betonen, daß er mir durchaus nicht geſagt hat oder dem Kol⸗ legen Otto, der damals den Antrag in erſter Linie geſtellt hatte, er möchte den Antrag zurückziehen, ſon⸗ dern er hat geſagt: Wir werden aber im Augenblick, wo der Ver⸗ kehrsverband faktiſche Geſtalt annimmt, — das iſt bekanntlich der 1. April die Frage der Regelung der Beziehungen zum Verkehrsverbande, überhaupt die Vertretung unſerer Intereſſen in dieſem Verkehrsverbande von Grund auf regeln müſſen, und da wird auch dieſe Frage ſelbſtverſtändlich Gegenſtand der Erörterung ſein. Ich kann namens des Magiſtrats heute keine weitere Erklärung ab⸗ geben. Meine Herren, danach habe ich damals darauf hingewieſen, daß höchſtwahrſcheinlich der Verkehrs⸗ verband uns beſonders dazu nötigen würde, eine Ver⸗ kehrsdeputation zu haben, um jederzeit bereit zu ſein. Ich ſagte, ich möchte gegenüber den Ausführungen des Herrn Stadt⸗ ſyndikus doch betonen, daß es gerade jetzt, wo die Gründung des Zweckverbandes bevorſteht, von äußerſter Wichtigkeit iſt, möglichſt bald eine Verkehrsdeputation ins Leben zu rufen. Da ſteht im ſtenographiſchen Bericht — Herr Kol⸗ lege Otto, Sie hören vielleicht nocht etwas zu —: „(Stadtv. Otto: Sehr richtig!)“ (Heiterkeit.) Meine Herren, das hat Herr Kollege Otto am 15. März 1911 geſagt, als der Antrag auf Schaffung 135 einer Verkehrsdeputation zur Beratung ſtand. Da ſagte er — ich muß es noch einmal wiederholen, da er es nicht gehört hat —, als ich ausgeführt hatte: daß es gerade jetzt, wo die Gründung des Zweckverbandes bevorſteht, von äußerſter Wich⸗ igteit iſt, möglichſt bald eine Verkehrsdeputa⸗ tion ins Leben zu rufen wie im Bericht vermertt iſt: „(Stadtv. Otto: Sehr richtig!)“ (Heiterkeit.) Das hat Herr Kollege Otto am 15. März 1911 ge⸗ ſagt, wo er die Schaffung einer Vertehrsdeputation, und zwar ſehr bald, für notwendig hielt. Am 13. März 1912 meint er, die Sache möchte doch noch aufzuſchieben ſein. Stadtv. Otto: Ich habe etwas zugelernt, Herr Kol⸗ lege Stadthagen! — Bravo! bei den Liberalen.) Dann hat Herr Stadtſyndikus ja die einzelnen Sachen durchgeſprochen, die ich erwähnte. Ich möchte mich auf einige Entgegnungen beſchränken. Von einigen Punkten meinte er, daß es keine kommunale Intereſſen wären, aber allerdings die Intereſſen der Einwohner der Gemeinde angingen. Meine Herren, da kenne ich keinen Unterſchied. Ich muß ſagen: d i e Verkehrsintereſſen, die unſere Ein⸗ wohner angehen, ſind kommunale In⸗ tereſſen. Ich weiß wohl, er hat ſagen wollen: ſie unterſtehen nicht unmittelbar unſerem Einfluß. Aber ich meine doch, man darf es nicht ſo kraß aus⸗ drücken: daß es nicht kommunale Intereſſen ſind; es ſind eben eminent kommunale Intereſſen. Außerdem ſprach er bei einem anderen Punkt davon, daß es ein alter Ladenhüter wäre. Meine Herren, gerade der Ausdruck „alter Ladenhüter“ zeigt ja, daß die Sache noch nicht zu einem günſtigen Abſchluß gekommen iſt. Und wenn er meint, eine Verkehrsdeputation könnte nicht mehr tun als ein Ausſchuß — ja, ich glaube doch, daß eine größere Körperſchaft ein größeres Gewicht hat nach außen hin; ſie wird nicht nur den Behörden gegenüber ein größeres Gewicht haben, ſondern vor allem iſt es wichtig, daß dann die Bürgerſchaft weiß: wir haben eine Verkehrsdeputation. Die Wünſche der Bürger⸗ ſchaft werden an dieſe Deputation weit eher gelangen als an den Unterausſchuß der Tiefbaudeputation, der in der Bürgerſchaft lange nicht ſo bekannt iſt. Meine Herren, um denjenigen entgegenzu⸗ kommen, die an ſich der Tendenz des Antrages freundlich gegenüberſtehen, ihn aber augenblicklich noch nicht geeignet zur Annahme halten, möchte ich mir den Vorſchlag erlauben, den Antrag in einen Aus⸗ ſchuß zu verweiſen. (Stadtv. Meyer: Sehr richtig!) Wir wiſſen ja, daß die Ausſchüſſe nicht immer ſehr ſchnell arbeiten, wir haben ja Aaechnf die 4% lange arbeiten; aber ich glaube, in dem Ausſchuß können wir uns über die Zweckmäßigkeit der Sache unterhalten; man wird den richtigen Moment dort in ganz anderer Weiſe erfaſſen können, als wenn wir etwa der Stadtverordnetenverſammlung es überlaſſen, daß gerade einer der Herren Kollegen daran denkt: ſo, nun iſt der richtige Moment, nun wollen wir