Sitzung vom 20. März 1912 Herrn Stadtw. Stein möchte ich bemerken, daß die Parkdeputation und im ſpeziellen der Garten⸗ direktor gefragt worden ſind und daß ſich der Herr Gartendirektor mit dem vorliegenden Entwurf ein⸗ verſtanden erklärt hat; er beabſichtigt, die Promenade in der Mitte ein klein wenig zu verſchmälern und gegen die Gleiſe durch niedrige Hecken abzuſchließen; im übrigen ſollen zu beiden Seiten jedes Gleiſes Blumenanlagen hergeſtellt werden, (Rufe: Lauter! — Stadtv. Stein: Ich bin taub! — Heiterkeit) ähnlich wie in der Hardenbergſtraße. Ueber die Vernichtung der Straßenbäume am Kurfürſtendamm will ich mich hier nicht des Längeren auslaſſen. Die Projekte für die Untergrundbahn ſind ja beſchloſſen, ſie haben der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung vorgelegen, und wir alle wußten, was am Kur⸗ fürſtendamm an Bäumen zu beſeitigen, und was nicht zu beſeitigen war. (Stadtv. Stein: „Einige wenige“!) Im übrigen iſt man in verſchiedenen Kreiſen anderer Anſicht, (Sehr richtig!) die dahin geht, daß die Bäume am Kurfürſtendamm viel zu wild wachſen, (Hört! hört!) und es iſt ſchon angeregt worden, ob es nicht richtiger wäre, zu beiden Seiten des Reitweges, namentlich wenn es möglich wäre, ihn zu beſeitigen — und Be⸗ ſtrebungen nach dieſer Richtung ſind ja im Gange geweſen — eine große Anzahl von Bäumen zu be⸗ ſeitigen und an ihrer Stelle gärtneriſche Anlagen herzuſtellen. Aber wie geſagt, die Anſichten ſind ver⸗ ſchieden, und ich kann auch die Beſtrebungen ver⸗ ſtehen, die auf die Erhaltung der Bäume ge⸗ richtet ſind. Herr Stadtv. Stein iſt der Auffaſſung, daß es möglich wäre, die Anlage in der Tauentzien⸗ und Kleiſtſtraße erzentriſch anzulegen, ſo daß der Mittel⸗ ſtreifen, entweder mit Straßenbahngleiſen oder mit einer Promenade, aus der Straßenachſe heraus nach einer Straßenſeite verſchoben wird, nach der Nord⸗ ſeite zu. Ich glaube, das würde einerſeits mit Rück⸗ ſicht auf die Kaiſer⸗Wilhelm⸗Gedächtniskirche, anderer ſeits mit Rückſicht auf das Mittelbauwerk, das dem⸗ nächſt auf dem Wittenbergplatz über der Halteſtelle der Untergrundbahn errichtet werden wird, und auf den Bahnhof Nollendorfplatz nicht zweckmäßig ſein. Ich glaube, die exzentriſche Anlage würde für den Ausblick auf dieſe Gebäude ſtörend wirken. Was nun die Baumpflanzungen in der Tauentzien⸗ und Kleiſtſtraße anbetrifft, ſo möchte ich darauf hinweiſen, daß die Tunnel der Untergrund⸗ bahn in der Tauentzienſtraße an einigen Stellen nicht allein unter dem Mittelſtreifen und den Fahrdämmen hergeſtellt worden ſind, ſondern daß ſie auch die Bürgerſteige in einer gewiſſen Breite in Anſpruch nehmen, ſo daß hier, wenn die Bürgerſteige in ihrer bisherigen Breite wiederhergeſtellt werden, neben der Bordkante Bäume nicht wachſen würden, da ſie über den Tunneln gepflanzt werden müßten. Sollen die Bäume auf den Bürgerſteigen gedeihen, ſo müßten ſie 167 näher an die Baufronten herangerückt werden und dort eingepflanzt werden, wo Tunnel nicht vorhan⸗ den ſind. Dann aber würden ſie nicht mehr an der Bordkante ſtehen, ſondern im Bürgerſteige etwa 3 m von der Bordkante entfernt. Legt man alſo Wert auf eine Bepflanzung der Bürgerſteige, ſo muß man die Bordkante in die Nähe der Stelle heranſchieben, wo die Bäume die Möglichkeit für ein Gedeihen finden, und dann kommt man auf dieſenige Breitenbemeſſung der Bürgerſteige, die wir in unſerem Entwurf vor⸗ geſehen haben. Stadtv. Mottek: Meine Herren! Die Vorlage hat uns ſchon im Jahre 1909 beſchäftigt. Aber da⸗ mals war ſie mit einer Vorlage über die Verlegung der Schienen in der Berliner Straße verbunden. Die Stadtverordnetenverſammlung hatte die Verlegung der Schienen in der Tauentzienſtraße abgelehnt, wäh⸗ rend ſie mit der Verlegung in der Berliner Straße einverſtanden war. Ich hatte damals den Eindruck, als ob die Straßenbahn⸗Geſellſchaft uns durch dieſe Verlegung der Schienen in der Berliner Straße die Verlegung derſelben in der Tauentzienſtraße mund⸗ gerecht machen wollte, und da letztere dann abgelehnt wurde, hörte man auch nichts mehr von der Ver⸗ legung in der Berliner Straße; die Sache iſt im Sande verlaufen. Ich möchte deshalb um Aufſchluß bitten, was aus der Sache in der Berliner Straße werden ſoll. Vielleicht werden die Herren im Aus⸗ ſchuß darüber Auskunft erhalten. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Wagner (Schlußwort): Der Herr Baurat hat uns hier geſchildert, daß dort Hecken und einige Gartenanlagen hinkommen ſollen. Ich möchte nur kurz damit ſchließen, daß ich mir nach dem, wie ich die Zeichnung verſtehe, nicht vorſtellen kann, daß das in beträchtlicher Breite überhaupt mög⸗ lich iſt. Natürlich die Worte des Herrn Baurats in Ehren — aber wir werden uns ja im Ausſchuß noch näher darüber unterhalten können. (Die Verſammlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 15 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Dr. Byk, Dunck, Haack, Jaſtrow, Imberg, Klau, Laskau, Mann, Scharnberg, Stein, Stulz, Vogel, Wagner, Wenzke und Wolffenſtein.) Vorſteher Kaufmann: Das Protokoll der heutigen Sitzung vollziehen die Herren Kollegen Dr. Damm, Neumann und Scheel. Wir kammen zu Punkt 8 der Tagesordnung: Vorlage betr. Unterſtützung höherer privater Mädchenſchulen. Druckſache 95. (Die Beratung wird eröffnet.) Berichterſtatter Stadto. Otto: Meine Herren! Ich hatte die Abſicht, Ihnen zu empfehlen, Ihre Stellung zu der Vorlage ohne Ausſchußberatung ein⸗ zunehmen. Nachdem ich aber in Erfahrung gebracht habe, daß von einem Teile dieſer Verſammlung eine Ausſchußberatung für die Angelegenheit gewünſcht wird, habe ich natürlich dagegen nichts einzuwenden und ziehe für mich inſofern nur die Konſequenzen, als ich mich hier im Plenum etwas kürzer faſſe, als ich mich ſonſt gefaßt haben würde.