162 Stadtv. Dr. Liepmann (zur Geſchäftsordnung): Ich möchte nur feſtſtellen, meine Herren, daß ich allerdings auch die Anſicht für die richtige halte, daß bei Widerſpruch, ob es nun Majorität oder Mino⸗ rität iſt, es nicht angängig iſt, die Tagesordnung zu ändern, und ich möchte den Herrn Stadtver⸗ ordnetenvorſteher doch bitten, dieſe Praris, die bis⸗ her nicht befolgt worden iſt, in Zukunft auch zu be⸗ folgen. Vorſteher Kaufmann: Ich muß ſehr bitten, Kollege Liepmann. Sie ſind im Irrtum; ich habe in ſolchen Fällen jedesmal die Verſammlung gefragt, ob ſie ihre Genehmigung erteilt. (Zuſtimmung.) Wir kommen jetzt Punkt 3 der Tages⸗ ordnung: zu Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Re⸗ gulierung der Spandauer Chauſſee zwiſchen der Ahornallee und der Gemarkungsgrenze. — Druck⸗ ſachen 59, 75. (Die Beratung wird eröffnet.) Berichterſtatter Stadtv. Wagner: Meine Herren! Der Ausſchuß hatte ſich im allgemeinen mit der Vorlage und im beſonderen mit dem Vor⸗ ſchlage des vorigen Referenten zu befaſſen, ob es richtig wäre, vor die Kolonie Altweſtend eine Hoch⸗ baumaske eventuell 4 oder 5 geſchoſſig vorzulegen in den 4 Blocks, die Ihnen in einer Zeichnung dort im Hintergrunde des Saales vorgeführt werden. Der Ausſchuß hat lange getagt und lange darüber be⸗ raten; es ſind ſehr erregte Debatten geweſen, und er iſt ſchließlich in ſeiner großen Mehrheit gegen eine nur kleine Minderheit zu der Anſicht gekommen, daß man Altweſtend einen großen Schaden täte, wenn man ihm da eine Hochbaumaske vorlegte. Es wurde den Herren, die für dieſe Hochbaumaske ſprachen, entgegengehalten, daß es ſich ja im großen und ganzen eigentlich nur um einen Block handeln könne; ein Block gehört uns, die andern zwei haben nicht ſo große Straßenbreite, daß ſich das richtig ausnutzen läßt, es würde ſich alſo bloß um den von Weſten her befindlichen zweiten Block im großen und ganzen handeln. Der Ausſchuß empfiehlt Ihnen infolgedeſſen die Annahme der Magiſtratsvorlage. Wenn ich noch perſönlich auf einzelne Punkte eingehen darf, ſo möchte ich ſagen, daß in der Zwiſchenzeit bei einigen Mitgliedern eine gewiſſe Stimmung dafür aufgekommen iſt, dort an der Stelle doch die eventuellen Kellerläden wegzuſchaffen, die bei der jetzigen landhausmäßigen Bebauung viel⸗ leicht in Zukunft entſtehen könnten. Es iſt auch eine Stimmung vorhanden, eventuell den Birkenſtreifen auf der ſüdlichen Seite zu erhalten. Ich glaube aber, das ſollte für uns cura posterior ſein; wir ſollten die Sache jetzt nicht damit belaſten und ſehen, daß wir die Vorlage ſchnell annehmen, um nicht das größere Projekt für Nordweſtend zu gefährden. Ich halte überhaupt die Anſicht, daß die Spandauer Chauſſee eine große Ausfallſtraße werden könnte, worauf ſich alle Vorſchläge des Kollegen Harniſch und auch des Kollegen Wolffenſtein beziehen, für irrig. Ich glaube nicht, daß das in Zukunft geſchehen wird; wir gehen ſeit Generationen über dieſen Span⸗ dauer Berg hinweg, ohne daran zu denken, dieſen Sitzung vom 20. März 1912 Spandauer Berg auch einmal zu umgehen. Gerade in dem Bebauungsplan für Nordweſtend bietet ſich jetzt die Möglichkeit, mehr nördlich unten an der Bismarckwarte an dem zukünftigen Hafen vorbei eine gute Ausfallſtraße zu ſchaffen, und ich habe in der Tiefbaudeputation verſchiedentlich darauf hinge⸗ wieſen, daß dort eine ſehr viel ſchönere und nament⸗ lich ebene Straße geſchaffen werden könnte, nach⸗ dem ein guter Uebergang oder Unterführung über den Bahnkörper von der Sophie⸗Charlotten⸗Straße her gebaut ſein wird. Das gehört nicht unbedingt zu dieſer Vorlage, aber ich wollte hier doch auf dieſen Punkt hinweiſen. Es iſt im allgemeinen wohl zu begrüßen, daß der Ausſchuß dieſen Vorſchlag der Hochbaumaske ab⸗ gelehnt hat. Auf dieſe Weiſe werden die Herren, die dort in Weſtend ihre Villen in Ruhe genießen wollen, nicht geſtört werden, und für die Stadt und die Steuerzahler wird dieſe einzige Luft⸗Oaſe auch ein Vorteil ſein. Ich bitte um Annahme der Vorlage im Namen des Ausſchuſſes. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrag des Aus⸗ ſchuſſes, wie folgt: 1. Der Magiſtrat wird ermächtigt, die Regulie⸗ rung der Spandauer Chauſſee zwiſchen der Braunſchweigallee und der Ahornallee gleich⸗ zeitig mit der Regulierung der Spandauer Chauſſee zwiſchen der Braunſchweigallee und der Gemarkungsgrenze vorzunehmen, jedoch nicht früher, als bis ſich die Anlieger auf der Nordſeite zwiſchen Kaſtanienallee und der Ver⸗ längerung der Braunſchweigallee, ſowie auf der Südſeite zwiſchen Braunſchweig⸗ und Kirſchenallee verpflichtet haben, die auf ihre Fronten entfallenden Grunderwerbs⸗ und Regulierungskoſten für die volle Straßen⸗ breite zu zahlen. 2. Die Koſten der Regulierung ſind zunächſt vor⸗ ſchußweiſe dem Straßenregulierungsfonds zu entnehmen. Die Deckung des Vorſchuſſes er⸗ folgt, ſoweit Vereinbarungen über die Beitrags⸗ leiſtung gemäß Ziffer 1 Vorausſetzung für die Regulierung ſind, aus dieſen Beiträgen, ſoweit Vereinbarungen nicht Vorausſetzung für die Regulierung ſind, aus den ortsſtatutariſchen Beiträgen. Im übrigen ſind, ſoweit eine Ein⸗ ziehung von Beiträgen nach dem Ortsſtatut nicht möglich iſt, die Koſten in den Straßen⸗ bauetat zur Deckung des Vorſchuſſes einzu⸗ ſtellen.) Vorſteher Kaufmann: Wir kommen zu Punkt 4: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage der Aende⸗ rung des Gemeindebeſchluſſes über den ſtädtiſchen Arbeitsnachweis. Druckſachen 79 und 96. An Stelle des Kollegen Zietſch wird Kollege Stadthagen die Berichterſtattung übernehmen. (Die Beratung wird eröffnet.) Berichterſtatter Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Im Ausſchuß ſind die Fragen, die Kollege Zietſch neulich hier im Plenum aufgeworfen hat, ein⸗ gehend erörtert worden, und der Magiſtrat hat nach allen Richtungen hin befriedigende Auskunft gegeben. Kollege Zietſch hat erſtens einmal gefragt: von wem