136 wieder erneut den Antrag ſtellen. Ich beantrage daher, unſern Antrag einem Ausſchuß von 11 Mit⸗ gliedern zu überweiſen. Stadtv. Hirſch: Meine Herren, ich möchte den Ausführungen meines Freundes Gebert nur noch hinzufügen, daß wir, nachdem Herr Kollege Stadt⸗ hagen Ausſchußberatung beantragt hat, ſelbſtverſtänd⸗ lich bereit ſind, im Ausſchuß mitzuarbeiten. Wir werden für die Ueberweiſung an einen Ausſchuß ſtimmen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Verſamm⸗ lung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 11 Mitgliedern.) Vorſteher Kaufmann: Ich bitte, im Laufe der Verhandlungen mir die Vorſchläge für den Ausſchuß zugehen zu laſſen. Stadtv. Otto (zur Geſchäftsordnung): Meine Herren, ich möchte mir die Bitte erlauben, den Punkt 13: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Regulierung der Spandauer Chauſſee zwiſchen der Ahornallee und der Gemarkungsgrenze von der heutigen Tagesordnung abzuſetzen. Einige Mitglieder meiner Fraktion, die der letzten Fraktions⸗ ſitzung nicht beigewohnt haben und ſehr ſachverſtändig in der Frage ſind, haben den Wunſch, noch einiges Material zu dieſer Frage in der Fraktion zu be⸗ ſprechen, und da wir heute über acht Tage doch Sitzung haben, wird es ſich ermöglichen laſſen, die Vorlage heute über acht Tage zu verhandeln. Ich ſtelle alſo den Antrag, den Punkt von der heutigen Tagesord⸗ nung abzuſetzen. Vorſteher Kaufmann: Wenn dem nicht wider⸗ ſprochen wird, nehme ich an, daß es Wille der Stadt⸗ verordnetenverſammlung iſt, Punkt 13 heute nicht zu verhandeln. — Ich höre keinen Widerſpruch: dann iſt der Punkt 13 von der heutigen Tagesordnung abgeſetzt und wird auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung geſetzt werden. Meine Herren, mit Ihrem Einverſtändnis be⸗ raten wir jetzt Punkt 17 der Tagesordnung: Vorlage betr. Aenderung des Gemeindebeſchluſſes über den ſtädtiſchen Arbeitsnachweis. Druckſache 79. (Die Beratung wird eröffnet.) Berichterſtatter Stadtv. Zietſch: Meine Herren, dieſe Vorlage bringt drei Neuerungen für das ſchon beſtehende Statut für den Arbeitsnachweis der Stadt Charlottenburg. Die erſte Aenderung nimmt auf die eventuell doch noch zuſtande kommende Arbeitsloſenverſicherung in Charlottenburg Bezug. So ſchwach wie bei mir die Hoffnungen für ein baldiges Zuſtandekommen dieſer ſehr notwendigen Verſicherung ſind, gebe ich doch inſoweit dem Magiſtrat recht, daß er wenigſtens theoretiſch bei dieſer Vorlage die Möglichkeit offen läßt, daß überhaupt einmal der Zuſtand eintreten kann, daß wir eine Arbeitsloſenverſicherung in Char⸗ lottenburg bekommen können. Der zweite Punkt nimmt darauf Bezug, daß in das Arbeitsnachweiskuratorium, in die Deputation auch Bürgerdeputierte als Sachverſtändige hinein⸗ Sitzung vom 13. März 1912 geſchickt werden können. Ich gehe wohl nicht fehl aus den Akten hat ſich etwas derartiges nicht er⸗ geben — daß die Begründung zu dieſer Aenderung darin liegt, daß ſeinerzeit der Dezernent für den ſtädtiſchen Arbeitsnachweis, Herr Stadtrat Profeſſor Dr. Jaſtrow, aus ſeiner Stelle im Magiſtrat ausge⸗ ſchieden iſt, daß man ſich eben dieſe Kraft für unſeren Arbeitsnachweis erhalten wollte und ihn als ſach⸗ verſtändigen Bürgerdeputierten der Deputation wie⸗ der angegliedert hat. Ich begrüße es, wenn wir auf dieſe Art und Weiſe die zweifellos ſachverſtändige Kraft des Herrn Jaſtrow weiter für unſere ſtädtiſchen Einrichtungen erhalten könnten, und es ſteht auch durchaus der dauernden Einrichtung dieſer Art von meiner Seite kein Bedenken entgegen. Denn außer dem früheren Herrn Stadtrat Jaſtrow können auch noch andere Bürger in Charlottenburg ſein, die mit ebenſo großem Sachverſtand dem Arbeitsnachweis nützlich ſein können. Die dritte Einrichtung, die neu getroffen werden ſoll, bezieht ſich darauf, daß der Deputation Unter⸗ ausſchüſſe oder Ausſchüſſe angegliedert werden ſollen, die von dem Arbeitsnachweis in Anſpruch genommen werden ſollen, wenn es ſich um die Erörterung beſon⸗ derer Fachfragen handelt. Aus dem Aktenmaterial hat ſich nicht ergeben, von welcher Seite die Veran⸗ laſſung zu dieſer Neuerung gegeben worden iſt. Ich muß mich ganz und gar bei der Begründung der Vor⸗ lage auf die Ihnen allen unterbreitete ſchriftliche Begründung ſtützen. Es wäre aber intereſſant ge⸗ weſen, aus dem Aktenmaterial entnehmen zu können, von welcher Seite aus die Anregung zur Einrichtung dieſer Fachausſchüſſe gegeben worden iſt. Wenn dieſe Einrichtung zu ſchaffen von den Arbeitern an⸗ geregt worden iſt, ſo würde das ein Beweis ſein, daß wenigſtens die organiſierten Arbeiter in Charlotten⸗ burg, die in erſter Reihe gelernte Arbeiterkategorien umfaſſen, an der Betätigung und der Entwicklung des Arbeitsnachweiſes ein größeres Intereſſe bekommen hätten. Oder iſt der Gang der Geſchichte anders geweſen, iſt die Anregung vom Magiſtrat aus⸗ gegangen und von dem ſtädtiſchen Arbeitsnachweis, und hat man ſich an die Organiſationen der Arbeiter gewendet, ſich mehr an dem ſtädtiſchen Arbeitsnach⸗ weis zu beteiligen? Im Effekt iſt ja die Sache die⸗ ſelbe; es wäre aber von Intereſſe geweſen, darüber etwas in den Akten oder in der Begründung zu finden. Außer den Aenderungen, die beantragt werden, bleiben aber doch noch gewiſſe Lücken für den Arbeits⸗ nachweis offen. Ich habe auch in dem Aktenmaterial nichts gefunden über ältere oder andere Wünſche, die die Ausgeſtaltung des Arbeitsnachweiſes betreffen. Ich erinnere daran, daß ſchon, wenn ich nicht irre, vor einem Jahre die weiblichen Dienſtboten den Wunſch geäußert haben, auch ihrerſeits eine Ver⸗ tretung in dem Arbeitsnachweis zu beſitzen, und zwar ſollte Wert darauf gelegt werden, daß gerade ein weiblicher Dienſtbote in der Deputation für den Arbeitsnachweis mitwirken kann. Kein billig denken⸗ der Freund des Arbeitsnachweiſes wird die Berech⸗ tigung dieſes Wunſches für gegenſtandslos oder un⸗ berechtigt halten können, (Stadtv. Hirſch: Sehr richtig!) ſondern im Gegenteil, eine große Tätigkeit verbreitet der Arbeitsnachweis gerade auf dem Gebiete der Ver⸗ mittlung weiblicher Dienſtboten, (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten!)