Sitzung vom 20. März 1912 burger Material vorhanden war. Das hat ſich in letzter Zeit geändert, und wir haben infolge davon im Sparkaſſenvorſtand auch immer mit Freude die Charlottenburger Grundſtücke, wenn es irgendwie an⸗ gängig war, bei der Beleihung bevorzugt. Nun, meine Herren, ſoll man ſich auch darüber klar ſein, daß man mit Petitionen dieſem Mangel, der zweifellos auf dem Grundſtücksmarkt herrſcht, nicht abhelfen kann, und ich glaube, es iſt ziemlich gleichgültig, ob Sie über dieſe Petition zur Tages⸗ ordnung hinweggehen, ob Sie ſie dem Magiſtrat zur Berückſichtigung oder als Material überweiſen. Denn aus den Beratungen über ein Pfandbriefamt mit Wil⸗ mersdorf wird wohl wenig Praktiſches herauskommen. Wir wollen uns darüber klar ſein, daß, nachdem das Pfandbriefamt der Provinz jetzt überhaupt erſt ins Leben tritt, die Aufſichtsbehörde wohl ſchwerlich ſo⸗ fort wieder ein neues Inſtitut neben dem Berliner Pfandbriefamt und dem Pfandbriefamt der Provinz zulaſſen wird. Denn das, was der Herr Vorredner über das brandenburgiſche Pfandbriefamt geſagt hat, ſteht durchaus nicht feſt; es iſt durchaus nicht geſagt, daß es nach ſeiner Struktur lediglich kleinere Hypo⸗ theken, Hypotheken in kleineren Städten geben wird, ſondern ich bin der Meinung, daß es ſogar ein leb⸗ haftes Intereſſe daran hat, auch in den Vororten Berlins großſtädtiſche Hypotheken zu haben, um einen Ausgleich zu haben gegenüber den Hypotheken in kleineren Städten. Alſo nach dieſer Richtung hin werden wir die Entwicklung erſt einmal abwarten müſſen, und ich zweifle nicht, daß die Aufſichtsbehörde einen Antrag auf Errichtung eines neuen Pfandbrief⸗ amtes mit der Begründung zurückweiſen würde, man ſolle erſt einmal abwarten, was das brandenburgiſche Pfandbriefamt leiſte. Abgeſehen davon aber glaube ich, daß ein Pfandbriefamt für Charlottenburg allein nicht genehmigt werden würde, und daß auch aus den 0e . mit Wilmersdorf wenig herauskommen wird. Der Antrag Haack eröffnet nun aber eine Per⸗ ſpektive, der man zum mindeſten einmal nachgehen müßte. Der Antrag lautet: der Magiſtrat ſoll Schritte tun, um zu verſuchen, ob nicht die Tätigkeit des Berliner Pfandbriefamtes auf Charlottenburger Gebiet ausgedehnt werden könnte. Der Herr Antrag⸗ ſteller hat bereits geſtern mit mir Fühlung genom⸗ men und hat mir dieſe Frage vorgelegt, und ich habe in Verfolg dieſes Geſpräches mit dem Direktor des Berliner Pfandbriefinſtitutes heute eine Rückſprache gehabt. Wenn das Berliner Pfandbriefamt, das ja ein ganz eigenartiges Gebilde iſt, eine Aenderung der Statuten vornehmen will, ſo muß dies durch einen Beſchluß der Generalverſammlung geſchehen, und die Generalverſammlung des Berliner Pfandbriefamtes beſteht wieder aus Vertretern der verſchiedenen Be⸗ zirke von Berlin — ich glaube, es ſind 13 Bezirke —, von denen jeder wieder 3 Vertreter hat; es ſind alſo etwa 40 Perſonen, die in Frage kommen. Das Pfand⸗ briefamt ſelbſt iſt eine eigene juriſtiſche Perſon, in⸗ ſofern aber abhängig von der Stadt Berlin, als Berlin 3. B. den Direktor bzw. das ganze Direktorium, den Syndikus und die betreffenden Stadträte zur Bear⸗ beitung der Pfandbriefſachen entſendet. Wenn alſo nun wirklich die Generalverſammlung einen ſolchen Beſchluß faſſen würde, ſo müßte ſelbſtverſtändlich die Stadt Charlottenburg zunächſt einmal Fühlung mit der Stadtgemeinde Berlin nehmen, und wenn die Stadt Berlin ſich entgegenkommend äußert und ich wüßte nicht, meine Herren, weshalb das nicht der Fall ſein ſollte —, dann würde meines Erachtens eine 159 Aenderung der Statuten vielleicht möglich ſein, wenn dazu die Genehmigung der Aufſichtsbehörde herbei⸗ zuführen ſein würde. Ich glaube nicht, daß die Stadt Berlin irgendwie Widerſpruch erheben dürfte. Denn ich glaube, auf dieſem Gebiete darf man nicht ängſt⸗ lich ſcheiden, wo die Grenze von Charlottenburg, wo die Grenze von Berlin geht. Das iſt auch gerade eine Zweckverbandsbeſtrebung, ein Punkt, bei dem man über die Konkurrenz wohl hinwegkommen dürfte. Ob die Genehmigung der Aufſichtsbehörde zu einem eventuell geänderten Statut des Berliner Pfandbriefamtes herbeigeführt werden kann, das ſteht natürlich auch noch wieder dahin. Ich gebe aber zu, daß nicht ſo weſentliche Bedenken dagegen ſind wie gegen die Schaffung eines neuen Pfandbriefamtes, nachdem jetzt das brandenburgiſche Pfandbriefamt in Kraft getreten iſt. Immerhin könnte ſelbſtverſtänd⸗ lich jetzt die Aufſichtsbehörde auch ſagen: ihr habt ja das brandenburgiſche Pfandbriefamt, wartet nun einmal ab, was da kommt, und dann können wir ſpäter darüber ſprechen. Das ſind aber alles Fragen, die dahinſtehen. Ich weiß nicht, wie der Magiſtrat ſich zu dieſem Antrage ſtellen wird. Jedenfalls weiſt dieſer Antrag einen Weg zu einer weiteren Arbeit auf dieſem Ge⸗ biete. Von der Beratung direkt mit Wilmersdorf, muß ich erklären, verſpreche ich mir leider ſehr wenig. Ich perſönlich bin aber gern bereit, ſoweit ich im Magiſtrat dazu das Wort nehmen kann, dieſen An⸗ trag zu befürworten, und ich glaube auch, ſagen zu können, daß der Magiſtrat wohl beſchließen dürfte, mit Berlin Fühlung zu nehmen und nach dieſer Rich⸗ tung hin Schritte zu tun. Stadtv. Klau: Meine Herren! Bei der Unter⸗ ſuchung der Frage der Errichtung eines Pfandbrief⸗ amtes iſt es meiner Meinung nach eine Hauptfrage, ob wir nicht aus eigener Kraft des Charlottenburger Grundbeſitzes ein eigenes Pfandbriefamt errichten könnten. Ich bitte, auch dieſe Frage in Erwägung zu ziehen. Ob ein brandenburgiſches Pfandbriefamt geſchaffen wird oder ein Pfandbriefamt zuſammen mit Berlin in dem Sinne, wie Herr Kollege Haack ausgeführt hat, das wollen wir doch dahin⸗ geſtellt ſein laſſen. Wir wollen als erſte Hauptfrage betrachten: Iſt Charlottenburgs Grundbeſitz ſtark ge⸗ nug, ein eigenes Pfandbriefamt zu errichten? Zwei⸗ tens: Iſt ein Pfandbriefamt mit Berlin möglich? Drittens: Die Frage der Teilnahme bei dem Branden⸗ burger Pfandbriefamt. Ich glaube, daß die Stadt Charlottenburg ſelbſt ein Charlottenburger Pfand⸗ briefamt errichten kann. Stadtv. Dr. Liepmann: Ich möchte an die Aus⸗ führungen der Herren Vorredner eine weitere Bitte anſchließen, die ich vorhin ſchon ausgeſprochen habe, und von der ich hoffte, daß der Herr Magiſtrats⸗ vertreter mir eine Antwort darauf erteilen würde. Das iſt nämlich die Bitte um eine Aeußerung dar⸗ über, wie ſich der Magiſtrat zu der Frage ſtellt, ob nicht jetzt der geeignete Zeitpunkt iſt, eine gemiſchte Deputation einzurichten, um die ganze Frage des ſtädtiſchen Realkredits in Erwägung zu ziehen. Als Auskunftsmittel wäre auch der Vorſchlag des Kollegen Haack in Erwägung zu ziehen. Ich möchte den Ma⸗ giſtrat fragen, ob es nicht richtig wäre, dieſen ganzen Kompler von Fragen einmal in einer gemiſchten De⸗ putation in Beratung zu nehmen.