166 iſt die neue Mittelpromenade kaum noch mit der früheren zu vergleichen. (Stadtv. Stein: Sehr richtig!) Abgeſehen davon, daß ſie außerordentlich ſchmal iſt, und daß ohne Vermittlung die elektriſchen Bahnen rechts und links vorbeiſauſen, iſt ſie doch auch durch die große Halle unterbrochen, die auf dem Witten⸗ bergplatz errichtet werden wird, und durch die die ſchöne Fernſicht, die man gerade an dieſem Schnitt⸗ punkte nach Oſten und nach Weſten hatte, vollſtändig genommen ſein wird. Wie die Verhältniſſe früher lagen, vor dem Be⸗ ginne des Baues der Untergrundbahn, beſtand aller⸗ dings eine Gefahr darin, daß die Paſſanten, welche in die elektriſche Bahn einſteigen wollten, entweder auf dem Fahrdamm warten oder im letzten Moment, wenn die elektriſche Bahn hielt, zwiſchen den Autos ſich hindurchwinden mußten. Daß das bei dem jetzi⸗ gen großen Verkehr nicht mehr angängig iſt, müſſen wir zugeben. Inſofern iſt es allerdings erwünſcht, daß die elektriſche Bahn an die Seiten der Mittel⸗ promenade verlegt wird, damit das Publikum auf den Bahnſteigen, die zwiſchen den Raſenſtreifen angelegt warten und von dort in Ruhe einſteigen ann. Aber ich glaube, wenn wir heute auf den Vor⸗ ſchlag zurückgreifen würden, die Mittelpromenade zu kaſſieren, ſo könnten wir das vielleicht verantworten, wenn wir ein Aequivalent dafür eintauſchten. Dieſes Aequivalent erachte ich darin, daß wir zwiſchen den Bürgerſteigen und den Fahrdämmen größere Flächen von vielleicht je 2 m Breite erhalten, die mit Raſen belegt und mit Bäumen bepflanzt werden, zwiſchen denen ſich auch Blumenbeete anlegen laſſen. Da ſich doch der Verkehr immer mehr auf die Bürgerſteige zu beiden Seiten hinziehen wird, hätten die Paſſanten dann den Schatten der Bäume und den ſchönen An⸗ blick des Raſens und der Beete. Haben wir aber die Beete in der Mitte, und die Promenade wird ſo ungünſtig, wie ſie vorgeſehen iſt, ſo wird ſie kaum benutzt werden; die Blumenbeete werden kaum zur Geltung kommen, abgeſehen davon, daß bei dem kleinen Raum zwiſchen dem Straßen⸗Niveau und der Decke der Untergrundbahn auf der Mittelpromenade doch kaum noch größere, Schatten ſpendende Bäume gepflanzt werden können; ſchon aus dieſem Grunde wird die Mittelpromenade kaum noch benutzt werden. Denn gerade im Sommer iſt ſie den größten Teil des Tages der Sonne ausgeſetzt, und ohne Schatten wird man da kaum gehen können. Ich glaube auch, daß wir vor allen Dingen noch die Parkdeputation darüber anhören müſſen, was ſich in dieſer Hinſicht tun laſſen wird. Ich begrüße es daher mit Freude, daß der Herr Berichterſtatter be⸗ 0. beantragt hat, die Parkdeputation hinzuzu⸗ ziehen. Stadtv. Stein: Meine Herren! An den Worten des Herrn Berichterſtatters habe ich hauptſächlich nur eins auszuſetzen; er ſagte: in den letzten Jahren haben ſich die Anſichten über die Benutzung der Mittel⸗ promenade geändert. Ja, meine Herren, wer ſoll ſich jetzt da hinſetzen, wo die Bauten ſind? Da kann ſich keiner hinſetzen! (Heiterkeit.) Alſo das ſpielt nicht mit, meine Herren. Wo Bau⸗ Sitzung vom 20. März 1912 buden ſind und die Handwerker mit Baumaterialien arbeiten, da kann ſich keiner mit ſeinem bloßen Leibe hinſetzen. (Große Heiterkeit.) Das ſpielt nicht mit. Meine Herren, der Herr Oberbürgermeiſter hat mir vor drei Jahren verſprochen, die Bäume ſollten möglichſt — „möglichſt!“ — beibehalten oder verſetzt werden. Es iſt ungefähr ſo ähnlich wie auf dem Kur⸗ fürſtendamm; da hat ſeinerzeit der Herr Syndikus auch geſagt: es ſind bloß ein paar Bäume, die da be⸗ ſeitigt werden ſollen. Na, wie viel die „paar“ ſind, meine Herren, das wiſſen wir. Eine ſolche rabiate Kenen unſeres Baumbeſtandes kann ich nicht illigen. (Sehr richtig!) Meine Herren, über die Einteilung der Straße werden wir uns ja im Ausſchuß einigen. Meine Freunde ſind der Anſicht, daß ein Ausſchuß von 15 Mitgliedern für die Sache durchaus notwendig iſt. Ich kann wohl gleich auf eins aufmerkſam machen: in der Tauentzienſtraße hat ſich die ſüdliche Seite als ſogenannte Gehſeite entwickelt, wie das in allen Hauptſtraßen von Groß⸗Berlin der Fall iſt; denken Sie an die Leipziger Straße, an die Bülow⸗ ſtraße, an die Linden uſw. Weshalb müſſen wir denn das Trottoir der Nordſeite ebenſo breit machen, wo lange nicht ſo viel Leute gehen? Es macht ſich von ſelber, daß auf der Nordſeite weniger Leute gehen, weil da im Sommer die Sonne iſt; da ſuchen die Leute, die in dieſer Straße verkehren, die andere Seite auf. Daß da zufälligerweiſe auch noch das Kaufhaus des Weſtens iſt, ſpricht ja auch mit. Auf der anderen Seite, auf der Nordſeite, ſind ja zwar auch ſchöne Schaufenſter, und man könnte ja ſagen: das iſt ein Kompliment für das KdW.; aber das Publikum ſucht bei jeder Straße eine Seite mit Vor⸗ liebe auf. Und warum ſollen wir das nicht benutzen? Wir können auf der anderen Seite eine ganze Menge von dem Trottoir abbrechen. Aber das ſind alles Sachen, die wir im Ausſchuß beſprechen können. Ich wünſche auch, daß die Parkdeputation be⸗ teiligt wird. Was die Parkdeputation vor drei Jahren geſagt hat, kann heute wohl nicht mehr mit⸗ reden. Die Parkdeputation iſt ausſchließlich dazu da, über die Bepflanzung der Straßen mit Bäumen und mit Schmuckpflanzen zu befinden. Meine Herren, wir haben mit vielen Koſten und Mühen uns jetzt endlich einen techniſch gebildeten Gartendirektor er⸗ kieſt — von dem hört man nichts! (Heiterkeit. — Zuruf: Das ſind die beſten, von 0 denen man nicht ſpricht!) Alſo da bitte ich dringend, daß zu dieſen Ausſchuß⸗ beratungen der Gartendirektor hinzugezogen wird — oder die ganze Parkdeputation — und ſich eingehend äußern möge. (Bravol) Stadtbaurat Bredtſchneider: Meine Herren! Da ich annehme, daß ein Ausſchuß gewählt wird und eine Ausſchußberatung ſtattfinden wird, kann ich mich ſehr kurz faſſen und mir weitere Ausführungen für den Ausſchuß vorbehalten.