164 Magiſtrat vorgeſchlagenen Jugendpfleger bereits an⸗ erkannt. Da die Entſcheidung der Regierung viel⸗ leicht ſpäter einmal für die Stadtverordnetenver⸗ ſammlung von Bedeutung ſein könnte, erlaube ich mir, den betreffenden Paſſus vorzuleſen. Er lautet wörtlich: Der Jugendpfleger würde von mir im Einvernehmen mit dem Magiſtrat zu ernennen ſein. Mit dem Vorſchlage der Ernennung des — kommt der Name des betreffenden Herrn zum Jugendpfleger bin ich einverſtanden. Mehr konnte aber die Stadt von der Regierung nicht erwarten. Als weiteres Moment für die Vorlage wurde im Ausſchuß angeführt, daß es ſich ja nur um ein Proviſorium von einem Jahre handele. Endlich er⸗ klärten die Herren Vertreter des Magiſtrats, daß der Magiſtrat bereit ſei, nach etwa Jahr einen aus⸗ führlichen Bericht über die bis dahin ausgeübte Jugendpflege zu erſtatten. Der Ausſchuß war in ſeiner Mehrheit der Meinung, daß dann die An⸗ gelegenheit definitiv zu regeln ſei. Aus allen dieſen (Gründen beantrage ich im Namen des Ausſchuſſes die unveränderte Annahme der Magiſtratsvorlage. Stadtv. Neumann: Meine Herren! Namens meiner Fraktion habe ich die Erklärung abzugeben, daß wir der Magiſtratsvorlage zuſtimmen. Dieſer Beſchluß iſt in unſerer Fraktion einſtimmig gefaßt worden, und wir freuen uns deſſen um ſo mehr, als es ſich hier um eine Vorlage handelt, die in erſter Linie der Volksgeſundheit dient, der praktiſchen Erziehung der Jugend im Turnen, in weiten Spazier⸗ gängen und im Spiel. Wir erblicken in der Ver⸗ bindung, die die Regierung hier mit der Kommune vorgenommen hat, ein nicht ungünſtiges Omen. Wir glauben, dadurch, daß der Jugendpfleger der Stadt Charlottenburg gleichzeitig auch Leiter der Zentralſtelle für den Bezirk Potsdam wird, die Ga⸗ rantie bekommen zu haben, daß hier auch unſeren Intentionen in der Jugendpflege gefolgt werden wird. Aus dieſen Gründen befürworten wir die Vor⸗ lage, und ich wiederhole noch einmal, daß der Be⸗ ſchluß von uns einſtimmig gefaßt worden iſt. Stadtv. Richter: Meine Herren! Auch die Be⸗ ratungen im Ausſchuß haben nicht dazu beitragen können, die ablehnende Haltung meiner Freunde gegenüber dieſer Vorlage umzuſtimmen. Gerade das Moment, das der Herr Berichterſtatter hier mit in die Debatte geworfen hat, die Denkſchrift des Kultus⸗ miniſters, beweiſt aufs entſchiedenſte, daß wir mit unſerm Standpunkte vollkommen im Rechte ſind. Denn wenn hier in der Denkſchrift geſagt wird, daß die Unterſtützung allen Beſtrebungen ohne Unter⸗ ſchied der Konfeſſion und des politiſchen Stand⸗ punktes zuteil werden ſoll, ſo kann man dieſe Aeuße⸗ rung mit einem parlamentariſchen Ausdruck nicht bezeichnen; ich meine nicht die Aeußerung des Herrn Berichterſtatters, (Heiterkeit) ſondern die Aeußerung des Herrn Kultusminiſters. Ich will alſo aus dieſem Grunde davon abſehen, das näher zu charakteriſieren. 7 Im übrigen, wenn die Herren von der andern Seite des Hauſes ſagen, ſie freuen ſich, daß hier etwas geſchaffen wird, was in erſter Linie der Volks⸗ Sitzung vom 20. März 1912 geſundheit dienen ſoll, ſo bin ich der Meinung, daß die Vorlage wohl der Volksgeſundheit dienen könnte, aber in erſter Linie nur beſtimmt iſt, den hurra⸗ patriotiſchen Beſtrebungen zu dienen. Im Ausſchuß ſind ja auch Bedenken nach der Richtung hin ge⸗ äußert worden, wenn die Stadt Charlottenburg der Regierung in dieſer Frage nicht entgegenkäme, würde der Herr Regicrungspräſident Veranlaſſung nehmen, bei anderen wichtigen Fragen, z. B. wenn es ſich um die Einrichtung eines Schwimmbades handeln ſollte, der Stadt ebenfalls Schwierigkeiten zu machen. Sie ſehen alſo, was man befürchtet, wenn man hier nicht entgegenkommend iſt. Das wird meine Freunde jedoch nicht hindern, nach wie vor die Vorlage ab⸗ zulehnen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Aus⸗ ſchuſſes, wie folgt: 3 Zur Beſoldung eines Jugendpflegers werden 600 %ℳ und zur Unterhaltung einer Zentral⸗ ſtelle für Jugendpflege 1000 ℳ — beides zu⸗ nächſt auf 1 Jahr vom 1. April 1912 ab aus dem Dispofitionsfonds bewillgt.) Vorſteher Kaufmann: Punkt 6 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Verſtärkung von Etatsnummern des Ord. Kapitel IX für 1911. — Druckſache 93. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: a) Zur Verſtärkung der Etatsnummer Ord. Kapitel IX Abſchnitt 2 Nr. 5 — Außerorden:⸗ liche Schneebeſeitigung — werden 28 000 , ) zur Verſtärkung der Etatsnummer OIrd. Kapitel IX Abſchnitt 2 Nr. 8 — Waſſerver⸗ brauch — werden 3500 %ℳm und c) zur Verſtärkung der Etatsnummer O d. Kapitel IX Abſchnitt 2 Nr. 11 — „es zunn Beſtreuen der Straßen — werden 781,11 ℳ aus dem Dispoſitionsfonds bewilligt.) Punkt 7 der Tagesordnung: Vorlage betr. Neueinteilung der Tauentzien⸗ und Kleiſtſtraße. — Druckſache 94. (Die Beratung wird eröffnet.) BVerichterſtatter Stadtv. Wagner: Meine Herren! Seit dem Jahre 1906 bemüht ſich der Magiſtrat, Sie zu veranlaſſen, zuzuſtimmen, daß die Straßenbahngleiſe aus dem Fahrdamm der Tauentzien⸗ und Kleiſtſtraße herausgenommen und ihnen ein eigener Straßenkörper angewieſen werde. Er hat dazu verſchiedene Gründe: Durch das viele Fahren der anderen Fuhrwerke auf den Gleiſen hat ſich der Aſphalt an den Gleiſen gelockert, und es ſind deshalb viele Reparaturarbeiten notwendig geweſen. Es entſtehen öfters Kolliſionen mit anderen Wagen, weil derſelbe Straßenkörper benutzt wird. Es iſt für die Paſſanten ſchwierig, den elektriſchen Wagen aus⸗ zuweichen, während ſie eine Inſel haben würden, auf die ſie ſich retten können, wenn die Straßenbahngleiſe einen eigenen Straßenbahnkörper haben würden. Es entſteht auch entſchieden ein größeres Geräuſch da⸗