158 Ueberweiſung als Material auszudrücken, daß zwar für den Moment keine Förderung der Angelegenheit erfolgen kann, daß aber doch die ganze Angelegenheit die Aufmerkſamkeit der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung und der Gemeindebehörden in vollſtem Maße verdient. Stadtv. Haack: Meine Herren! Das Berliner „fandbriefamt geht mit der Abſicht um, ſeine atzungen zu reformieren und eventuell eine Un⸗ geſtaltung des ganzen Inſtituts vorzunehmen. Meine Freunde und ich fragen an, ob der Magiſtre⸗ nicht mit dem Berliner Pfandbriefamt in Verhand⸗ lung darüber treten könnte, daß es ſeine Beleihnngen auch auf Charlottenburger Grundſtücke ausdehnt. Stadtv. Dr. Liepmann: Meine Herren! Es ge⸗ reicht meinen Freunden und mir zur Genugtuung, daß anſcheinend auf die Anfrage, die wir im Okto⸗ ber geſtellt haben, und auf welche dieſe Petition mit zurückzuführen iſt, jetzt die Frage zur Klärung und hoffentlich zu einer günſtigen Entſcheidung für den ſchwer leidenden Grundbeſitz gebracht wird. Es ver⸗ langt gerade die jetzige Zeit nach unſerer Anſicht, daß mit möglichſter Beſchleunigung daran gegangen werden müßte, der ſchwierigen Frage einer Hilfe bei Gewährung des Realkredits für den ſtädtiſchen Grund⸗ beſitz näher zu treten, da der Zinsfuß in ſtarkem Anziehen iſt und es nach Anſicht von Kennern auch noch nicht abzuſehen iſt, wann und wo dieſe Ent⸗ wicklung nach oben aufhören wird. Wie ich höre, werden jetzt für wirklich gute erſte Hypotheken ſchon 4% % — abgeſehen von den hohen Proviſionen gezahlt, und auch unſere Sparkaſſe nimmt 4/% für durchaus gute Hypotheken. Dabei muß man in Rech⸗ nung ziehen, daß dieſe Beleihungen doch immer zeit⸗ lich begrenzt ſind, daß die Frage der Kündbarkeit als drohendes Geſpenſt den Hausbeſitzern vor Augen ſteht, und daß dann Prolongationsproviſionen und eventuell wieder ein Höherſchrauben des Zinsfußes von ihnen in Ausſicht genommen werden muß. Hierunter leiden nicht nur Hausbeſttzer, die reich ſind, und nicht nur diejenigen Grundbeſitzer, die ſo ver⸗ ſchuldet ſind, daß ihnen nicht mehr zu helfen iſt. Es iſt eine falſche Anſicht, wenn Sie glauben, daß unter den Hausbeſitzern, die ſich bedrängt fühlen, eine große Anzahl von Bauunternehmern iſt, die weiter nichts tun, als, nachdem ſie das eine Haus verkauft haben, ein anderes in Angriff zu nehmen, um wieder damit Geſchäfte zu machen. Nein, es ſind Leute, die ihren ſchweren, ihren kümmerlichen Erwerb aus dem Be⸗ triebe eines Hauſes ziehen, wenn ſie auch einen an⸗ ſehnlichen Teil Vermögen darin zu ſtecken haben. Sie mögen über die Wichtigkeit und die Bedeutung dieſes Standes ſonſt urteilen, wie Sie wollen, Sie werden doch anerkennen, daß dieſe Hausbeſitzer einen wich⸗ tigen Beſtandteil unſeres Mittelſtandes ausmachen, und daß, wenn ein ſo wichtiges Glied krankt, die Ge⸗ fahr beſteht, daß auch das Ganze und damit unſere Gemeinde leidet. Es iſt deswegen unſerer Anſicht nach die Pflicht unſerer Gemeinde, nachdem vom Staate für den landwirtſchaftlichen Realkredit ge⸗ ſorgt worden iſt, hier mit Sorge und Eifer und ohne Hinausſchiebung der Frage näher zu treten, wie dieſem notleidenden Stande geholfen werden kann. Um nun — ich gehe mit Freude auf den Vor⸗ ſchlag des Herrn Berichterſtatters ein — den Um⸗ fang der Erwägungen nicht zu ſehr zu beſchränken, wäre es nach unſerer Anſicht falſch, wenn wir die Petition zur Berückſichtigung überweiſen würden, Sitzung vom 20. März 1912 5 weil wir damit direkt ausſprechen würden, daß die einzige Art, wie geholfen werden könnte, die Er⸗ richtung des Pfandbriefamts wäre. Allerdings iſt der Linderungsbalſam, der jetzt den Klagen gegenüber von manchen Seiten verſchrie⸗ ben wird, nämlich der Hinweis auf das neu ins Leben tretende brandenburgiſche Pfandbriefamt, wie ich glaube, kein effektives Heilmittel. Denn dieſes Pfandbriefamt wird ſeiner ganzen Struktur nach ſeine Tätigkeit hauptſächlich auf die kleinen Gemein⸗ den in der Provinz erſtrecken, ſchon weil es von dem Provinzialausſchuſſe abhängig iſt und dort doch die Intereſſen des ländlichen Beſitzes ſehr vertreten wer⸗ den. Außerdem iſt eine Beteiligung an dieſem Pfand⸗ briefamt dadurch erſchwert, daß diejenigen, die dort Geld verlangen, ſich verpflichten müſſen, für einen Ausfall von 10% einzutreten, was immerhin ein ganz erhebliches Riſiko einſchließt. Alſo, meine Herren, ich glaube, daß es das Rich⸗ tigſte wäre, wenn der Magiſtrat — abgeſehen davon, daß verſucht wird, die Verhandlungen mit Wilmers⸗ dorf zu beſchleunigen, von denen ich höre, daß ſich die Antwort von Wilmersdorf ſeit längerer Zeit ver⸗ zögert hat, daß die Verhandlungen ins Stocken ge⸗ raten ſind — zu der Frage Stellung nimmt, ob es nicht angebracht wäre, in einer gemiſchten Deputation in Erwägung zu ziehen, in welcher Weiſe, etwa in der Art, wie es in Neukölln geſchehen iſt, die Frage ge⸗ löſt werden kann. Es würde mich freuen, wenn der Magiſtrat bereitwillig auf eine ſolche Anregung ein⸗ gehen würde. Ich möchte jedenfalls an das Wort erinnern, welches jüngſt aus hohem Munde gefallen iſt, daß die Entwicklung nicht ſtill ſteht, und der Er⸗ wartung Ausdruck geben, daß dieſe Entwicklung ſich auch auf die Erleichterung des ſtädtiſchen Realkredits beziehen möge. (Bravol) Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Meine Herren! Es iſt unzweifelhaft dem Herrn Vorredner darin zu folgen, daß die Lage auf dem Grundſtücksmarkt momentan ſchwierig iſt. Es iſt tatſächlich richtig, daß die Hausbeſitzer und Grundbeſitzer oft in arge Ver⸗ legenheit kommen, wenn ſie ihre Hypotheken entweder verlängern oder auch wenn ſie neue Hypotheken auf⸗ nehmen wollen. Ich muß beſtätigen, daß, ſolange ich überhaupt in dieſem Fach amtlich tätig bin — es iſt doch eine ganze Reihe von Jahren —, noch nie⸗ mals ſo viel Anfragen nach Hypotheken gekommen ſind als gerade in den letzten Wochen und in den letzten Monaten. Meine Herren, ich habe mich dar⸗ über inſofern gefreut, als ich daraus geſehen habe, daß die Haus⸗ und Grundbeſitzer ſich der Sparkaſſe Charlottenburgs auch unter Umſtänden mal erinnern. Denn ich muß leider konſtatieren, daß man bisher in Charlottenburg immer den Glauben haben mußte, daß es mit dem Realkredit gar nicht ſo ſchlimm wäre, wie es wiederholt in der Oeffentlichkeit und auch in Sitzungen und Beratungen ausgeſprochen worden iſt. Die Sparkaſſe Charlottenburg hat in früheren Jahren ihre Hypotheken gar nicht in Charlottenburg unter⸗ bringen können. Es wird für Sie intereſſant ſein, zu hören, daß von unſerm Hypothekenbeſtand, der einige 30 Millionen beträgt, auch heute noch nur etwa zwei Drittel in Charlottenburger Hypotheken angelegt ſind, während die übrigen — ich glaube, es iſt etwas über ein Drittel, die genaue Zahl habe ich nicht hier — in Berlin bzw. Schöneberg haben an⸗ gelegt werden müſſen, weil nicht genug Charlotten⸗