Sitzung vom 13. März 1912 und in erfreulicher Weiſe, ſage ich, iſt gerade die Be⸗ tätigung des Arbeitsnachweiſes am Wittenbergplatz auf dieſem Gebiete ausgedehnt worden. Ich ſage: „in erfreulicher Weiſe“ deswegen, weil dadurch ein⸗ mal die Mädchen, die einen Dienſt ſuchen, aus dem Betätigungstreis der privaten Stellenvermittlung ge⸗ nommen worden ſind. Wer dieſe unglücklichen Zu⸗ ſtände kennt, die trotz des neuen Stellenvermittlungs⸗ geſetzes auch heute noch im Rahmen der privaten Stellenvermittlung vorhanden ſind, wird es ohne weiteres mit Freude begrüßen können, daß der ſtädtiſche Arbeitsnachweis ein immer größeres Aus⸗ dehnungsgebiet ſich erkämpft hat. Aber da wäre es eben gerade umſo notwendiger, um das Vertrauen der weiblichen Dienſtboten gegenüber einem ſtädti⸗ ſchen Arbeitsnachweiſe zu heben und zu ſtärken, daß eine Vertreterin der weiblichen Dienſtboten in der Arbeitsnachweisdeputation ſitzt. Der Antrag iſt damals von den Dienſtboten in der Erwartung geſtellt worden, daß bisher das Statut dieſe Möglichkeit dazu noch nicht gibt. Wenn man das Statut, das auch hier abgedruckt iſt, aber aufmerkſam durchlieſt, dann findet man, daß ſchon unter dem jetzigen Statut weibliche Dienſtboten der Deputation angegliedert oder in ſie deputiert werden können. Es heißt in § 6: Die Arbeitnehmer werden aus einer Vor⸗ ſchlagsliſte gewählt, welche von den Arbeit⸗ nehmer⸗Beiſitzern des Gewerbegerichts auf⸗ geſtellt wird und wenigſtens doppelt ſoviel Namen enthalten muß, als Mitglieder zu wählen ſind. Der Weg, um den Wünſchen der weiblichen Dienſt⸗ boten auf dieſem Gebiete Rechnung zu tragen, würde der ſein, daß bei der nächſten Ergänzungswahl für die Arbeitnehmerdeputierten der Deputation für den Arbeitsnachweis die Arbeitnehmer⸗Gewerbegerichts⸗ beiſitzer in Charlottenburg auch einige weibliche Dienſtboten als Mitglieder der Deputation vor⸗ ſchlagen. (Sehr richtig!) Denn dem ſteht das Statut durchaus nicht entgegen, daß auch weibliche Perſonen in die Arbeitsnachweis⸗ deputation hineingewählt werden können, und ich würde das mit Freude begrüßen. Es kommt aber noch etwas anderes in Frage. Eine weitere Ausdehnung des Arbeitsnachweiſes iſt auch gewünſcht worden, wenn ich recht unterrichtet worden bin, auf Grund einer Anregung der Gaſt⸗ wirtsgehilfen in Charlottenburg. Dieſe haben ge⸗ wünſcht, daß für den Arbeitsnachweis als Vermittler ein Sachverſtändiger ihres Gewerbes mit angeſtellt wird. Auch im Gaſtwirtsgewerbe iſt die Stellen⸗ vermittlung von ganz beſonderer Bedeutung, und bei der Erneuerung des Stellenvermittlungsgeſetzes im Reichstage iſt gerade auf die unglaublichen Mißſtände hingewieſen worden, die im privaten Stellenvermitt⸗ lungsgewerbe in bezug auf die Gaſtwirtsgehilfenſchaft geltend und herrſchend ſind. Aber auch hier ſind durch das neue Reichsſtellenvermittlungsgeſetz alle dieſe Mißſtände nicht aus dem Wege und aus der Welt geſchafft worden. Es würde erfreulich ſein, wenn der ſtädtiſche Arbeitsnachweis gerade auf dem Gebiete des Gaſtwirtsgewerbes die Stellenvermittlung, wenn es irgendwie geht, ganz in die Hand bekommt. Er hat da ein ungeheures neues Feld der Betätigung auch in Charlottenburg noch vor ſich. Aber um das wirk⸗ 137 ſam durchzuführen, iſt einmal erforderlich, daß man den Arbeitgebern, die tüchtige Leute ſuchen, durch den Arbeitsnachweis auch in der Tat fähige Leute ver⸗ mitteln kann, und das wird nicht einzig und allein dadurch geſchehen, daß im Arbeitsnachweis ein Beamter ſitzt, der von den Bedürfniſſen und Eigenarten der vielen beſonderen Bedingungen des Gaſtwirts⸗ gewerbes keine Ahnung hat, ſondern um eben in dieſer Weiſe den Arbeitsnachweis auszubauen, ihm Wirkung und Kraft zu verleihen auf dieſem Gebiete, iſt es notwendig, dem Wunſche der Gaſtwirtsgehilfen Rech⸗ nung zu tragen und zu gleicher Zeit damit auf der andern Seite auch das Vertrauen der Gaſtwirts⸗ gehilfen zu dem ſtädtiſchen Arbeitsnachweis zu er⸗ wecken, zu ſtärken und auszubauen. Das ſind alles Fragen, die bei der Neuregelung dieſes Statuts für den ſtädtiſchen Arbeitsnachweis mit beſprochen werden müſſen. Das Plenum bietet dazu nicht die genügende Gelegenheit, und ich mache der Verſammlung den Vorſchlag, die Vorlage an einen neungliedrigen Ausſchuß zu überweiſen. Prin⸗ zipiell ſtehe ich der Vorlage des Magiſtrats freundlich gegenüber und befürworte ihre Annahme, aber ich wünſche, daß die von mir angeregten Neuerungen zum mindeſten beſprochen, geprüft und, wenn es irgendwie geht, auch erfüllt werden mögen. (Bravo! bei den Sozialdemokraten.) Stadtrat Dr. Spiegel: Meine Herren! Herr Stadtv. Zietſch hat mit Recht vermutet, daß den Anlaß zu dem Punkte 2 das Ausſcheiden meines Vorgängers, des Herrn Profeſſor Dr Jaſtrow, gab. Dieſem beſonderen Fall iſt bereits Rechnung ge⸗ tragen: Herr Profeſſor Dr Jaſtrow iſt Mitglied der Deputation (Stadtv. Zietſch: Bis auf weiteres!) — durch einen beſonderen Gemeindebeſchluß und bis auf weiteres. — Wie Herr Stadtv. Zietſch ganz mit Recht vermutet hat, wollte ich die Gelegenheit der Reviſion dieſes Statuts benutzen, um nun dieſer Ein⸗ richtung eine dauernde Grundlage zu geben. Was die ferneren Wünſche des Herrn Stadtv. Zietſch anlangt, ſo hat er bei der Frage der Dienſt⸗ boten ja ſelbſt den Weg ſchon angegeben, der auf Grund des beſtehenden Statuts ohne weiteres ge⸗ gangen werden kann. Ich muß übrigens bemerken, daß, wenigſtens ſolange ich das Dezernat habe, ein ſolcher Wunſch der Dienſtboten nicht an die Depu⸗ tation herangetreten iſt; ich hätte ſonſt wahrſcheinlich auf denſelben Weg aufmerkſam gemacht, den Herr Stadtv. Zietſch eben erwähnt hat. Da dieſer Weg nach Meinung des Herrn Stadtv. Zietſch gangbar iſt — und ich perſönlich, obwohl ich für den Magiſtrat hier keine Aeußerung tun kann, zweifle auch nicht daran, „ ſo würde eigentlich eine Erörterung dieſer Frage in dem Ausſchuſſe nicht vonnöten ſein. Die Frage der Vermittlung für Gaſtwirtsgehilfen hat uns ausgiebig beſchäftigt. Wir ſind auf Anſuchen der Gaſtwirtsgehilfenvereinigungen ſowohl mit dieſen wie mit den Arbeitgebern aus dem Gaſtwirtsgewerbe wiederholt in Verhandlung getreten. Wir haben ſchließlich auch auf beiden Seiten Geneigtheit ge⸗ funden. Bei den Gaſtwirtsgehilfen beſtand ſie ja von vornherein, ſie haben die Verhandlungen bei uns ja angeregt. Indeſſen wollen die Gaſtwirte Charlotten⸗ burgs nicht vorgehen, ſolange nicht in Berlin ein ähnliches Vorgehen ſtattgefunden hat, und in Berlin